Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
auf Marc zu treffen. Auch wenn die Sehnsucht, jetzt wo ich hier in seiner unmittelbaren Nähe bin, mich fast auffrisst und fürchterlich an meinen Nerven zerrt.
Ich würde ihm in meiner momentanen Verfassung alles verzeihen und das macht mir weitaus mehr Kopfzerbrechen als der Gedanke, dass er mich vielleicht doch gar nicht mehr will. Wahrscheinlich nur aus Selbstschutz, um die Einbildung daran, dass er mich vielleicht doch einfach nur angelogen und mir wegen meiner damaligen überstürzten Flucht von zu Hause eins auswischen wollte, zu verdrängen. Denn allein die Vorstellung, es wäre für Marc alles nur ein Spiel, ein kleiner Rachefeldzug gewesen, bereitet mir grauenhafte Magenschmerzen.
Ich muss allerdings zusehen, diese zermürbenden Gedanken abzuschalten, bevor sie mich in den Wahnsinn treiben und beschließe daher, meiner Omi noch einen kurzen Besuch abzustatten, um hier aus dem Zimmer rauszukommen und ein bisschen frische Luft zu schnappen, die mich hoffentlich wieder ein wenig entspannt und lockert. So ist zumindest der Plan.
Dass er schon nach zwanzig Metern Fußmarsch scheitert, wäre mir dabei im Traum nicht eingefallen. Denn dummerweise läuft mir auf dem Weg zur Klinik die Person vor die Füße, die ich von allen Leuten, die ich kenne, am allerwenigsten treffen wollte. Noch weniger als diese Jennifer, die für meinen Geschmack nicht mal existieren dürfte. Doch die stechend blauen Augen, die mich geradezu feindselig fixieren, jagen mir ohne zu zögern kalte Schauer über den Rücken, obwohl angenehm sommerliche Temperaturen herrschen und lassen mich alles um mich herum vergessen. Jennifer ist uninteressant. Keine Hochzeit, kein Marc, nicht mal meine Oma kommen mir gerade in den Sinn, weil mein ganzes Denken von nur einem Wort beherrscht wird.
Flucht!
Kapitel 18
Mein ganzer Körper ist in Rekordgeschwindigkeit von einer ungeheuren Panikattacke befallen, wie ich sie lange nicht hatte, die mein logisches Denken vollkommen blockiert.
Denn auch wenn sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf schrillen und mir verdeutlichen wollen, so schnell es geht von hier zu verschwinden, rührt sich rein gar nichts bei mir. Stattdessen stehe ich wie angewurzelt an Ort und Stelle, während mich die stahlblauen Augen feindselig fixieren und so eindringlich mustern, dass mir ganz schlecht wird.
Was neben der ohnehin schon unangenehmen Betäubung, weil ich viel lieber ganz weit weg laufen würde, auch noch eine ausgeprägte Übelkeit in mir verursacht. Meine Hände schwitzen und ein kalter Schauer nach dem anderen überzieht meinen Rücken, während meine Finger anfangen zu zittern und ich versuche meine Nervosität zu vertuschen, was mir gelinde gesagt, überhaupt nicht gelingt. Viel zu deutlich spiegelt das der triumphierende Gesichtsausdruck wieder, mit dem Carsten mich unumwunden anstarrt.
„Wen haben wir denn da? Das kleine Kätzchen“, schnurrt er mich ekelhaft anstößig an, wobei er langsam schleichend auf mich zukommt und den Abstand zwischen uns somit überbrücken will. Was ich natürlich alles andere als angenehm empfinde und glücklicherweise zumindest die Fähigkeit, meinen Körper halbwegs zu kontrollieren, wieder entdecke und im selben Atemzug vor ihm zurückweiche.
„Hiergeblieben“, ist er allerdings augenscheinlich reaktionsfähiger als ich und packt mich grob am Arm, um mich viel zu dicht an sich heranzuziehen, wodurch mir sein aufdringliches Aftershave in die Nase steigt und meine Übelkeit noch weiter verstärkt, die sich soweit ausprägt, dass sich mein ganzer Körper darauf konzentriert, ihm nicht vor die Füße zu kotzen und sämtliche anderen notwendigen Funktionen erneut einstellt, obwohl ich dringend von hier weg kommen sollte. Allerdings stehe ich nur wie eine Marionette vor ihm und schaffe es nicht mal, ein Wort des Protestes, oder was einem Hilferuf gleichen könnte, hervorzubringen.
„Ich hab schon gehört, dass du wieder aufgetaucht bist. Hat das Kätzchen den Weg nach Hause gefunden, oder hat dich die Sehnsucht zurück in deine alte Heimat geführt? Nach mir?“, grinst er mich süffisant an und streicht nebenbei mit seinem Daumen über meinen Arm, den ich auf der Stelle bereitwillig opfern würde, nur um diese widerliche Berührung nicht ertragen zu müssen und ich versuche mich, von seinem festen Griff zu befreien, was ihn allerdings nur amüsiert auflachen lässt. Weil er ganz genau weiß, dass ich ihm körperlich haushoch unterlegen bin, was mir eigentlich selbst klar sein
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