Schatten Der Erinnerung
merkte, dass er unerbittlich blieb.
Reginas Finger gruben sich in ihre Handflächen. Ihre schockierende Fantasie wallte wieder in ihr auf. Dabei stellte sie sich erneut vor, wie er ihr die Kleider vom Leib riss und sie umarmte. Sie vermochte den Blick nicht von ihm abzuwenden und war sich vollkommen bewusst, eine weitere, unabsehbar gefährliche Aufforderung dadurch auszusprechen, dass sie regungslos dastand und sich auch nicht abwandte.
Slade setzte sich in Bewegung. Geschmeidig kam er zu ihr und streckte ihr die Hände entgegen. Sie bebte, und ihr Herz blieb fast stehen. In Erwartung dessen, was kommen würde, hätte sie fast aufgeschrien. Sekundenlang war sie wie gelähmt. Dann packte sie seine nackten Arme. Ihre Brüste drückten sich gegen sein Hemd. Da erstarrte auch er.
Unter ihren weichen Händen fühlte sie die Kraft seiner Arme, die Stärke seines Körpers und die Erregung, die ihn wie ein heißer Lebensdraht durchströmte. Die Atmosphäre um sie herum war geladen mit Versuchung. Hätte er ein Streichholz angezündet, dann hätte höchstwahrscheinlich die Luft selbst Feuer gefangen, dachte Regina.
»Elizabeth.« Seine Stimme hatte einen unerträglich intimen Klang. Seine rauen Hände legten sich auf ihren Rücken und glitten zu ihren Schultern hoch. Eine Woge von Empfindungen, wie sie sie noch nie zuvor erlebt hatte, schlug über ihr zusammen. Ihre Blicke trafen sich.
Hier war es, das dunkle Verlangen, das sie bereits bemerkt hatte. So unverhüllt und heftig trat es zutage, dass es sie ängstigte und zugleich faszinierte. Mit einem leichten Stöhnen packte sie ihn fester, wohl wissend, dass sie das nicht tun sollte, aber bereit, sich hinzugeben.
Auch ihm war das klar, sie konnte es in der Glut seiner Augen lesen. Sie klammerte sich an ihn und wartete darauf, dass er sie nehmen würde. Statt dessen griff er unter ihr Hemd, und einen Augenblick später fielen die schweren Röcke auf ihre Knöchel herab. Sofort ließ er sie los und zog sich zurück. Mit einem kleinen Schluchzer vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. Sein männlicher, aufreizender Geruch, der von seinem Hemd kam, stieg ihr in die Nase.
Das gab ihr den Rest.
Er warf ihr seinen Poncho und die Decke zu. Mechanisch fing sie beides auf. Sein Ausdruck war angespannt, er sah sie nicht an. »Lassen Sie uns hier verschwinden, bevor Sie eine Lungenentzündung bekommen.«
Regina hatte weder die Kraft noch die Absicht, sich aufzulehnen. Zitternd wickelte sie die Decke um sich und zog unbeholfen seinen Poncho über. Der Umhang war gefüttert und angenehm warm. Er roch eindringlich nach ihm, und sie zog ihn und die Decke eng um sich.
Als sie vorwärtsgehen wollte, gaben ihre Knie nach, und mit einem Wehlaut fiel sie gegen Slade. Ihre Füße waren von der endlos langen Wanderung völlig aufgerieben. Sofort kniete Slade vor ihr nieder und zog ihr die Schuhe aus. Regina schrie auf.
»Um Gottes willen«, sagte er kurz angebunden. »Sie müssen mich ja ganz schön hassen, wenn Sie mit solchen Blasen weiterlaufen wollten.«
»Nein«, flüsterte sie, den Tränen nahe. Sie sprach über seinen Kopf hin. »Ich hasse Sie nicht.«
Falls er sie gehört haben sollte, ließ er sie das nicht merken. Er hob sie in seine Arme hoch und schritt in die Nacht hinein. Der Regen peitschte heftig, der Wind heulte, und die Äste um sie herum tanzten in wilder Raserei. Slade setzte sie auf sein Pferd und sprang hinter ihr in den Sattel.
Unvermittelt hob er sie quer vor sich auf seinen Schoss und presste ihr Gesicht an seine Schulter. »Halten Sie durch«, überschrie er den Wind und legte einen Arm fest um ihre Taille.
Das musste er nicht zweimal sagen. Sie begrub ihre Wange an seiner Brust und schlang die Arme um ihn. Ob diese Nacht je zu Ende gehen würde?
Sie wollte nicht daran denken, was geschehen und was nicht geschehen war. Sie versuchte sich gegen die Wärme und Kraft dieses Mannes zu wehren, der sie ebenso festhielt wie sie ihn. Aber es gelang ihr nicht. Er gab dem Pferd die Sporen, und sie galoppierten in den Sturm hinein, zurück nach Miramar.
Slade trug Regina im strömenden Regen über den Hof. Im Gegensatz zu ihm war sie durch seinen Umhang geschützt. jetzt war er es, der durchweicht war. Die Haare klebten ihm am Kopf, das Wasser rann in Bächen an seinen Armen und an seiner Brust herunter, seine Weste war schwer und vollgesogen, die Hosen klatschten um seine Beine.
Rick erschien in der Esszimmertür. »Du hast sie gefunden!« rief er
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