Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
durch das Schließen meiner Augen daran zu erinnern, doch das Einzige, was ich sehe, ist Marc, in einem schwarzen Shirt unter seinem weißen Kittel, Marc mit einem schwarzen Shirt und einer schwarzen Jeans, vorhin im Laden, ach und da ist ja auch noch Marc, an dem Abend in der Bar, ebenfalls mit einem schwarzen Hemd, was mich abrupt die Augen wieder aufreißen lässt.
„Alles außer schwarz“, scheppern die Worte schneller aus mir heraus, als ich Luft holen kann und bezwecken ein skeptisches Augenbraue hochziehen bei Paul.
„Geht’s vielleicht ein kleines bisschen genauer? Ich meine, irgendeine Farbe, die er lieber mag als die anderen, muss es doch geben. Auch wenn wir schwarz zumindest mit Sicherheit ausschließen können, bleiben noch dutzende Möglichkeiten“, bringt Paul es auf den Punkt und stürzt mich in eine klitzekleine Verzweiflung. Hatten wir ja lange nicht.
„Rot“, deute ich auf Paul sein Shirt und hänge noch ein gehetztes „so was“, hintendran, um meine Entschlossenheit zu untermauern, ohne eine weitere Peinlichkeit zu erleben. Immerhin steht ihm die Farbe ganz ausgezeichnet, da kann sie an Holger ja auch nicht schlecht aussehen.
„Rot?“, scheint er aber immer noch reichlich skeptisch, weshalb ich nur eifrig nicke und versuche ihn überzeugend anzulächeln. Mit Erfolg, denn er wendet sich wieder dem Regal mit den unzähligen Oberteilen zu und sucht ganz gezielt mehrere rote Shirts hervor, aus denen man getrost die doppelte Menge Normalgröße herstellen könnte. Welche Verschwendung, denke ich noch bei mir und das scheint sich auch deutlich in meinem Gesicht wiederzuspiegeln, da Paul bereits schon wieder die Augen verdreht, als er mich ansieht.
„Du hast echt keinen blassen Schimmer. Wieso suchst du dir ausgerechnet einen Hopper als Freund, wenn du diesen Style überhaupt nicht abkannst?“, kichert er vor sich hin und trifft damit den Nagel so ziemlich genau auf den Kopf. Was ich aber selber eigentlich nicht wahrhaben will und deshalb zum Angriff übergehe.
„Schon mal was von inneren Werten gehört?“, fauche ich ihn so übertrieben an, dass ich auch gleich zugeben könnte, dass er vollkommen recht mit seiner Meinung hat, aber diesen Triumph gönne ich ihm nicht, weil ich es mir dann auch selbst eingestehen müsste, wozu ich keineswegs bereit bin.
„Und ich wette, du kannst mir auf Anhieb mindestens zwei von ihm aufzählen, ohne mit der Wimper zu zucken“, grinst er provozierend, was mir nur ein abfälliges Schnauben entlockt, während ich diese gefürchtete Vertreterin auf uns zukommen sehe. Paul scheint davon allerdings nichts zu bemerken, denn er sortiert die ausgewählten Oberteile auf einem der freistehenden Verkaufstresen, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen und ich habe zumindest soviel Mitgefühl, dass ich ihn auf diese Tante aufmerksam mache.
„Auch wenn ich nicht weiß, wo du da in deiner Hose eigentlich einen Arsch hast, würde ich ihn an deiner Stelle in Sicherheit bringen“, flüstere ich ihm über den Tresen zu und im ersten Moment guckt er mich einfach nur herrlich entsetzt an, ehe scheinbar die Botschaft ankommt und er sich automatisch sichtbar versteift.
„Wie weit?“, wispert er und wirkt so hilflos, dass ich ihn am liebsten irgendwie vor dieser Person retten würde, weshalb ich um den Verkaufstisch herumlaufe, sodass ich halb hinter ihm stehe.
„Keine vier Meter“, hauche ich ihm ins Ohr, was ein genuscheltes „Scheiße“, von ihm provoziert und mich schon wieder schmunzeln lässt.
„Okay, such du aus, welches ich kaufe, auch wenn ich dich eigentlich viel lieber nackt habe. Ich nehme das, was dir am besten gefällt und dafür darf ich es dir, wann immer ich mag, ausziehen“, rede ich laut genug, dass es eigentlich jeder im Laden hören müsste, wenn er nicht gerade taubstumm ist und dränge mich ein klein wenig lasziv gegen Paul, um meine kleine Vorführung glaubwürdiger zu machen und flüstere ihm „alles nur für die Lady“, ins Ohr, weil er tatsächlich für einen Augenblick erschrocken den Atem anhält, sich aber relativ schnell wieder fängt.
„Dafür musst du mir doch nichts kaufen, Schatzi. Du kannst mich doch immer und überall nackt haben, wenn du es willst“, klingt er nicht weniger überzeugend wie ich, sodass meinen Körper allein bei der Vorstellung ein erotisierendes Kribbeln durchfließt, welches mir allerdings in den Adern gefriert, als mir Marcs unverkennbarer Duft in die Nase steigt.
„Wie nett“, brummt
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