Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
trennten wir uns voneinander. Nur, um jeder für sich ein paar notwendige Dinge zu erledigen, die für die Umdisponierung der Trauung, sprich mir als Trauzeugen, erforderlich sind und haben uns für später im Hotel verabredet, damit ich so wenig wie möglich raus muss und niemandem in die Arme laufe, der meinen schönen Plan, der lang sam richtig Form und Gestalt annimmt, zum Scheitern bringen könnte.
Dabei ist es mir jedoch das allerwichtigste, dass Lissy mich trotz meiner Absage noch immer als Trauzeugen haben mag und meinen Ersatztrauzeugen sozusagen ganz höflich wieder von seinem Posten degradieren will. Was mich natürlich mit einem unbeschreiblich schönen Gefühl ausstattet, weil sie ganz offenkundig so sehr Wert auf meine Anwesenheit legt und das mich mit einer unglaublichen Wärme erfüllt.
Aus diesem Grund möchte ich auch an ihrem ganz besonderen Tag nichts falsch machen und habe mich deshalb dazu entschlossen, ihr meine Wahl für die Hochzeit, was meine Kleidung angeht, vorab zu zeigen, um ihre ehrliche Meinung zu erfahren. Schließlich hat sie ein Recht darauf zu wissen, wie ihre Trauzeugen auftreten, und in meinem besonderen Fall halte ich es wirklich für angemessen, sie besser darauf vorzubereiten. Immerhin ist es kein gewöhnlicher Standardanzug in den üblichen Langweilerfarben. Und so zupfe ich das Jackett noch ein wenig zurecht, als es auch schon um kurz nach achtzehn Uhr an der Zimmertür klopft und Robert so nett ist, Melissa reinzulassen, während ich noch kurz im Bad mit meinen Haaren beschäftigt bin, die mich heute schon den ganzen Tag in den Wahnsinn treiben.
Aber letztlich kämme ich sie ja doch wieder nur einfach nach hinten und bringe sie mit einer anständigen Portion Haarspray an Ort und Stelle zum Halten, weil ich momentan einfach keinen Nerv für solche Belanglosigkeiten wie eine aufwändige Frisur habe. Viel eher schwirren mir tausend andere, wichtigere Dinge durch den Kopf. Angefangen bei der ständigen Angst, ob alles klappen oder Marc mir doch schon vor der Trauung über den Weg laufen wird, über meine innere Unruhe, die sich einfach nicht legen will, sobald ich mich auch nur in der Nähe meines alten Heimatdorfes befinde, bis wieder hin zur Wahl meines Trauzeugenoutfits und was Melissa eben dazu sagen wird. Weil mir ihre Meinung einfach ziemlich wichtig ist und es sich immerhin um ihre Hochzeit handelt. Und wenn sie meine Kleiderwahl nicht als angemessen oder doch als zu auffällig erachtet, werde ich mich halt ganz spontan noch umentscheiden müssen.
Dementsprechend aufgeregt, weil es mir der Anzug doch ganz schön angetan hat und ich ihn wirklich nur sehr ungern austauschen würde, gehe ich schließlich zurück ins Zimmer, wo Lissy sich gerade angeregt mit Robert unterhält. Und erfreulicherweise sind sie sich offen sichtlich auf Anhieb sympathisch, was mich natürlich sehr erleichtert, weil ich es schade fände, wenn ausgerechnet meine wichtigsten Vertrauten sich nicht mögen würden. Zum Glück ist das ja aber nicht so und ich kann zumindest darüber beruhigt ausatmen.
„Na du machst mir ja Hoffnungen. Das klingt ja beinahe so, als würde ich hier gleich mein blaues Wunder erleben“, kichert Lissy amüsiert, als würde sie niemals daran glauben, hier gleich etwas in der Art zu erfahren, während sie mit dem Rücken zu mir steht und mich somit noch nicht entdeckt hat, was mich zugegeben noch viel nervöser werden lässt, als ich es ohnehin schon bin.
„Na ja, ich würde sagen … lila Wunder trifft es eher“, lacht Robert los, wobei er in meine Richtung deutet und ich weiß natürlich sofort, worüber die beiden gerade reden. Meinen Anzug für die Trauung. Zweifellos hat mein Freund schon wieder sein loses Mundwerk nicht halten können und Lissy wahrscheinlich in den hellsten Tönen das Blaue vom Himmel gelogen. Denn es ist eine seiner unerheblichen Schwächen, immer alles ein klein wenig zu übertreiben, die ihn aber trotzdem äußerst charmant wirken lassen.
„Lila? ...“, hakt Melissa natürlich skeptisch nach, weil es ja doch ein bisschen ungewöhnlich ist, als Mann eine derart auffällige Farbe zu tragen und dreht sich auf Roberts Zeichen hin langsam zu mir um, was mich angespannt die Luft anhalten lässt.
„Oh mein Gott, Ben“, entweicht es ihr überrascht, aber keineswegs abfällig, sondern eher absolut erstaunt und unerwartet, als sie mich entdeckt und mir im nächsten Moment schon quietschend am Hals hängt.
„Du siehst unglaublich aus. Lass
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