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Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)

Titel: Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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festhielt. Also musste er hilflos zusehen, wie es wieder geschah.
    Hufschlag erklang auf dem Kopfsteinpflaster, das er vor der Tür verlegt hatte, um den Schlamm in Schach zu halten. Sarai schnalzte leicht mit der Zunge, um ihr Missvergnügen zu zeigen - sie hatte es immer gehasst, unterbrochen zu werden, wenn sie ihre Arzneien mischte.
    Dennoch, sie stellte Mörser und Stößel beiseite und strich die Schürze glatt. Verärgert oder nicht, er wusste, sie würde sich nie von ihren Geschäften abwenden. Geld wurde gebraucht, vor allem in diesen Tagen. Und für Sarai sollte es nichts Gefährliches an dem Besucher geben.

    Ein menschlicher Soldat stellte für eine Frau, die auch ein Werwolf war, keine Gefahr dar, und Napoleons Aufstieg an die Macht hatte den anderen, gefährlicheren Krieg unterbrochen. Die wenigen Familien von Hexenblut, die noch in Europa verblieben waren, hatten endlich aufgehört, einander zu töten und waren stattdessen gezwungen gewesen, vor den Verwüstungen weltlicherer Kämpfe Schutz zu suchen. Sie hatte keinen Grund, sich Gedanken zu machen, und konnte Asils hektische Versuche, sie zu warnen, nicht hören.
    Die Tür ging auf, und einen Moment lang sah Asil, was Sarai gesehen hatte.
    Die Frau in der Tür war zierlich und sah zerbrechlich aus. Ihr dunkles Haar, für gewöhnlich wirr und lockig, war gezähmt und zu einem Knoten gebunden, aber der strenge Stil ließ sie nur jünger aussehen. Sie war sechzehn. Wie Sarai hatte sie dunkle Haut und dunkle Augen, aber anders als bei ihrer Pflegemutter waren ihre Züge fein und edel.
    »Mariposa, Kind!«, rief Sarai. »Was bringt dich dazu, allein so weit zu reiten? Überall gibt es Soldaten! Wenn du mich besuchen wolltest, hättest du das sagen sollen, und ich hätte Hussan geschickt, damit du unterwegs sicher bist.«
    Es war zweihundert Jahre her, seit irgendwer ihn bei diesem Namen gerufen hatte, und schon der Klang tat seinem Herzen weh.
    Mariposas Lippen wurden ein wenig dünner. »Ich wollte dir keine Umstände machen. Ich bin in Sicherheit.« Selbst in seinen Träumen wusste er, dass ihre Stimme seltsam klang, nicht nach ihr: kalt. Seine Mariposa, sein kleiner Schmetterling, war von einer Emotion zur anderen geflattert, war von Zorn über mürrische Stimmung zu Sonnenschein
getanzt, und kaum ein Atemzug hatte dazwischengelegen.
    Sarai sah sie missbilligend an. »Niemand ist in Sicherheit. Nicht in diesen Zeiten.« Aber selbst als sie sie tadelte, schloss sie das Mädchen, das sie wie ihr eigenes Kind großgezogen hatte, in die Arme. »Du bist gewachsen, Kind, sieh dich nur an!« Sie machte zwei Schritte zurück und schüttelte den Kopf. »Du siehst nicht gut aus. Bist du krank? Linnea hat versprochen, dass sie sich um dich kümmern wird... aber es herrschen finstere Zeiten.«
    »Es geht mir gut, Sarai«, sagte Mariposa, aber die Stimme des Mädchens war nicht aufrichtig, sie war tonlos und selbstsicher - und sie log.
    Sarai sah sie stirnrunzelnd an und legte die Hände auf die Hüften. »Du solltest es eigentlich besser wissen, als mich anzulügen. Hat dir jemand wehgetan?«
    »Nein«, erwiderte Mariposa leise. Asil konnte spüren, wie sich Macht um sie sammelte, anders, als sie gewesen war, bevor sie sie zu einer ihrer eigenen Art geschickt hatten, damit sie ausgebildet würde. Ihre Magie war wild und heiß gewesen, aber diese Macht war ebenso dunkel und kalt, wie ihre Stimme geklungen hatte.
    Sie lächelte, und einen Moment lang konnte er das Kind von früher sehen und nicht die Hexe, die sie geworden war. »Ich habe von Linnea viel gelernt. Sie hat mir beigebracht, wie ich dafür sorgen kann, dass mir niemand mehr wehtun wird. Aber ich brauche deine Hilfe.«
    Die Klingel an der Tür weckte Asil, bevor er wieder mit ansehen musste, wie Sarai den Tod fand. Er lag in seinem leeren Bett und roch den Schweiß von Schrecken und Verzweiflung. Seinen eigenen.

    Charles machte es sich auf der Verandaschaukel des alten Wolfs gemütlich und versuchte, sich in indianischer Zeit zu verlieren. Dieser Trick war ihm nie so recht gelungen - sein Großvater hatte immer gemurrt, dass der Geist seines Vaters in ihm zu stark wäre.
    Er wusste, dass Asil die Klingel gehört hatte, er konnte das Spucken der Dusche hören - und er hatte auch nicht erwartet, dass Asil ihm die Freundlichkeit erweisen würde, schnell an die Tür zu kommen, besonders wenn er ihn zu einer solch frühen Morgenstunde aufsuchte. Er und Anna würden später aufbrechen, aber ihr Wild war auch

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