Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
anrufen“, flötet Robert fröhlich in den Hörer, kaum dass es einmal geklingelt hat und entlockt mir sofort ein Schmunzeln, weil der Klang seiner Stimme doch nur einen Erfolg verkünden kann, was mich hibbelig aus der Klinik laufen lässt, ohne auf meine Umgebung zu achten oder irgendetwas wahrzunehmen. Meine gesamte Aufmerksamkeit gilt meinem Handy und Robert, der ohne zu zögern drauflos plappert.
„Also pass auf. Der Termin für die Kleidprobe ist in einer halben Stunde, im Pompadur, Schlehengasse 7. Melissa wird allein mit ihrer Mutter dort sein. Paul ist total aus dem Häuschen, dass du jetzt doch zur Hochzeit kommst und dein Marc war auch kurz im Laden. Heißes Fahrgestell, Alter. Er hat mich ein bisschen verwundert angesehen und ich habe ganz kurz überlegt, ob er mich kennen kann, aber dass ist ja eigentlich unmöglich. So geheim wie du ihn, und offensichtlich andersrum auch uns, gehalten hast. Jedenfalls will Paul sich heut Abend mit dir treffen. Bei dem besteht so gar keine Chance, oder?“, redet er ohne Unterlass und seufzt theatralisch aufgrund der Gewissheit, weil Paul so absolut gar kein sexuelles Interesse am gleichen Geschlecht hat, was mich leise kichern lässt.
„Das sind doch mal gute Neuigkeiten. Ich bin noch in der Stadt. Ich bleibe gleich hier und werde Lissy dann überraschen. Drück mir die Daumen, dass sie mich nicht erschlägt. Wir treffen uns dann später im Hotel“, freue ich mich zumindest über diesen kleinen Teilerfolg und mache mich auf dem Weg zu meinem Auto, während ich noch mit ihm telefoniere, um gleich zu dem Brautausstatter zu kommen.
„Ach und Robert? Versuchs erst gar nicht bei dem Kleinen. Der steht noch unter Welpenschutz“, kann ich es mir nicht verkneifen, meinen Freund noch ein kleines bisschen zu ärgern und lege grinsend auf, als ich an meinem Auto bin, damit ich pünktlich in dem Geschäft sein kann, wo ich Melissa hoffentlich erwische.
Tatsächlich betritt sie gerade den Laden, ohne mich zu bemerken, als ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite parke. Was ich allerdings sehr begrüße, weil ich sie doch lieber in einem geschlossenen Raum mit meiner Anwesenheit überraschen will und mich möglichst wenig in der Öffentlichkeit aufhalten mag, um nicht doch aus Versehen Marc über den Weg zu laufen und somit den ganzen schönen Überra schungseffekt zu vereiteln.
Also warte ich noch etwa zehn Minuten, ehe ich mein Auto verlasse und zu dem Geschäft für Brautmoden gehe, in dem ich mich auf Anhieb vollkommen fehl am Platz und wahnsinnig unwohl fühle. Was nicht mal so ganz meiner Einbildung entspringt, wie mir die etwas merkwürdigen Blicke zweier Kundinnen deutlich machen, die sich nicht wirklich die Mühe geben, ihren Unmut über meine Erscheinung zu vertuschen, sondern fleißig mit abwertenden Blicken und Gesten, kein bisschen Ladylike, ablästern.
Allerdings lasse ich mich ja von solchen primitiven Personen nicht aus der Ruhe bringen und lächle sie auf meine umwerfende Art an, während ich erhobenen Hauptes an ihnen vorbeistolziere, um in den hinteren Bereich des ansehnlichen Geschäftsraumes zu kommen, der von außen nicht annähernd so geräumig wirkt, in dem ich Melissa vermute. Denn immerhin ist sie definitiv hier hineingegangen und kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben und müsste sich demnach hier irgendwo befinden, sodass ich mich suchend umschaue und mir beinahe der Atem stockt, als sie aus einer der Kabinen tritt. In einem traumhaften, weißen Kleid, welches vortrefflich ihre zarte Figur betont und ihr fast ein elfenhaftes Aussehen verleiht.
„Denkst du, es gefällt ihm wirklich?“, richtet sie sich skeptisch an ihre Mutter, ohne mich bemerkt zu haben, so gefangen scheint sie in ihrer Anprobe, dass ich lächelnd etwas näher an sie heranschleiche und „also, ich würde dich nehmen“, leise schmunzelnd in ihr Ohr hauche, woraufhin sie überrascht herumfährt und mir fast gleichzeitig quietschend um den Hals fällt.
„Jammy! Du bist doch gekommen. Ich kann es nicht fassen. Mum, sieh doch, er ist hier, er ist wirklich hier“, ist sie ganz außer sich und betastet mich, als müsse sie prüfen, ob ich tatsächlich echt sei, was mich nur amüsiert schmunzeln lässt und wahnsinnig glücklich macht, dass sie sich so aufrichtig freut.
„Ja, ich bin hier“, strahle ich sie ebenso an und bin wirklich erleichtert, dass sie es mir offenbar nicht übel nimmt, dass ich ursprünglich ihre Einladung ausgeschlagen habe. Sie freut sich
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