Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
es im nächsten Moment auch schon hinter mir und Paul fährt so überrascht herum, dass er mich dabei etwas nach hinten stößt. Viel zu dicht an den betörenden Körper von Marc, der nach Erotik pur riecht.
Und wieder einmal rettet Melissa mich aus einer peinlichen Situation, indem sie ohne zu zögern auf ihren Bruder losgeht. Wobei ich jetzt erst bemerke, dass diese komische Vertreterin offensichtlich das Weite gesucht hat.
„Die Begattung schon abgeschlossen, oder bringst du es einfach nicht mehr?“, trieft Melissas Stimme erneut nur so vor Hohn, was ich einfach nicht nachvollziehen kann und wundere mich nicht im geringsten, dass Marc sich einfach kommentarlos umdreht und das Geschäft wieder verlässt.
„Was war das jetzt?“, spricht Paul aus, was ich denke und lässt uns fragend zu Lissy blicken, die nur abwinkt und sich wieder ihren Papieren an der Kasse widmet. Weshalb ich beschließe, langsam mal ins Krankenhaus zu fahren, um mich von meiner Großmutter zu verabschieden, denn vor genau zwei Minuten habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich werde morgen mein altes Leben wieder verlassen.
„Pack mir irgendeins ein, ja? Danke“, wende ich mich noch mal kurz an Paul und gehe dann zu Melissa, um zu zahlen und mich zu verabschieden.
„Siebenunddreißigfünfundneunzig“, ruft Paul ihr zu und ich lege ihr stumm einen Fünfzig Euroschein auf den Tisch, den sie kommentarlos wechselt, ehe sie mich entschuldigend, fast reumütig ansieht.
„Tut mir leid, dass du das mitgekriegt hast“, versucht sie sich ein Lächeln abzugewinnen, was allerdings kläglich scheitert und meine Stimmung noch ein wenig mehr drückt.
„Wenn ich wenigstens wüsste, was genau ich hier mitgekriegt habe, dann würde ich es vielleicht auch verstehen können, aber wahrscheinlich sollte es mich ohnehin nicht interessieren. Ich gehöre hier nicht mehr her und werde morgen wieder nach Berlin fahren. Ich hab mich wirklich, wirklich sehr gefreut, dich mal wieder zu sehen. Lass es dir gut gehen und … und bitte sag Marc Tschüss von mir“, muss ich schwer schlucken, weil ich noch nie ein Freund von Abschieden war und dieser hier ganz besonders schmerzlich ist, da er für immer sein wird. Denn ich weiß mit absoluter Gewissheit, dass mich hier kein Weg mehr hinführen wird.
„Tust du mir dafür den Gefallen und kommst heut Abend zu mir zum Abendessen, so als Abschiedsgeschenk?“, sieht sie mich nun flehend an und selbst wenn sich alles in mir dagegen sträubt, nickt mein Kopf ganz selbstverständlich zustimmend, was Lissy zumindest wieder lächeln lässt.
„Hier hast du meine Karte, da steht auch die Privatadresse drauf. Sagen wir um acht, oder ist das zu spät? Ich freu mich, wirklich“, ist sie plötzlich wieder voll freudiger Euphorie und baut auch mich damit wieder ein bisschen auf.
„Okay, danke“, lächle ich zurück und nehme Paul die Tüte mit dem Shirt für Holger ab, um endlich ins Krankenhaus zu kommen, wo ich mich beinahe schon panisch in alle Richtungen umsehe, damit ich ja nicht unerwartet auf Marc treffe und schaffe es tatsächlich ungesehen in das Zimmer meiner Oma, die mir aus ihrem Krankenbett freudig strahlend entgegenblickt.
„Hey, du siehst gut aus“, legt sich ganz selbstverständlich ein Lächeln auf mein Gesicht, während ich sie mit einer innigen Umarmung begrüße und dabei ihren so typischen Duft einatme, der mir kurzerhand ein Stück meiner Kindheit wiedergibt. Er ist mir so geläufig und schenkt mir dieses Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen, welches ich sonst nur bei einer einzigen anderen Person ebenso spüre, wie mir ausgerechnet jetzt viel zu deutlich bewusst wird, was mich nur schwer seufzen lässt, weil meine Probleme einfach nicht aufhören wollen und wohl niemals ein Ende finden. Dabei wünsche ich mir doch nur ein klitzekleines Geheimrezept, um ihn endlich zu vergessen.
„Mein Junge“, tätschelt Omi mir meine Wange und sieht mir so eindringlich dabei in die Augen, dass ich mir absolut sicher bin, sie kann mir bis in die Tiefe meiner Seele blicken, sodass mich ihr nächster Kommentar auch nicht wirklich überrascht.
„Liebeskummer ist Gift, mein Junge. Und du trägst es schon viel zu lang mit dir herum. Tu dir selber einen Gefallen und sei ehrlich. Nur dieses eine Mal oder du wirst niemals Ruhe finden“, sinniert sie vor sich hin, als würde sie wie so oft von ihrer ersten großen Liebe erzählen und den damaligen Schwierigkeiten, der Trennung durch den Krieg und der Angst, ihren
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