Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
Marc verantwortlich mache und ihn am liebsten hassen würde, weil er nach all den Jahren noch immer eine so starke Wirkung auf mich hat.
„So gut gelaufen, ja? Ich dachte, du wolltest nur deine Oma besuchen, dabei machst du den Anschein als hätte man dir mitgeteilt, dass du unheilbar krank seist“, bleibt er trotz meiner unheimlich anregenden Laune ziemlich locker und schiebt fast schon entsetzt ein „bist du doch nicht, oder?“, hinterher, wofür ich ihn schon wieder knutschen könnte. Weil er einfach ein lieber Freund ist, dem man niemals lange böse sein kann. Dafür ist er viel zu niedlich und charmant, auch wenn er das ganz und gar nicht gerne hört.
Aber leider, wie es immer ist, hat dieses Prachtexemplar von einem Mann absolut kein Interesse am gleichen Geschlecht. Dabei würde er einen perfekten Liebhaber und Mann für’s Leben abgeben, denke ich zumindest. Ich würde ihn nehmen, ohne Wenn und Aber, weil er mich immer zum Lachen bringt, stets weiß, wann ich meine Ruhe haben will und genau das nötige Feingefühl besitzt, was so manch anderem Menschen schlichtweg abhanden gekommen ist. Allen voran Marc Völker, dem größten Arsch auf diesem Planeten.
Ich hätte wahnsinnige Lust, diesem aufgeblasenen Volldeppen so richtig meine Meinung zu geigen und ihm seine schöne gerade Nase mal ein wenig zu richten. Dieser eingebildete Schönling, der denkt, er kann sich einfach alles erlauben und die Dreistigkeit besitzt, mich zu küssen, ohne zu fragen. Wer bin ich denn? Am liebsten würde ich mich auf der Stelle wieder in mein Auto setzen und zurückfahren, zusammen mit Holger, nur um Marc zu zeigen, dass ich nicht im Geringsten auf ihn angewiesen bin und auf seine Almosenküsse schon gar nicht. Mir juckt es regelrecht in den Fingern, ihm seinen Hals umzudrehen und ihm mal zu zeigen, wie man richtig küsst, damit er mal klare Bilder sieht und eine ungefähre Vorstellung hat, was ihm eigentlich entgeht. Auf der anderen Seite allerdings, bin ich mir zu schade für solche Spielereien. Oder eben einfach nur zu feige, wie er mich ja ohnehin einschätzt, weil ich mir fast absolut sicher bin, dass ich hinterher schwerer damit zu kämpfen hätte, als er. Weil es mir, womöglich ganz anders als ihm, ganz bestimmt gefallen würde, seine weichen, warmen Lippen noch einmal so verführerisch sanft zu spüren.
„Huhu, bist du noch da? Erde an Ben, bitte melden“, reißt mich Jan kichernd wieder aus meiner Träumerei, wofür ich ihn auch schon wieder knutschen könnte, denn immerhin hält er mich somit davon ab, mir selber das Messer in meiner Brust noch umzudrehen, damit es auch wirklich richtig schön wehtut. Wo der Schmerz, den Marc mir verpasst hat, ohnehin schon ziemlich unerträglich ist.
„Ich … jaja …“, winke ich trotzdem nur beiläufig ab, weil ich keine Lust habe, Jan irgendetwas zu erklären und steuere stattdessen gleich unser Studio an, wo meine Fotos entwickelt und anschließend bearbeitet werden. Mein Reich, das Jan nur nach ausdrücklicher Aufforderung betritt. Bis auf das eine Mal, als er hier drin, während meiner Abwesenheit irgendetwas gesucht hat und ihm dabei eine meiner Kameras heruntergefallen ist. Weswegen er noch immer ein furchtbar schlechtes Gewissen hat, was ich zugegeben manchmal ganz dreist für meine Zwecke ausnutze. Aber nicht wirklich böse, sondern eher nur, um ihn ein wenig zu necken, denn übel nehmen kann ich ihm diesen kleinen Fehltritt ohnehin nicht, da er am nächsten Tag mit einer neuen, weitaus besseren Fotoausrüstung bei mir aufgeschlagen ist.
„Wir müssen dann noch was bereden“, ruft er mir noch hinterher, weil ihm durchaus klar ist, dass ich jetzt nicht gestört werden möchte und vernehme noch das Klingeln eintretender Kundschaft, ehe ich die Tür vom Studio hinter mir schließe und mich von innen gegen das Holz lehne, um erstmal kurz durchzuatmen und wieder runterzukommen, als mir die Tür, nach einem wirklich kurzen zurückhaltenden Klopfen, auch schon unsanft in den Rücken donnert.
„Aua, verdammt“, fahre ich Jan sofort ruppig und schlecht gelaunt an, weil er den kleinen Wink, dass ich lieber einen Moment ungestört wäre, scheinbar irgendwie doch nicht verstanden hat und reibe mir die schmerzende Stelle an meiner Seite, an der die Türklinke mich erwischt hat.
„Oh, Scheiße, das tut mir schrecklich leid, war keine Absicht, wirklich“, versucht er sich kleinlaut und mit einem reuevollem Blick, der mich sowieso in Sekundenschnelle butterweich kocht,
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