Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Miguel aufgezogen. Als Kinder tobten wir zusammen herum und schlossen Freundschaft. Aber machen wir uns nichts vor.
    George war sich immer darüber im klaren, dass es Unterschiede zwischen uns gibt. Ich war der Erbe von Miramar, während er als Waise in unserer Weinkellerei arbeitete. Damals war mein Vater so etwas wie einer der alten spanischen Dons der Vergangenheit. Er galt als der wichtigste Mann im ganzen County, und jeder kannte ihn. Das Gesetz hörte auf ihn, ganze Orte hörten auf ihn. Ohne seine Zustimmung konnte man nicht einmal atmen.
    Verstehen Sie, was ich meine?«
    Regina nickte beeindruckt.
    »Doch George war intelligent, das muss man ihm lassen. Mit sechzehn ging er fort und eröffnete ein Geschäft in San Luis Obispo. Er machte aber nicht als Kaufmann ein Vermögen, sondern mit Grundstücksspekulationen, lange bevor alle anderen auf diesen Zug aufsprangen. In den frühen achtziger Jahren sah er bereits die Eisenbahn kommen. Wir sind in Kontakt geblieben, und eines Tages haben wir beschlossen, unsere Familien miteinander zu verbinden. Dadurch würde George für seinen Enkel -Ihren Sohn - bekommen, was er immer für sich gewollt hatte: Herr über Miramar und der wichtigste Mann zu sein.«
    Jetzt begriff Regina. Sie empfand Sympathie mit dem Mann, der als Waise aufgewachsen und daher entschlossen war, für seine Familie Land, gesellschaftliche Stellung, Macht und Wurzeln zu sichern, all das, was Miramar bieten würde. Durch sie, seine Tochter, wollte er das erreichen. Für jemanden wie James war sie natürlich nur deswegen als Braut annehmbar, weil sie eine reiche Erbin war. Es stand außer Frage, dass Rick seinen Sohn nicht mit ihr verlobt hätte, wenn George kein Geld hinterlassen hätte. So weit wäre die Freundschaft nicht gegangen. Aber Regina akzeptierte das als den Lauf der Dinge. Dadurch stellte sie fest, dass sie so etwas wie eine weltoffene junge Frau war, was ihr einen weiteren Anhaltspunkt über ihren Charakter gab. Sie fühlte Mitleid mit ihrem Vater, an den sie sich nicht erinnern konnte, denn seine Träume waren mit James gestorben.
    »George und ich waren wie Brüder«, erzählte Rick. »Er ist nun tot, und James ist tot, aber Sie können auf mich zählen, Elizabeth. Sie können darauf vertrauen, dass ich wie ein Vater zu Ihnen sein werde.«
    Regina konnte nicht umhin, gerührt zu sein. Da sie seinen Sohn nicht mehr heiraten und damit in die Familie aufgenommen werden würde, müsste sich Rick ihr gegenüber nicht so entgegenkommend verhalten, wie er es tat.

    »Danke.«
    Slade hatte aufgehört, gegen die Kommode hinter sich zu treten, doch jetzt schlug er donnernd ein einziges Mal dagegen, als ob er die beiden anderen auf seine Anwesenheit aufmerksam machen wollte. »Mein Vater, Herr Freundlichkeit in Person.«
    Rick sprang auf. »Hast du irgendetwas zu sagen?«
    Slade kam abrupt auf die Füße. »Nein, aber du vielleicht? Willst du noch etwas ergänzen?«
    Regina betrachtete die beiden Männer mit angstvollem Erstaunen und fragte sich, ob sie handgreiflich werden würden, denn beide waren wütend. Sie selbst hatte die Andeutung, die in Slades Frage verborgen lag, nicht verstanden.
    »Laß sie in Ruhe«, verlangte Rick.
    »Ach, jetzt möchtest du also, dass ich sie in Ruhe lasse!«
    Rick beherrschte sich. Als er sich Regina zuwandte brachte er sogar ein Lächeln zustande. »Ihr Daddy würde sich im Grab umdrehen, wenn ich mich nicht um Sie kümmern würde.«
    Regina blickte Rick an, der sie jetzt mit einem warmen Lächeln bedachte, dann sah sie zu Slade, der nicht lächelte.
    Was, um Himmels willen, ging da vor sich? Blieb ihr denn eine Wahl?
    »Danke«, sagte sie und entschied sich damit für die einzige Möglichkeit. »Ich werde Ihr gastfreundliches Angebot für eine Weile annehmen.« Es- war ihr unmöglich, gelassen zu sprechen. Innerlich zitterte sie und hatte Angst, Slade anzusehen und seine Reaktion auf ihre Entscheidung mitzubekommen. Irgendwie war es ihr wichtig geworden, dass er seine Zustimmung nicht nur zu ihrer Entscheidung, sondern vor allem zu ihrer Person gab.
    Aber sie glaubte nicht daran, und seine nächsten Worte bestätigten ihre Ängste.
    »Ich denke, damit ist die Angelegenheit geregelt«, sagte Slade düster. »Laß mich raten. Du willst jetzt weg, Dad.
    Stimmt's? Und du willst sicher, dass ich unseren Gast nach Miramar begleite, wenn er fertig ist.«
    Rick machte ein böses Gesicht. »Glaubst du, dich dazu herablassen zu können?«
    Darauf gab Slade keine Antwort.

Weitere Kostenlose Bücher