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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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würde?
    Wir standen vor einem mächtigen alten
Industriegebäude aus der Jahrhundertwende. Naja, dass es alt war, ließ sich nur
noch aus Erzählungen erahnen. Die roten Klinker an den Wänden waren neu
eingelassen worden, die meterhohen Fenster auf Hochglanz poliert und von
Stahlträgern umrahmt. Im Innenhof schlängelte sich ein kleiner Bach entlang,
umgeben von großen, starken Weiden.
    »Das ist mein Schmuckstück«, sprach
Michael voller Stolz und ergriff meine Hand, um mich ins Innere zu führen. »Es
war meine erste Investition. Damals war hier alles heruntergekommen und
baufällig gewesen. Da wo jetzt der Bach fließt, gab es nur einen Haufen alter
Rohre und Schrott. Stück für Stück habe ich es von dem Geld aus anderen
Geschäften sanieren lassen und nun ist es meine Perle – und zugegeben
unbezahlbar.«
    Wir gelangten an einen gläsernen
Fahrstuhl und auch das Innere des Gebäudes wiederholte die klaren Formen ohne
dabei die Nostalgie des Gebäudes zu beschädigen. Durch eine Deckenluke drangen
die letzten Sonnenstrahlen zu uns hinunter und ich entdeckte eine gusseiserne
Kette, mit deren Hilfe man die oberen Fenster mittels einer Kurbel öffnen und
schließen konnte.
    Ich verliebte mich sofort in diesen
Ort. Seit jeher wohnte ich in einem Altbau, weil mir beengte Deckenhöhen das
Gefühl gaben, nicht atmen zu können. Dies hier war so offen wie der Himmel
selbst. Überall waren die Wände von Fenster durchbrochen, die Licht und Wärme einließen.
Meine eigene Altbauwohnung wirkte dagegen wie eine stickige Abstellkammer.
    »Gehört das alles dir?«, stammelte
ich und konnte die Dimensionen immer noch nicht richtig abschätzen.
    »Im Grunde ja. Ich selbst bewohne
aber nur das oberste Stockwerk. Den Rest verpachte ich für besondere Anlässe
oder an Menschen, die ich mag. Je nachdem.«
    Nur das oberste Stockwerk, mir wurde jetzt schon ganz
schwindelig, wenn ich mir seine Ausmaße vorstellte. Wir stiegen in den
Fahrstuhl, der sich fast unbemerkt, nachdem Michael sein Passwort in ein
Nummernpad eingegeben hatte, in Bewegung setzte. Dabei ließ er meine Hand nicht
einen Moment los und es fühlte sich so gut an.
    Als die Türen des Fahrstuhls beiseite
glitten, musste ich mich erneut zwingen, weiter zu atmen. Vor mir erstreckte
sich ein riesiger Raum, der direkt in eine Front aus deckenhohen Fenstern
mündete. Eine bequem anmutende gigantische schwarze Ledercouch bildete das
Zentrum. An den Wänden standen Kommoden, Bücherregale und ein Schreibtisch. An
der rechten Seite ging der Raum nahtlos in eine große Küche über, nur durch
einen langen Tresen voneinander getrennt.
    »Darf ich vorstellen: mein Reich«,
sprach Michael und zog mich dabei tiefer in jenes.
    Ich entdeckte auf der linken Seite
eine milchige Glasscheibe, die mit Griffen versehen war. Anscheinend gab es
hier keine einzige klassische Tür.
    »Sieh dich ruhig etwas um. Ich mache
uns derweilen etwas zu trinken«, sagte er, ließ meine Hand los und ging in
Richtung Küche.
    Langsam näherte ich mich der
Milchscheibe und zog an den Griffen. Fast mühelos glitt das riesige Etwas
beiseite. Dabei hatte ich fest damit gerechnet, dass es mich einiges an Kraft
kosten würde, um dahinter zu blicken.
    Ich sah direkt in das Badezimmer – Wellnesstempel
hätte es besser getroffen. Eine freistehende Badewanne thronte auf ihren
verzierten Füßen mitten im Raum und auch hier waren die Fenster deckenhoch. Man
konnte beinah über die ganze Stadt blicken, die nun immer mehr ins Dunkel
getaucht wurde. Einzelne Lichter blitzten aus der schwarzen Masse hervor, wie
kleine Sterne.
    Der Boden, der mit schwarzen,
mattschimmernden Fliesen bedeckt war, spendete angenehme Wärme. Es gab hier
sogar eine Fußbodenheizung, schoss es mir durch den Kopf. Ach du Schande, ich
könnte ihm niemals meine Wohnung zeigen!
    Weiter hinten, ebenfalls durch eine
Milchglasscheibe abgetrennt, entdeckte ich das Schlafzimmer. Ein monströs
anmutendes Bett stand auch hier mitten im Raum und war stilvoll mit einer
Vielzahl von Kissen bedeckt. Ich hätte mir keinen schöneren Platz zum Schlafen
vorstellen können. Dem Zimmer schloss sich ein begehbarer Kleiderschrank an, in
dem sich Unmengen teurer Anzüge aneinander reihten.
    Die letzte Glaswand führte mich
direkt in Michaels Arme. Anscheinend war ich einmal im Kreis gelaufen – ein
offener und luftiger Kreis aus Licht und Raum. Er reichte mir ein Glas Rotwein
und führte mich auf die Couch.
    Neben dieser standen eine Reihe von
Gitarren, fein

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