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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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dumm kommst,
dann kannst du alleine nach Hause gehen, das schwör ich dir!«, zischte ich
zurück und spürte ad hoc seine Hand an meinem Rücken. Er zog mich zu sich, so
dass sich unsere Gesichter fast berührten.
    »Als ob ich das zulassen würde«,
entgegnete er und ließ mich im selben Moment auch schon wieder los, so dass ich
beinah das Gleichgewicht verloren hätte.
    Eine andere Hand stützte mich von
hinten und als ich mich ihr zuwandte, entdeckte ich Alexander, dessen Mimik
ganze Bände sprach.
    »Es tut mir ja so leid Emilia«,
sprach er und meinte es vollkommen ernst. Ich verstand auch warum. Während er
als Mann sich in den meisten Fällen aus der Affäre ziehen konnte, hatte es mich
mit einer vollen Breitseite getroffen und ich musste diese blöden Spielchen und
Anmerkungen über mich ergehen lassen.
    »Das nächste Mal trage ich einen
Anzug und klebe mir einen Bart an«, erwiderte ich und musste bei der
Vorstellung selbst schmunzeln. »Aber du hast mich ja vorgewarnt. Es geht also
nicht alles auf deine Kappe.«
    »Zumindest habe ich ihr das mit dem
Babybrei ausgeredet«, sagte Alexander und begann nun auch wieder zu lachen.
    »Und ihr lasst euch wirklich nicht
sagen, was es wird?« Diese Selbstbeherrschung hatte ich die ganze Zeit insgeheim
bewundert. Der ganze Raum oder vielmehr die ganze Wohnung, denn auch das
Toilettenpapier war davon nicht ausgenommen, war in hellblau und rosa
dekoriert.
    »Naja eigentlich wissen wir es schon«,
flüsterte Alexander und sah sich dabei verschwörerisch um, ob auch keiner unser
Gespräch belauschte. »Und wir haben auch schon einen Namen. Allerdings hat
Natascha die irrsinnige Vorstellung, dass uns irgendjemand den Namen klauen
könnte und so hat sie beschlossen, dass Geschlecht auch nicht zu verraten.
Damit keiner die zweite Frage stellt.« Wieder ein scheuer Blick nach rechts und
links. Er beugte sich ganz dicht zu mir vor und schirmte seine Worte mit der
Hand ab. Leise flüsterte er mir einen Namen ins Ohr – »Benjamin«
    »Das ist wirklich ein schöner Name«
    »Aber wir haben auch einen Zweitnamen
ausgesucht, weil wir es ihm im Grunde zu verdanken haben, dass es jetzt
so ist, wie es ist.« Alexander legte eine bedeutende Pause ein und dann drang
der zweite Name an mein Ohr. »Robert.«
    Ich spürte meine Beine nicht mehr,
fühlte wie mir das Blut aus dem Gesicht wich und griff unwillkürlich nach
Michaels Arm, damit ich nicht umfiel.
    »Ich hoffe das ist für dich ok?«,
fragte Alexander zögerlich und schien über meine Reaktion etwas erschrocken.
Was hatte er denn erwartet? Dass ich freudestrahlend bei dem Klang dieses
Namens in seinen Armen liegen würde?
    »Er hätte sich sicher sehr darüber
gefreut.« Mehr konnte ich nicht erwidern und im nächsten Moment wurde Alex auch
schon an anderer Stelle verlangt und entschwand.
    Allein sein Name hatte noch immer
eine unbeschreibliche Macht über mich. Dabei war ich mir bis vor wenigen
Sekunden sicher gewesen, dass ich es überstanden hatte. Aber da war er wieder,
der Schmerz, der meinen Körper entlang kroch und ich spürte wie mein Atem immer
schneller ging, um ihm zu entkommen.
    Keine Sekunde später fühlte ich zwei
kräftige Arme, die mich von hinten fest umschlangen und mich davor bewahrten,
nicht sofort in tausend Stücke zu zerfallen – mein neuer Halt, meine neue
Kraft, mein neues Leben. Dankbar gab ich mich der Umarmung hin und ließ mich
völlig in sie herabsinken. Ich spürte, wie er sein Gesicht an das meine berührte.
Wir waren uns ganz nah. Eine Einheit, ein Ganzes. Das hier war meine Zukunft.
Die Vergangenheit war nicht veränderbar, die Gegenwart manchmal schmerzhaft, aber
die Zukunft – es gab sie. Es gab sie wieder und Michael war ein fester Bestandteil
davon.
    Der Schmerz klopfe immer wieder an meine
Tür, hatte Ines mir damals erzählt und ich verstand es nun besser denn je. Wie
oft würde ich wohl noch seinen Namen hören müssen, bis ich nicht mehr drohte
daran zu zerbrechen?
    Unzählige Male – dessen war ich mir
sicher, aber mit Michael würde ich auch das überstehen. Ich würde es überleben und
ich würde leben.
    * * *
    Hand in Hand schlenderten wir die
Straße entlang. Die Laternen am Wegesrand waren ausgeschaltet worden und so
schenkte uns nur der sichelförmige Mond eine Spur von Licht.
    »Danke, dass du mitgekommen bist«, sagte
ich und umklammerte Michaels Finger noch etwas fester. »Und danke, dass du da
bist.«
    Er blieb stehen und ein kleiner Ruck
durchfuhr meinen Körper.

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