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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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gekonnten Bewegungen reichte uns
Jessica zwei Sektgläser. »Hier, damit ihr nicht auf dem Trockenen sitzt. Aber
Vorsicht, der ist alkoholfrei.«
    »Mit wäre mir jetzt eindeutig lieber«,
gestand ich Jessica und sprach dabei so leise, dass nur sie es hören konnte.
    »Es geht doch nichts über die
Solidarität mit der werdenden Mami«, flötete sie vergnügt, so dass auch ja alle
es hören konnten. Ich spürte, wie etwas Kaltes, Metallenes meine Hand berührte
und sah den Flachmann, den sie mir gekonnt, verdeckt mit ihrem eigenen Körper,
übergab. »Bist ja schließlich nicht die Einzige, die jemanden hier den Löwen
zum Fraß vorsetzt.« Flüchtig schaute sie Richtung Sofa, dort wo ihre bessere Hälfte saß und zwinkerte mir zu.
    »Danke«, flüsterte ich.
    »Nicht dafür mein Schatz.« Ihr zarter
Kuss streifte meine Wange und flink entschwand sie wieder an Christophs Seite.
    »Ist dir meine Anwesenheit so
unangenehm, dass du sie dir schön trinken musst?«, fragte mich Michael einen
Wimpernschlag später. Anscheinend hatte er unseren kleinen Tauschhandel doch
bemerkt. Ich hoffte, er blieb damit der Einzige.
    »Nein, gewiss nicht. Aber die
Anwesenheit der anderen schon.« Ich schenkte ihm ein Lächeln und spürte, wie er
behutsam seinen Arm um meine Hüften legte. So lange schon hatte ich so etwas
nicht mehr gespürt und sofort breitete sich eine feine Gänsehaut über meinen
gesamten Körper aus. Und mit dem Gefühl kam die Dankbarkeit darüber, dass er
hier war und mich nicht allein ließ.
    Ich ließ den Blick über die anderen
Anwesenden gleiten. Viele Gesichter kannte ich – die allseits Bekannten, die
man immer nur auf einer Party traf, Freunde von Natascha, denen ich bisher ein
oder zweimal begegnet war und Alexander, der in der gesamten Szenerie genauso
fehl am Platz wirkte wie ich.
    Er stand etwas abseits und
beobachtete das Schauspiel. Es schien ihm noch schlechter zu ergehen als mir.
Er liebte Natascha, das wusste ich, aber dies hier war vielleicht ein zu großes
Zugeständnis. Immer wieder betrachtete er sie, sah ihr dabei zu, wie sie
unaufhörlich durch den Raum wirbelte. Und wann immer sie gewillt war, etwas zu
heben, war er zur Stelle und nahm es ihr ab. Alexander würde ein fantastischer
Vater werden. Wobei ich befürchtete, dass ihn die Auseinandersetzung mit
Natascha über die richtige Art und Weise der Erziehung mehr Kraft rauben würde,
als die schlaflosen Nächte frisch gebackener Eltern.
    Ein paar Gespräche später hatte sich
die versammelte Belegschaft in zwei Lager aufgeteilt. Während die Frauen
tratschend auf den Sofas saßen und dicht gedrängt vor sich hin plapperten,
standen die Männer am Rand und begutachteten alles mit gebührendem Abstand. Unter
ihnen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, als wäre er nie wo
anders gewesen, stand Michael.
    Es war mir ein Rätsel. So oft schon
hatte ich es beobachten können, doch noch immer weckte es in mir mehr Fragen
als Antworten. Wo auch immer er hinkam, egal ob ihn die Menschen kannten oder
nicht, innerhalb weniger Augenblicke war er ein Teil von ihnen. Er schenkte
seinen Gesprächspartnern immer die volle Aufmerksamkeit, zumindest schien es
dem jeweiligen Gegenüber so zu ergehen und so öffneten sie ganz von selbst ihre
Herzen. Er musste sich nicht einmal anstrengen, um in einer fremden Umgebung
Anschluss zu finden und in den meisten Fällen wurde er über kurz oder lang zu
ihrem Zentrum. Als wäre er der Mittelpunkt der Welt, wollten alle sich mit ihm
unterhalten oder etwas mit ihm zu tun haben.
    Wie sehr ich ihn beneidete. Während
ich in einem Haufen kreischender Weiber gefangen war, konnte er sich genüsslich
mit Christoph unterhalten, dem es bei diesem Gespräch sichtlich besser erging,
als zuvor auf der Couch. Immer wieder suchte ich hilfesuchend Michael eisblauen
Augen und immer wieder kreuzten sich unsere Blicke. Manchmal lag Mitleid in
seinen Augen aber zumeist sah er einfach nur amüsiert aus. Ich kam mir vor, wie
das schwarze Schaf in einer weißen Herde, weil ich nicht bei jedem der endlos
andauernden Spiele freudig quickte wie ein Schwein.
    Nach gefühlt endlosen Stunden war es
endlich vorbei – ich war frei, zumindest was diese glucksenden Hennen anging
und ging zu den Männern herüber. Unauffällig reichte mir Michael den Flachmann
und ich gönnte mir, abgeschirmt durch seine breiten Schultern, einen tiefen
Schluck.
    »War das nicht ein Riesenspaß?«,
witzelte er und erhob sein Glas.
    »Wenn du mir nochmal so

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