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Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu diesem Augenblick nicht bemerkt, wie außerordentlich stattlich er war. Sein schneeweißes Baumwollhemd war frisch gebügelt, die dunkelblauen Jeans funkelnagelneu. Eine Pistole hatte er dieses Mal nicht dabei. Seine Stiefel waren von Schmutz, Schlamm und Staub gesäubert. Regina glaubte, den Hauch eines angenehmen, herben Eau de Cologne wahrzunehmen.
    Er ertappte sie dabei, dass sie ihn anstarrte. Als Reaktion darauf lächelte Regina, denn sie freute sich, ihn zu sehen.
    Keinen Augenblick hatte sie vergessen, dass er sie gerettet und sich ihr auch als Beschützer angeboten hatte. Doch Slade lächelte nicht zurück, sein Blick gab ihr Rätsel auf. Was er auch dachte, er behielt seine Gedanken für sich.
    Gestern noch hatte er heftige Leidenschaft bekundet, die er aber heute unter strenger Kontrolle hielt und gänzlich mit einem Schutzwall umgeben hatte.
    »Da ich die Patientin jetzt untersucht habe, mache ich mich wieder auf den Weg«, rief der Doc fröhlich von dem Platz nahe. dem Bett, wo er noch stand.
    Regina erschrak. Sie hatte ganz vergessen, dass er noch da war. Er schien nicht einmal erstaunt über die Auseinandersetzung zu sein, oder auch nur im geringsten peinlich berührt. Rick begleitete ihn zur Tür und bedankte sich.
    Slades Blick glitt über sie hinweg, was ihre Haut zum Prickeln brachte. Ruhig fragte er: »Was hat der Doc gesagt?
    «
    »Dass ich vermutlich nach einiger Zeit wieder gesund werde.«
    Darauf erwiderte Slade nichts. Rick kam zu ihnen zurück. Regina war sich Slades Gegenwart intensiv bewusst und hatte nur noch wenig Appetit. Sie goss beiden Männern Kaffee ein, fragte sie, wie sie ihn haben wollten, und machte ihn dann für sie zurecht. Während sie vorgab zu essen, nippten beide Männer schweigend an ihrem Kaffee und warteten, bis sie fertig war. Rick saß auf dem einzigen anderen Stuhl mit ihr am Tisch, während Slade sich an die Kommode hinter ihr lehnte. In der tödlichen Stille des kleinen Hotelzimmers war sie sich mit aller Macht der Gegenwart Slades bewusst. Er wirkte stark und bestimmend, und sie konnte spüren, wie er sie beobachtete. Das erinnerte sie an einen Tiger, den sie früher einmal in einem Zoo gesehen hatte. Er war gefährlich, wenn man ihn herausließ, unerforschlich hinter den Gitterstäben, ein Raubtier, wenn man ihn reizte.
    »Elizabeth«, begann Rick, als sie fertig war. »Gestern abend konnten wir nicht richtig miteinander sprechen. Aber wir müssen jetzt reden, denn ich fahre heute nach Miramar zurück.«
    Regina erschrak. Seine Worte machten ihr klar, wie ungewiss ihre Lage war. Rick wollte nach Miramar zurück. Sie konnte nur annehmen, dass das auch für Slade galt. Wo sollte sie dann bleiben? Sie umklammerte ihre Serviette.
    Wäre James am Leben, dann würde sie mit ihnen gemeinsam zu ihrer Hochzeit fahren. Aber James war tot. Wo sollte sie hingehen, was tun? Am Abend zuvor hatte Rick ihr alle Fragen über ihr Zuhause beantwortet. Sie war in San Luis Obispo aufgewachsen, hatte aber seit ihrem dreizehnten Lebensjahr eine exklusive Schule für junge Damen in London besucht. Ihr Vater war letztes Jahr gestorben, und ihre Stiefmutter hatte wieder geheiratet.
    Regina fragte sich, ob ihre Stiefmutter sie wohl in ihrem Haus aufnehmen würde.
    »Ich denke, dass ich heimfahre«, sagte sie unsicher und drehte sich dabei so, dass sie Slade ansehen konnte. Ihr fragender Blick traf mit seinem zusammen.
    Aber er sagte nichts und blickte grimmig drein.
    »Genau darüber möchte ich mit Ihnen sprechen«, meinte Rick. »Ich halte es für keine gute Idee, dass Sie jetzt reisen, solange Sie Ihr Gedächtnis nicht wiederhaben, vor allem nicht allein.«
    Darin stimmte sie ihm von ganzem Herzen bei. Der Gedanke, in diesem Zustand auch nur eine kurze Strecke allein zu reisen, bereitete ihr Unbehagen. In Wirklichkeit ging es aber um mehr. Sie war bereits dabei, sich hier eine Nische einzurichten. Ein Zuhause bestand zurzeit nur in ihrer Vorstellung, die eigentlich verlockend hätte sein sollen, ihr aber unter den gegebenen Umständen nur wenig Trost spendete. »Ich denke«, sagte sie langsam und hatte dabei das Bedürfnis, Slade anzublicken, der immer noch hinter ihr stand, »wenn meine Begleiterin sich erholt hat, können wir zusammen reisen.«
    Rick zögerte. »Mrs. Schroener ist gestern gestorben, nachdem der Zug eingefahren war - bevor Sie und Slade hier angekommen sind.«
    Regina war entsetzt.
    »Ich könnte Sie jederzeit mit einem meiner jungen nach Hause schicken«, sagte

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