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Schatten der Wahrheit

Schatten der Wahrheit

Titel: Schatten der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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Peterson.«
    »Verschwinden Sie.«
    »Aber, aber. Ist das eine Art, mit Ihrem Wohltäter zu reden?«
    »Ich habe einen Wohltäter? Ich sehe hier niemanden, auf den diese Beschreibung passt.« Er lachte hart und erstickt. »Nur einen Verräter und einen verlogenen Hurensohn. Respektive.«
    Der Capellaner schüttelte immer noch lächelnd den Kopf. »Für Reue ist es etwas spät, fürchte ich. Es ist vorbei.«
    Er sagte nichts, wünschte sich, dass der Mann wieder ging. Es half nichts. Der lächelnde Mann winkte lediglich dem Kellner, ein zweites Glas zu bringen. Als es eintraf, füllte er es unaufgefordert und trank. Dann schüttelte er sich.
    »Das ist entsetzliches Zeug. Wir könnten Ihnen etwas Besseres anbieten.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Wir haben unseren eigenen Wein mitgebracht. Um nach der ersten Landung besser auf Sie anstoßen zu können.«
    Die plötzlich aufflammende Wut schnitt wie ein Messer durch die dumpfe Verzweiflung. »Sie haben mir versprochen, dass mein Name nie erwähnt wird.«
    Lächelnd, immer noch lächelnd, antwortete der Capellaner: »Und er wurde auch nicht erwähnt. Wir haben auf den Verräter Liaos getrunken.«
    »Verschwinden Sie.«
    »Alles zu seiner Zeit. Ich bin aus einem bestimmten Grund hier.«
    »Wenn ich Ihnen erlaube, mir davon zu erzählen, hauen Sie dann ab?« Ein angewidertes Grunzen stieg aus seiner Kehle. »Also bitte.«
    Der Mann griff in die Tasche seiner Uniformjacke und zog eine Karte heraus, auf deren Vorderseite ein Name, ein Rang und eine Adresse gedruckt waren. Auf der Rückseite stand in sauberer Handschrift eine Zahlenreihe.
    »Das ist die Nummer Ihres Kontos auf Terra. Die vereinbarten Gelder warten dort auf Sie.« Er legte die Karte neben das Weinglas und stand auf. »Ebenso wie ein Bonus von einem Stone für jeden bei den Kämpfen getöteten Bürger der Republik. Sie sehen, wir sind nicht undankbar.«
    Dann war der lächelnde Mann fort.
    Er wartete, bebend vor Wut, doch der lächelnde Mann kehrte nicht zurück. Die Wut staute sich auf, wurde immer stärker. Schließlich stand er ebenfalls auf, langsam und bedächtig. Er hielt so viel Wut zurück, dass er Angst bekam, es könnte ihn zerreißen, wenn er sich zu schnell bewegte. Er schloss die Finger vorsichtig um den Hals der leeren Weinflasche.
    »Auf meinen Namen getrunken.« Er sprach mit sich selbst, in einem langsam lauter werdenden Flüsterton. »Meinen Namen. Meinen Namen!«
    Er hob die Flasche vom Tisch und warf sie so hart gegen die Rückwand des Weinlokals, dass sie zerplatzte. Sekunden später folgte das Weinglas.
    »Nie wieder.«
    Der Kellner starrte ihn an und er wusste, es war Zeit zu gehen. Das Lokal zu verlassen, die Stadt, den Planeten. Daniel Peterson war am ersten Tag der Kämpfe auf Liao gestorben. Sobald er herausfand, wer er jetzt war, würde er sich einen neuen Namen zulegen.
    Fast hätte er die Visitenkarte des lächelnden Mannes auf dem Tisch liegen gelassen. Aber schließlich hob er sie doch auf und steckte sie ein. Es war gleichgültig, wer er werden würde.
    Das Geld brauchte er in jedem Fall.
    Februar 3134, Trockenzeit
    Gegen Mittag war es im Cockpit von Brigadegeneral Michael Griffins Koshi heißer als in einer Sauna. Trotz der besten Bemühungen von Generationen von Konstrukteuren gab es bis heute keinen Mech, dessen Pilot nicht schwitzte wie ein Eber. Griffin hatte seit dem frühen Morgen Wasser getrunken - sowie zusätzliche Rationen der speziell entwickelten Getränke für einfache Soldaten im Wüsteneinsatz und Mech-Krieger auf Missionen, die einen langen Aufenthalt in der Pilotenkanzel erforderlich machten.
    Und trotzdem war Griffin froh, dass er in der nächsten Zeit keinen Ringkampf plante. Er wusste aus Erfahrung, wenn er die Einsatzgruppe den ganzen Tag über mit dem Koshi begleitete, fühlte er sich am Abend, wenn er das Cockpit verließ, wie seine Großmutter es ausdrücken würde: als hätte er eine Abreibung mit dem Besenstiel bekommen.
    Wenigstens beschützten die elektronisch abgeriegelten Sichtschirme und das polarisierte Panzerglas des Kanzeldachs seine Augen vor dem schlimmsten Licht, das blendend grell von den Kilometern Meer-wasser reflektierte, die hier an der Oilfieldsküste als Aussicht durchgingen. Die Infanterie brauchte Schutzbrillen, die ein Teil der Soldaten nicht tragen würde, weil sie unbequem waren und das Sichtfeld einengten, und starkes Sonnenöl, das einige mit Sicherheit vergessen würden. Am Abend würden sie über überanstrengte Augen und

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