Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
darauf, ohne zu zögern, bedenkenlos einwilligt und ganz klar meinen Untergang besiegelt, was mich Jan erneut flehend ansehen lässt. Der zuckt allerdings dieses Mal nur hilflos mit den Schultern und hat zumindest Mitleid mit mir, ganz anders als Marc, der mich nur triumphierend angrinst und damit in meinem Magen eine kleine Technoparty auslöst.
„Musst du nicht zurück, dich um meine Oma kümmern, du bist schließlich Arzt?“, starte ich einen letzten zweifelhaften Versuch zu verhindern, die beiden gemeinsam irgendwo hingehen zulassen und somit meinem Ende entgegenzusehen. Denn ich will mir nicht mal vorstellen, was die beiden sich über mich austauschen könnten. Auch wenn ich sehr wenig Hoffnung habe, aber es doch zumindest versuchen muss und nicht einfach ungehindert hinnehmen kann, dass sie zusammen losziehen.
„Deiner Oma geht es soweit ganz gut, sie ist in den besten Händen, Ben“, dringt Marcs Stimme daraufhin jedoch schon wieder viel zu weich und behutsam in mein Gehör, was mir einen weiteren wohligen Schauer durch den Körper treibt und mich viel zu sehr von meinem Groll gegen ihn ablenkt, wofür ich ihn gern schlagen möchte. Weil ich, wegen meinen verfluchten Gefühlen, nicht mit ihm umzugehen weiß und viel lieber sauer auf ihn wäre, um ihn auf Abstand zu halten. Zumindest äußerlich, denn innen drin, sitzt er einfach viel zu tief und hat sich festgewachsen wie ein bösartiger Tumor, der es auf jede Zelle meines Körpers abgesehen hat und nicht zu stoppen ist.
„Trotzdem bist du Arzt und gehörst in ein Krankenhaus und nicht … nicht … hier hin“, gestikuliere ich wild mit meinen Armen und komme mir selber furchtbar albern dabei vor, kann aber auch nichts dagegen tun, dass ich in Marcs Gegenwart immer wieder völlig bescheuer te Dinge sage oder tue. Bevor ich allerdings irgendwie noch dazu komme, hier irgendwas zu retten, grinst Marc mich nur an und wendet sich schließlich, mit einem ekelhaft süßlichen „Kaffee?“, an Bea, die natürlich sofort bereitwillig nickt und schneller als ich es registrieren kann, mit ihm aus dem Laden verschwindet. Damit stehe ich hier wie der letzte Volldepp und kann das Unheil nicht mehr stoppen.
Und zu allem Überfluss läuft mir, keine halbe Stunde später, als ich gerade durch die Stadt schleiche, wo ich Beas und meine Lieblingscafés abklappere, um sie mit Marc irgendwo vielleicht zu entdecken, damit ich mich persönlich davon überzeugen kann, dass sie schön ihre Finger bei sich behalten, natürlich Holger in die Arme. Dem ich sonst vielleicht alle paar Wochen mal zufällig hier begegne, weil er in einem ganz anderen Stadtteil wohnt und eigentlich nur in dieser Gegend auftaucht, wenn wir verabredet sind.
Bei meinem unsagbaren Glück muss ich im Grunde gar nicht erst hoffen, dass er mich eventuell übersehen könnte, oder ich schnell genug in einem der Hauseingänge Unterschlupf finde und mich deshalb auch widerwillig jedoch ohne Scheu in mein Schicksal füge. Wobei mir sein ehrlich aufrichtiges Strahlen, als er mich entdeckt, erneut ein furchtbar schlechtes Gewissen und Bauchschmerzen bereitet.
„Ben, hi. Du bist schon wieder zurück?“, begrüßt er mich überschwänglich und drückt mir so forsch seine Lippen auf, dass ich mich einen Moment gar nicht rühren kann, was ihm natürlich sofort auffällt und er sich reumütig direkt ein Stück von mir entfernt, um betreten den Boden zu inspizieren und meinem Gewissen noch eine mit der Keule zu verpassen.
„Tut mir leid, ich hab nicht nachgedacht, ich war nur so überrascht, dich zu treffen und du hast mir so gefehlt“, flüstert er hastig seine Entschuldigung, die meine Gefühlswelt umgehend erneut ins Wanken bringt, weshalb ich den Abstand zwischen uns wieder verringere.
„Hey, jetzt bin ich ja wieder hier, mh?“, flüstere ich, sanft lächelnd gegen seine warmen Lippen und nehme sein Gesicht in meine Hände, um mit den Daumen zärtlich seinen markanten Kiefer zu streicheln, ehe ich ihn behutsam küsse. Einfach, weil ich keine andere Möglichkeit weiß, wie ich ihm zeigen kann, dass er mir nicht vollkommen egal ist und ich ihn schlichtweg einfach vergessen habe. Denn dem ist ganz und gar nicht so, nicht wirklich zumindest. Ich denke einfach, dass es ein bisschen mehr Zeit braucht, jetzt wo Marc mich so gnadenlos aus der Bahn geworfen hat und ohne einen ersichtlichen Grund oder meine Erlaubnis einfach hier aufgetaucht ist.
Wobei mir auch wieder bewusst wird, warum ich eigentlich hier bin
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