Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
in einem wüsten Fluch, wie es entstanden ist, was ich alles nur zeitverzögert wahrnehme und kaum hinterherkomme, als er vom Sofa springt und mit seinem Handy am Ohr ruhelos durchs Zimmer läuft.
„Ich hab dir gesagt, dass es nicht geht … verdammt, dann mach es dir selbst …“, zucke ich erneut zusammen, als er so aufgebracht und wütend in den Hörer brüllt und habe fast ein bisschen Mitleid mit der Person am anderen Ende, auch wenn ich darauf tippe, dass es wieder diese Jenny ist. Seine Freundin, die ich schon allein wegen Lissy’s Erzählungen nicht mag. Was nicht nur daran liegt, dass sie ihn ganz offensichtlich ziemlich an der kurzen Leine führt, sondern viel mehr, dass sie ihm damals Trost spenden durfte und konnte, als ich nicht mehr für ihn da war.
„Nein … natürlich, Jenny bitte …“, klingt er jetzt wieder so wahnsinnig flehend, dass ich ihn am liebsten tröstend in den Arm nehmen möchte, mir aber selber kein Stück mehr über den Weg traue und mich vielleicht einfach besser so weit wie möglich von ihm fernhalte.
„Ich kann hier nicht weg … nein … Jenny, nein … wieso sollte ich?. .. verdammt, hör auf mir etwas zu unterstellen … nein, bin ich nicht … mit Ben…“, horche ich unmittelbar wachsam auf, als mein Name fällt und bekomme irrsinnigerweise wahnsinniges Herzklopfen, weil sie mich anscheinend kennen oder zumindest schon von mir gehört haben muss, wenn er mich ihr gegenüber so beiläufig namentlich erwähnt.
„Ja, der Ben…“, betont er das Wörtchen der so deutlich, dass sich in mir schon wieder ein mulmiges Gefühl ausbreitet und ich, zwischen dem Wunsch nach Flucht und dem Sehnen nach Erlösung durch Lissy, hin und hergerissen bin. Es aber gerade mal schaffe, mich bis zum Tisch zu beugen, um mir das Glas zu schnappen und in einem Zug zu leeren, weil sich meine Kehle schon wieder staubtrocken anfühlt.
„Ich lege jetzt auf … nein … ich bleibe hier … erkläre ich dir morgen … ich dich auch … ja, schlaf gut … ich dich auch, bye“, wird mir allein bei seinem sülzigen Tonfall schon schlecht, sodass ich mich auf das Sofa setze und ihn pantomimisch nachahme, genau solange, bis mich sein Blick drohend trifft und ich sofort versuche, ihn freundlich anzulächeln, um ihn mit meinem sonst immer ganz wirkungsvollen Charme zu besänftigen.
„Hast du irgendein Problem?“, klingt seine Stimme ziemlich bissig und allein unsere jahrelange Freundschaft hat mich gelehrt, ihn jetzt besser nicht weiter zu reizen, auch wenn es mir in den Fingern juckt, ihn mal wieder völlig aus der Reserve zu locken.
„Liebst du sie?“, haben meine Lippen abermals schneller gesprochen, als mein Verstand die Frage hätte überdenken können, wofür ich mich selbst erschlagen möchte, weil mir die Antwort garantiert nicht gefallen wird. Aber was soll’s? Wenn kein anderer da ist, dann würge ich mir auch schon mal ganz gerne selber einen rein. Schön tief und schmerzhaft, damit es sich auch lohnt.
„Natürlich“, kommt es so schnell und fast schon programmiert aus ihm heraus, dass ich nur skeptisch fragend meine Augenbraue hochziehe und ihn unverwandt ansehe, was ihm sichtlich unbehagt.
„Wer ist dieser Holger?“, geht er natürlich direkt zum Gegenangriff über, was ihn nur noch verdächtiger macht und mir ein sanftes Schmunzeln entlockt.
„Eifersüchtig?“, kann ich es mir nicht verkneifen, ihn zu ärgern und seiner Frage indirekt auszuweichen, was ihn wahrhaftig ein wenig blass werden lässt.
„Wie … Wieso sollte ich?“, gerät er tatsächlich sogar ein wenig ins Stocken und zwingt mich zu einem überheblichen Grinsen und einem wahnsinnig befriedigenden Gefühl in meinem Bauch.
„Vielleicht, weil wir hier ganz allein sind … beide es auf den Alkohol schieben könnten und du … die einmalige Gelegenheit nutzen solltest, zu erfahren, wie es ist, einen Typ zu küssen?“, raune ich anzüglich und zweifle dabei selbst an meinem Verstand, der ganz klar von den Cocktails umnebelt sein muss, weil ich mich ihm hier anbiete wie ein billiger Stricher, der den nächsten Schuss braucht.
„Wer sagt, dass ich das noch nicht habe?“, grinst er mich frech an und rammt mir damit ohne Skrupel ein Messer in die Brust.
„Du … du … hast … mit einem Kerl?“, krächze ich nur noch und greife instinktiv nach meinem Glas, was leider immer noch leer ist, wobei Marc immer näher kommt und mich gefährlich funkelnd ansieht.
„Was denn? Schockt dich das etwa?“, raunt er
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