Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
aufrichtig und ohne Scheu vor den anderen Kundinnen, die uns die ganze Zeit pikiert beobachten.
„Du siehst traumhaft schön aus. Dein Alex ist ein richtiger Glückspilz. Er hätte es nicht besser treffen können, wenn ich mir so den Rest hier ansehe“, lächle ich Lissy sanft an und kann es mir bei aller Mühe leider doch nicht verkneifen, zumindest einen klitzekleinen bedeutungsvollen Blick über die anderen Damen gleiten zu lassen, um ihnen ausdrücklich zu verdeutlichen, dass sie hier bei weitem nicht die beste Wahl sind.
„Du bist hier, du bist hier, du bist wirklich hier. Marc wird ausflippen“, quietscht sie schon wieder völlig aufgedreht und ihre Mum steht nur lächelnd daneben und streichelt kurz fürsorglich sanft meinen Arm, als wäre ich zerbrechlich, oder äußerst empfindsam, um mir auf ihre Art ihre Freude mitzuteilen.
„Marc wird nicht ausflippen. Er weiß nämlich nicht, dass ich hier bin und so soll es auch bleiben. Bitte, Lissy. Ich will nicht, dass du ihm irgendwas erzählst oder verrätst. Es soll eine Überraschung werden“, hauche ich flehend und kann an dem Funkeln ihrer Augen erkennen, dass ich mich hundertprozentig auf sie verlassen kann. Und auch ihre Mum nickt zustimmend, um mir zu zeigen, dass sie ebenso dicht halten wird. Was ihr sicherlich besonders schwerfallen muss, da Marc schließlich ihr Sohn ist und sie ihn garantiert nicht gerne anlügt. Umso dankbarer bin ich ihr dafür.
„Okay, wenn ich gleich wieder aus dem Kleid hier raus bin, gehen wir irgendwohin Kaffee trinken und dann will ich jede Einzelheit wissen, was zwischen Marc und dir abgelaufen ist, weil der alte Sauhund kein einziges Wörtchen verraten hat. Nicht mal Jenny hat er irgendwas von seinem Besuch in Berlin erzählt und die weiß sonst immer alles. Du kannst dir nicht vorstellen, wie die drauf ist, weil Marc plötzlich etwas für sich behält und Heimlichkeiten vor ihr hat. Damit kann sie ja so gar nicht umgehen. Alles muss sie kontrollieren und überwachen und seit du wieder aufgetaucht bist, gerät ihre kleine perfekt gebastelte Welt aus den Fugen. Sie wird dir die Augen auskratzen, wenn sie dich sieht, auch wenn du rein gar nichts dafür kannst“, grinst Lissy mich selbstgefällig an, was nur zu deutlich macht, dass sie und diese Jenny offensichtlich nie wirklich Freunde werden könnten.
Im Prinzip sollte mich die Information glücklich stimmen, was sie aber nicht tut, weil die unterschwellige Botschaft viel zu deutlich macht, dass Marc mich und was in Berlin passiert ist, einfach verheimlicht und totschweigt, wie eine schlechte Nachricht, die man nicht übermittelt, um niemandem damit wehzutun. Dass es für mich umso schmerzhafter ist, scheint dabei keine Rolle zu spielen, zumindest nicht für ihn, denn sonst hätte er doch zumindest den Mut aufbringen und mir sagen können, dass er es sich anders überlegt hat. Ich wäre der Letzte gewesen, der ihn verurteilt hätte, weil ich ohnehin kaum daran geglaubt habe, dass er sein perfektes kleines Leben einfach so für mich aufgibt, auch wenn er vor sechs Jahren in mich verliebt gewesen sein mag. Meine damalige Flucht und die damit verschenkte Zeit hat einfach zu viel zwischen uns verändert, was sich nicht einfach so wieder rückgängig machen lässt und wir sind längst nicht mehr die unbedachten Jugendlichen, denen experimentieren und ausprobieren vielleicht noch aufregend vorkam.
Trotzdem erwarte ich wenigstens Aufrichtigkeit von ihm und eine angemessene Entschuldigung für sein feiges Verhalten. Denn er hätte wenigstens so fair sein können und mich nicht voller Hoffnungen zurücklassen dürfen, wenn für ihn von vornherein fest stand, dass er nicht zurückkommen wird. Was mir im Nachhinein natürlich wieder deutlich bewusst macht, wie blind und dumm ich eigentlich war, weil Marc sich mir gegenüber niemals zu irgendetwas verpflichtet hat und seine lahmen Versuche, die Sache bezüglich seiner Freundin zu klären, waren doch nichts weiter als durchschaubare Hinhaltetaktiken, denen ich gehörig auf dem Leim gegangen bin. Wofür ich mich selbst ohrfeigen könnte und was ich ihm wahnsinnig übel nehme. Weshalb ich mir zumindest die Genugtuung bereiten muss, ihm einmal noch zu zeigen, worauf er so bereitwillig verzichtet.
Auf Mich!
Kapitel 17
Nach der Brautkleidanprobe und dem anschließend verdienten Kaffee, sowie einem doch klärenden Gespräch mit Melissa, wobei ich ein paar wirklich wichtige Details über Marc und diese Jennifer erfahren habe,
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