Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
die Tränen nicht mehr aufhalten, die sich rücksichtslos einen Weg über meine Haut bahnen, als meine Kehle kratzig eine Antwort haucht.
„Weil du hier warst!“
Kapitel 9
Ich hab keine Ahnung, wie viel Zeit vergeht, in der er mich einfach nur stumm ansieht und ich versuche die Tränen aufzuhalten, bis er plötzlich ganz nah bei mir sitzt und seine zarten Finger furchtbar sanft die feuchte Spur von meinen Wangen wischen, was mich kurz aufschluchzen lässt. Weil ihm dummerweise nicht klar ist, was er mir mit seinen flüchtigen, harmlosen Berührungen antut.
„Wieso bist du nicht einfach zurückgekommen?“, flüstert er so leise, dass ich ihn beinahe nicht verstanden hätte und befinde mich unmittelbar in einer wahnsinnig gut tuenden Umarmung, die mir erneut unzählige Tränen in die Augen treibt. Fast schon verzweifelt, klammere ich mich an ihn, nur um den Moment seiner durchdringenden Nähe zu genießen und in meinem Gedächtnis abzuspeichern, weil es sechs lange Jahre her ist, dass ich mich so sicher und geborgen gefühlt habe. Denn Marc war schon immer der einzige Mensch, der mir Halt und Sicherheit geben konnte, einfach nur, indem er da war. Wie die Luft, die man zum Atmen braucht. Und wieder wird mir schmerzlich bewusst, was ich damals aufgegeben habe.
„Wirst du mir irgendwann erzählen, warum du damals so überstürzt verschwunden bist, oder haust du morgen auch wieder einfach so ab, ohne eine Erklärung, eine Adresse, einen Abschied?“, klingt seine Stimme so furchtbar kratzig, dass ich mich vorsichtig ein wenig von ihm löse, um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen, und ihm ganz direkt in seine Augen zu sehen. Zum ersten Mal seit sechs langen Jahren und ich laufe genauso Gefahr in ihnen zu versinken wie damals. Einzig mit dem Unterschied, dass es mir jetzt in diesem Moment überhaupt keine Angst macht.
„Sieh mich nicht so an“, flüstert er ganz leise, ohne den Blickkontakt zu lösen und reißt mich somit aus meiner Faszination.
„Was mach ich denn?“, kann ich es nicht verhindern ein aufregendes Kribbeln zu verspüren, während mein Blick von seinen schönen warmen Augen zu seinen Lippen gleitet und in mir eine unterdrückte Sehnsucht weckt, die ich niemals für möglich gehalten habe.
„Du guckst als wäre ich blond, gutaussehend und vollbusig“, grinst er mich an und bringt allein durch sein süßes Lächeln mein Herz in Aufruhr, was meine zittrige Stimme viel zu deutlich verrät.
„Dann bestünde keinerlei Gefahr für dich“, hauche ich ihm entgegen und kann mich nicht dazu zwingen, meinen Blick von seinen Lippen zu lösen, die wie ein reines sündiges Versprechen auf mich wirken und mein Blut zum Kochen bringen. All diese Empfindungen, die mir bei Holger fehlen und auf die ich im Laufe der Zeit einfach gehofft habe. Doch irgendwie wird mir immer bewusster, dass es einfach nichts wird, egal wie sehr ich es mir wünsche.
„Willst du damit sagen, dass ich keine tolle Blondine abgeben würde?“, empört er sich grinsend und entlockt mir auch ein sanftes Lä cheln, weil ich zwangsläufig daran denken muss, als Marc seine Haare noch in seiner Naturfarbe getragen und voller Stolz jeden Zentimeter, den sie länger als meine waren, angepriesen hat.
„Du trägst dein Piercing nicht mehr“, ist es nur eine leise Feststellung, die einzig dazu dient, das Thema zu wechseln, bevor ich etwas sage, was ich hinterher garantiert bitter bereuen würde, weil ich von solchen Fehltritten eindeutig schon genug für mich verbucht habe, sodass ich versuchen muss, mich irgendwie geschickt aus dieser Situation zu befreien. Dass dabei meine Finger wie selbstverständlich die Stelle an seiner Lippe berühren, die früher der kleine silberne Ring geziert hat, ist nicht wirklich förderlich für meinen Rückzug und macht es mir beinahe unmöglich, keine unanständigen Gedanken zu bekommen.
„Kommt als Arzt nicht so gut. … Ben? ... Du machst mir Angst“, sind seine Worte kaum lauter als meine, was eine unsagbare Gänsehaut über meinen Rücken treibt, auch wenn ich ihn nur unverständlich ansehe, aber immerhin meinen Blick endlich von seinen Lippen lösen kann, nur um in seinem sanften Blick zu ertrinken.
„Ich mir auch“, wispern meine Lippen, ohne dass ich es aufhalten könnte und lassen Marcs Blick in überraschtes Erstaunen umschlagen, als sei ihm schlagartig bewusst geworden, was hier gerade für ein Film läuft. Sein fassungsloses nach Luft schnappen erstickt sich allerdings genauso schnell
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