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Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)

Titel: Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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dich gefunden und ist zu dem Schluss gekommen, dass er dich braucht«, sagte er. »Er hat dir Justin hinterher geschickt, weil einer seiner älteren Wölfe dich als das erkannt hätte, was du bist. Selbst vor deiner Veränderung hätten sie das gewusst. Also hat er einen halb verrückten
Wolf ausgeschickt, denn jeder andere wäre unfähig gewesen, dich anzugreifen.«
    Verletzt wich sie vor ihm zurück. Er redete, als wäre sie etwas Besonders, aber sie wusste, dass das nicht der Fall war. Er klang, als spräche er die Wahrheit, aber sie war kein Gewinn für das Rudel. Sie war nichts. Drei Jahre lang war sie nichts gewesen. Charles bewirkte, dass sie sich wie etwas Besonderes fühlte, aber sie wusste es besser.
    Als er die Hände auf ihre Schultern legte, war der Griff fest und unwiderstehlich. »Ich werde dir etwas über Omega-Wölfe erzählen, Anna. Sieh mich an.«
    Sie blinzelte die Tränen zurück und hob die Augen, denn sie konnte sich seinem Befehl nicht widersetzen.
    »Omegas sind unglaublich selten«, sagte er und schüttelte sie ein wenig. »Ich arbeite die ganze Zeit mit Zahlen und Prozenten, Anna. Selbst ich könnte die Wahrscheinlichkeit vermutlich nicht genau herausfinden, aber eines kann ich dir sagen, die Chancen, dass Justin dich rein aus Zufall für die Veränderung ausgesucht hat, sind unendlich gering. Kein Werwolf würde nur seinem Instinkt folgend eine Omega angreifen. Und Justin kommt mir wie ein Wolf vor, der fast nur seinen Instinkten gehorcht.«
    »Warum nicht? Warum sollte er mich nicht angreifen? Und was ist eine Omega?«
    Das war offensichtlich die richtige Frage, denn Charles beruhigte sich wieder, und seine vorherige Aufregung verschwand. »Du bist eine Omega, Anna. Ich wette, wenn du einen Raum betrittst, kommen die Leute zu dir. Ich wette, selbst vollkommen Fremde vertrauen dir Dinge an, die sie nicht einmal ihren eigenen Müttern sagen würden.«
    Ungläubig starrte sie ihn an. »Du hast Justin heute früh erlebt. Kam er dir ruhig vor?«

    »Ich habe Justin gesehen«, stimmte er langsam zu. »Und ich denke, in jedem anderen Rudel wäre er kurz nach der Veränderung umgebracht worden, denn er kann sich wirklich nicht gut genug beherrschen. Aber du erlaubst ihm, seinen Wolf wenigstens bis zu einem gewissen Grad zu kontrollieren - und er hasst dich dafür.
    Du solltest nicht die unterste Stellung in deinem Rudel haben.« Er ließ die Hände von ihren Schultern gleiten, bis er ihre Hände hielt. Seltsamerweise fühlte sich das intimer an, als es selbst sein Kuss gewesen war. »Ein Omega-Wolf ist wie die indianischen Medizinmänner, er steht außerhalb der normalen Rudelordnung. Sie mussten dir beibringen, den Blick zu senken, oder? Bei unterwürfigen Wölfen funktionieren diese Dinge instinktiv. Doch dich mussten sie erst niedertreten.
    Du bringst Frieden zu allen, die dich umgeben, Anna«, sagte er leidenschaftlich, den Blick auf ihre Augen gerichtet. »Ein Werwolf, besonders ein dominanter Wolf, steht immer am Rand eines Gewaltausbruches. Nachdem ich stundenlang mit viel zu vielen Menschen in einem Flugzeug eingesperrt war, kam ich auf dem Flughafen an und lechzte nach Blutvergießen, wie ein Junkie nach seiner nächsten Spritze lechzt. Aber als du auf mich zugekommen bist, verschwanden der Zorn und die Gier.«
    Er drückte ihre Hände. »Du bist ein Geschenk, Anna. Einen Omega-Wolf im Rudel zu haben bedeutet, dass mehr Wölfe die Veränderung vom Mensch zum Wolf überleben, weil sie in deiner Nähe leichter lernen können, sich zu beherrschen. Es bedeutet, dass wir weniger Wölfe an dumme Dominanzkämpfe verlieren, weil ein Omega den Wölfen seines Rudels Ruhe bringt. Oder ihres Rudels.«
    Sein Argument hatte eine Lücke. »Und was ist vorhin
passiert, als du dich beinahe verändert hast, weil du so wütend wurdest?«
    Etwas geschah mit seinem Gesicht. Seine Miene, die sie nicht gut genug kannte, um sie zu deuten, zeigte einen heftigen Gefühlsausbruch.
    Als er wieder sprach, geschah das mit sichtlicher Anstrengung, als wäre sein Hals enger geworden. »Die meisten Werwölfe finden jemanden, den sie lieben, und sie heiraten und verbringen lange Zeit mit ihrer Frau, bevor der Wolf sie als Gefährtin akzeptiert.« Er senkte den Blick, wandte sich ab, ging durch den Raum und zeigte ihr den Rücken.
    Ohne seine Körperwärme fühlte sie sich kalt und einsam. Verängstigt.
    »Aber manchmal passiert es nicht so«, sagte er zu der Wand. »Lass diese Sache im Augenblick auf sich beruhen, Anna.

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