Schatten der Angst (German Edition)
die Kette mit beiden Händen und keuchte vor Schmerz, als das Metall in ihre offenen Wunden schnitt. Ihre Handflächen waren zerkratzt und blutverschmiert von ihren vergeblichen Versuchen, die Kette aus der Verankerung zu lösen. Bislang hatte sich der sture Metallring keinen Millimeter bewegt. Alles, was sie erreicht hatte, war, Staub aufzuwirbeln, als die Kette auf den Boden aufgeschlagen war. Aber aufgeben kam nicht infrage. Wenn sie das tat, würde Logan sich die Schuld an ihrem Tod geben.
Sie mochte sich kaum vorstellen, was er gerade durchmachte. Zehn Jahre lang hatte er befürchtet, dass der Mörder, den er versehentlich hatte laufen lassen, einem weiteren Menschen wehtun würde. Jetzt wusste er, dass das tatsächlich geschehen war und dass sie eines seiner Opfer gewesen war.
Wenn sie das hier nicht überlebte, würde er sich den Rest seines Lebens Vorwürfe machen. Sie durfte nicht aufgeben. Sie musste es schaffen – Logan zuliebe.
Sie kauerte sich auf den Boden, wickelte die Kette um ihre Hände und stützte die Füße an der Wand ab.
Eins.
Zwei.
Drei. Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen die Wand und biss die Zähne zusammen, als der scharfe, brennende Schmerz durch ihre Handflächen zuckte. Ihre Beine zitterten, und ihre Oberschenkel verkrampften sich, doch sie kämpfte gegen den Schmerz an und bog vor Anstrengung keuchend den Rücken durch. Der Holzfußboden knarrte. Hatte sich der Metallring bewegt, wenigstens ein winziges bisschen? Der Hoffnungsschimmer, der in ihr aufflammte, ließ sie noch heftiger ziehen, doch schließlich verweigerten ihre Armmuskeln die Mitarbeit. Ihre Finger rutschten ab, sie kippte nach hinten und schrie laut auf, als sie mit dem Hinterkopf auf dem harten Boden aufschlug.
»So ein Mist.« Wütend schmetterte sie die Faust auf den Boden und rieb sich den Hinterkopf. Tränen brannten unter ihren Augenlidern und schnürten ihr die Kehle zu. Es wäre so leicht, einfach aufzugeben, sich auf den Boden zu legen und das Unvermeidliche abzuwarten. Bevor sie Logan getroffen hatte, hätte sie genau das getan. Sie hätte das Gefühl gehabt, dieses Schicksal verdient zu haben, weil sie es Dana schuldig war.
Doch Logan hatte dafür gesorgt, dass sie wieder Selbstvertrauen gewonnen hatte. Er hatte ihr gezeigt, dass sie ein wertvoller Mensch war und dass sie keine Schuld an Danas Tod trug. Und dass sie die Chance auf ein neues Leben verdiente, die Chance auf Glück. Die Verantwortung für Danas Tod trug einzig und allein der Mann, der sie umgebracht hatte. Logan hatte das für sie getan, er hatte ihr ihr Leben zurückgegeben. Und nun war der Moment gekommen, sich zu revanchieren. Sie musste es schaffen, sich zu befreien, und Logan das lehren, was er ihr beigebracht hatte. Er musste lernen, sich zu vergeben. Er verdiente es ebenfalls, wieder glücklich zu werden.
Sie atmete tief ein und musste husten, als die feuchte Luft in ihre gemarterte Lunge eindrang. Wieder stemmte sie die Füße gegen die Wand, biss die Zähne zusammen, als ein scharfer Schmerz durch ihre Handfläche fuhr, und hob die schlaffe Kette an.
Eins.
Zwei.
Drei.
Ziehen.
Die Sonne ging unter und mit ihr Logans Hoffnung, Amanda lebend zu finden. Er und Pierce waren zu dem Park gefahren, in dem O’Donnell getötet worden war, doch dort wimmelte es bereits von Freiwilligen, die jeden Zentimeter absuchten.
Sie fuhren zu Amanda, konnten aber keinen Hinweis darauf entdecken, dass jemand bei ihr gewesen war, seit die Polizei vor ein paar Tagen die Ermittlungen im Haus abgeschlossen hatte.
Sie hatten die Interstate 10 genommen und waren zu der Eigentumswohnung gefahren, die als Unterschlupf bestimmt war. Obwohl die Feuerwehr Wasserschläuche eingesetzt hatte, um das Blut vom Parkplatz zu waschen, war immer noch ein dunkler Fleck zu sehen. Logan wappnete sich gegen den Schmerz, der ihn durchzuckte, und steuerte den Mustang zum Wald, der an den Eigentumswohnungskomplex angrenzte.
Zusammen suchten Pierce und er den Wald ab, doch sie konnten keine frischen Spuren entdecken, die darauf hingedeutet hätten, dass der Mörder Amanda dort aufgelauert oder sie nach dem Überfall dorthin verschleppt hatte.
FBI-Agenten hatten sowohl Bennetts Apartment als auch Rileys Haus, das außerhalb der Stadt lag, durchsucht, jedoch keine Spur von Amanda gefunden. Riley wurde immer noch vermisst. Logan hatte ihn landesweit zur Fahndung ausgeschrieben und alle verfügbaren Polizeikräfte angewiesen, sowohl nach David Riley als auch nach Tom
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