Schatten der Vergangenheit (Junge Liebe) (German Edition)
dem warmen Braunton, den ich immer so sehr gehasst habe und jetzt wieder bevorzuge, irgendwie unecht wirkte, aber mit etwas Abstand betrachtet auch nur eine stumme Rebellion gegen meinen Erzeuger war. Denn es hat ihn schier wahnsinnig gemacht, dass ich mich in seinen Augen nicht nur wie ein Mädchen verhalte, sondern auch noch wie eines herumlaufe. Was natürlich vollkommener Blödsinn war. Trotzdem habe ich, kaum dass ich mit meiner Vergangenheit abgeschlossen habe, mich von meinen langen Haaren getrennt und die Farbe herauswachsen lassen, was einen völlig anderen Typ aus mir gemacht hat. Der jetzt ohne Vorwarnung wieder in seine Vergangenheit zurück katapultiert werden soll.
Diesem Gedanken ausweichend, löse ich mich schließlich seufzend vom Waschbecken, gegen das ich gelehnt habe, als benötigte ich den Halt, und wickle mir auf dem Weg zu meinem Handy ein Handtuch um die Hüften, bevor ich mich gleich entweder wieder zurück ins Bett werfe oder auf Bea warte. Weshalb ich jetzt auch die eingegangene Nachricht von ihr lese.
**Hey, Schatzi. Bin in zwanzig Minuten da. Knutsch**
Sind jetzt zugegeben nur noch höchstens zehn Minuten, weil ich so sinnfrei vorm Spiegel meine Zeit vertrödelt und in Erinnerungen gebadet habe, weshalb ich mich schleunigst in Klamotten werfen und Kaffee aufsetzen sollte, weil Bea um diese Uhrzeit ohne einen anständigen Koffeinschock nur selten zu ertragen ist.
Heute allerdings schon, wie ihr breites Lächeln, das nur durch ihre Ohren gestoppt wird, verrät, als sie pünktlich wie ein Uhrwerk in meiner Wohnung steht und mich ganz automatisch ein bisschen fröhlicher stimmt, auch wenn noch immer die unbestimmte Angst, was mich zu Hause erwarten würde, in meinem Hinterkopf regiert.
„Da ist aber jemand gut drauf. Darf ich raten? Chris?“, grinse ich meine Freundin verschwörerisch an, woraufhin sich sofort ein sanfter Rotton auf ihre Wangen legt, der, vom Funkeln ihrer Augen unterstützt, ein absolut entzückendes Bild abgibt.
„Treffer, versenkt. Dich hat’s ganz offensichtlich voll erwischt“, kann ich mich nicht zurückhalten, meine Meinung auszuplaudern und warte eigentlich nicht auf eine Antwort, denn ihre ganze Körpersprache ist für mich Erklärung genug, was ihr ganz deutlich erkennbar nicht wirklich zusagt.
„Du hast mich doch sicher nicht, morgens um halb neun, aus dem Bett geklingelt, um über mich zu sprechen, oder?“, kennt Bea mich leider viel zu gut und lenkt deshalb blöderweise auch viel zu schnell von sich ab, auf den eigentlichen Grund dieses Treffens, was mich nur schwer seufzen lässt. Woraufhin sie sich stumm an meinem Küchenschrank zu schaffen macht, um Tassen auf den Tisch zu stellen und mit Kaffee zu füllen, während sie einfach darauf wartet, dass ich von mir aus anfange zu erzählen. Dabei suche ich, noch immer an den Türrahmen der Küche gelehnt, nach den richtigen Worten. Immerhin sollte ich mir vorher reiflich überlegen ob, was und wie viel ich ihr überhaupt erzählen will.
Was ihr anscheinend aber doch irgendwann zu lange dauert und sie deshalb geräuschvoll einen Stuhl vom Tisch zurückzieht und mir unmissverständlich klar macht, dass ich mich setzen soll, was ich auch folgsam tue und sofort haltsuchend nach einer der heißen Tassen greife, deren Inhalt ich fasziniert betrachte, als würde darin eine mögliche Lösung schwimmen, die ich nur noch entdecken muss.
„Okay, langsam machst du mir ein bisschen Angst. Was ist los, Schatz?“, berührt Bea mich plötzlich so unerwartet an meinem Arm, dass ich ihn aus Reflex ruckartig zurückziehe und sie etwas betreten ansehe, ehe ich bei ihrem besorgten Blick weich werde und tief durchatme, um mich einem Stück meiner Vergangenheit zu stellen.
„Ich weiß gar nicht, warum ich dir jetzt damit auf die Nerven gehe, aber ich brauch einfach eine andere Meinung, verstehst du? Weil ich nicht weiß, was ich tun soll und wie ich es richtig oder falsch mache“, sehe ich sie hilfesuchend an und komme mir gleichzeitig wie der letzte Obertrottel vor, weil ich mich nicht alleine entscheiden kann, was ich jetzt machen soll. Dabei schaut sie mich einfach nur lächelnd und wie immer so bedingungslos verständnisvoll an.
„Ben, du weißt genau, dass du über alles mit mir reden kannst, egal was es ist. Und du musst dir keine Gedanken darum machen, dass du mich nervst, das tust du nämlich nicht. Ich freu mich doch, wenn ich dir auch mal helfen kann, dafür sind Freunde doch da“, versucht sie mich
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