Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
mir verschwörerisch entgegen und drängt mich durch seine unmittelbare Nähe immer weiter zurück in die Couch, bis ich gegen die Lehne stoße und ihm nicht mehr ausweichen kann. Wobei mein Herz voller Aufregung und Vorfreude beinahe aus meiner Brust, ihm direkt in die Arme, springt und hingegen mein letztes bisschen Selbstachtung einen inneren Kampf mit meiner Sehnsucht ausfechtet, ich aber einfach nur völlig funktionslos meinen Kopf schüttle und im nächsten Moment sterben möchte.
Wahnsinnig sanft und noch viel sündiger als erwartet, fühlen sich seine Lippen an und verschmelzen geradezu mit meinem Mund, dem unmittelbar ein unterdrücktes Keuchen entwischt, weil ich es mir niemals hätte träumen lassen, von Marc jemals geküsst zu werden. Und er macht seine Sache verdammt gut, wie ich ihm zugestehen muss, was auch meinem verräterischen Körper nicht verborgen bleibt, der sämtliche Signale auf Lust stellt und mein Blut rasend schnell in meine Lenden treibt.
Ich komme kaum hinterher, dieses wunderbare Gefühl vollkommen zu genießen, da sind diese sinnlich weichen Lippen auch schon wieder verschwunden, als wären sie nie dagewesen und lassen mich einen Augenblick an meinem Verstand zweifeln. Weshalb ich mir auch schwöre, nie wieder Cocktails anzunehmen, von deren Inhalt ich nichts weiß, oder dem Alkohol am besten gleich komplett entsage. Was mir ein Blick zu Marc nur noch bestätigt, da er mich fürchterlich siegreich ansieht.
„Was wird nur dein Holger dazu sagen?“, tropfen seine Worte nur so vor Zynismus und treiben mir einen Pflock mitten ins Herz, was mich entsetzt aufkeuchen lässt.
„Was?“, kann ich es nicht verhindern, dass meine Stimme zittert und sich mein Magen scheinbar umdreht, was eine unsagbare Übelkeit in mir auslöst, weil ich einfach nicht wirklich hinterherkomme, welches Spiel Marc hier spielt und bin wahnsinnig erleichtert, als im Flur das Drehen eines Schlüssels im Schloss zu hören ist. Was mich sofort aufspringen und aus dem Zimmer rennen lässt, um mir meine Jacke zu schnappen und mich hastig an Melissa vorbeizudrängeln, kaum dass sie die Tür ein Stück geöffnet hat und ihren Rufen keine Beachtung schenke, während unzählige Tränen sich ihren Weg über meine Wangen bahnen.
Blind und mit zitternden Fingern, weil ich es noch immer nicht ganz realisiere, warum er das getan hat, stürze ich die Treppen hinunter zu meinem Auto und auch wenn ich eigentlich deutlich zu viel getrunken habe und nicht mehr fahren sollte, starte ich meinen Wagen und fahre in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Nacht.
Bis ich irgendwann wieder in Berlin ankomme, ohne zu wissen, wie ich den Weg überhaupt geschafft habe und mich wie erschlagen und wahnsinnig gedemütigt fühle. Weshalb ich meine Tasche lieblos aus dem Kofferraum hole und mich in meiner Wohnung in meinem vertraut duftendem Bett verkrieche und versuche wenigstens ein klitzekleines bisschen Geborgenheit zu fühlen.
Und aus diesem komme ich auch die folgenden drei Tage nicht wirklich wieder raus, es sei denn, ein dringendes Bedürfnis erfordert es, oder mein Körper verlangt nach Trinken und zumindest einem Grundbedarf an Nahrung. Dennoch bekomme ich den Rest meiner Wohnung, von der Außenwelt ganz zu schweigen, kaum zu Gesicht. Ich ergebe mich meiner Enttäuschung und meinem verletzten Stolz, weil sich meine Gedanken unaufhörlich um die Frage drehen, wieso er mir das angetan hat. Dabei ignoriere ich natürlich nicht nur sämtliche Telefonanrufe, sondern auch die mittlerweile immer häufiger werdenden Besuche an meiner Wohnungstür, bis mir klar wird, dass ich mich hier nicht für den Rest meines Lebens verkriechen kann, auch wenn es eine wahnsinnig verlockende Vorstellung ist.
Also heißt es aufrappeln und mich menschentauglich machen, damit ich endlich wieder unter Leute komme und mich nebenbei gleich mit Arbeit ablenken kann. Sodass ich eine knappe Stunde später in unserem Studio stehe und es tatsächlich geschafft habe, keinem meiner Freunde zu begegnen.
„Ben?“, sieht Jan mich überrascht und ein wenig skeptisch an, als hätte er mich jahrelang nicht gesehen und wäre nicht ganz sicher, dass ich es auch tatsächlich bin, was mich nur leise brummen lässt, weil er mich natürlich ganz genau erkennt und überhaupt nicht so erstaunt tun muss.
„Erspar mir irgendwelche dämlichen Fragen und sag mir lieber, ob es was zu tun gibt“, fahre ich ihn etwas ruppiger als beabsichtigt an, wofür ich auch ohne zu zögern
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