Schatten des Wolfes - Schatten des Wolfes - Cry Wolf (Alpha & Omega 1)
kein Fisch, den man am besten im Licht der Morgendämmerung fing. Und das hier war wichtiger für ihn, als einen Abtrünnigen zu fangen, selbst wenn dieser Abtrünnige Menschen tötete.
Er wäre beinahe zu seinem Vater gegangen statt zu Asil, nachdem er in Brans Haus mit Heather gesprochen hatte. Nur der Geruch seiner Stiefmutter hatte ihn davon abgehalten, an Brans Schlafzimmertür zu klopfen. Ihm war an diesem Morgen einfach nicht nach dem Tanz, auf dem Leah bestehen würde. Wenn sie ihn schließlich dazu gebracht hätte, unhöflich zu werden - und genau das würde sie tun -, würde sein Vater einschreiten; niemand, nicht einmal seine Söhne, durften gegenüber der Gefährtin des Marrok respektlos sein. Und dann würde es ohnehin keine Diskussion geben.
Also ging er zu der einzigen anderen Person, die vielleicht verstehen würde, was geschehen war, warum die Verbindung zwischen ihm und Anna nicht vollständig war: Asil, dessen Gefährtin eine Omega gewesen war. Asil, der ihn beinahe so sehr ablehnte wie Leah, wenn auch aus anderen Gründen.
Bruder Wolf dachte, diese Unterredung am Morgen könnte sehr amüsant werden. Amüsement oder Kampf - dem Wolf gefiel beides.
Seufzend beobachtete Charles, wie sich der Nebel seines Atems in der kalten Luft auflöste. Es konnte durchaus sein, dass er hier nur Zeit verschwendete. Ein Teil von ihm wollte der Sache einfach noch ein paar Tage Zeit geben. Nur weil der ansonsten eher langsame Teil des Bindungsprozesses, bei dem ein Wolf den anderen akzeptierte, beinahe schon bei ihrem ersten Treffen abgeschlossen worden war, hieß das nicht, dass die andere Hälfte genauso schnell arbeiten würde.
Aber etwas sagte ihm, dass hier mehr nicht stimmte, als Zeit allein lösen konnte. Und ein Mann, der einen Werwolf zum Vater und eine Schamanin zur Mutter hatte, wusste, wenn er auf seine Intuition hören sollte.
Hinter ihm ging abrupt die Tür auf.
Charles bewegte die Verandaschaukel weiterhin sanft vor und zurück. Begegnungen mit Asil begannen für gewöhnlich mit irgendeiner Art Machtspiel.
Nach ein paar Minuten ging Asil an der Schaukel vorbei zum Geländer seiner Veranda. Er sprang darauf, einen nackten Fuß auf dem Geländer, das Bein angewinkelt. Das andere ließ er beiläufig an der Seite baumeln. Er trug Jeans, sonst nichts, und sein nasses Haar begann, wo es seine Haut nicht berührte, in der Kälte zu erstarren, und sah bald aus wie die Silbernarben, die seinen Rücken zierten: Asil war einer von wenigen Werwölfen, die Charles kannte, die Narben hatten. Die Narben schnitten in die Rückseite seiner Rippen, wo ein anderer Werwolf ihn verwundet hatte - beinahe genau an der gleichen Stelle, erkannte Charles, wo seine eigenen Wunden waren. Aber Asils
Narben stammten von Klauen und nicht von Kugeln aus einer Schusswaffe.
Er posierte viel, dieser Asil. Charles war nie sicher, ob er es bewusst tat oder es sich um eine alte Angewohnheit handelte.
Asil starrte in den Wald hinter dem Haus, der immer noch im Schatten des frühen Morgens lag, statt Charles anzusehen. Obwohl er sich gerade geduscht hatte, konnte Charles Angst und Qual riechen. Und er erinnerte sich daran, was Asil beim Gottesdienst gesagt hatte: dass er wieder träumte.
»Manchmal kann mein Vater deinen Schlaf schützen«, murmelte Charles.
Asil lachte harsch auf, senkte den Kopf und kniff sich in die Nase. »Nicht vor diesen. Nicht mehr. Und warum wartest du an diesem schönen Morgen auf mich?« Er machte eine grandiose Geste, die den Winter, die Kälte und die Tageszeit umfasste, und das in einer einzigen übertriebenen Armbewegung.
»Ich möchte, dass du mir von Omega-Wölfen erzählst«, sagte Charles.
Asil riss die Augen mit übertriebener Überraschung auf. »Schon jetzt Probleme, Welpe?«
Charles nickte nur. »Anna weiß kaum, was es bedeutet, Werwolf zu sein. Es wäre hilfreich, wenn wenigstens einer von uns mehr über den Omega-Aspekt wüsste.«
Asil starrte ihn einen Moment lang an, und die oberflächliche Heiterkeit verschwand. »Das könnte ein langes Gespräch werden«, sagte er schließlich. »Warum kommst du nicht rein und trinkst einen Tee?«
Charles setzte sich an einen kleinen Tisch und sah zu, wie Asil sich damit beschäftigte, Tee zuzubereiten, als wäre
er eine japanische Geisha, bei der jede Bewegung wichtig war und exakt sein musste. Was immer sein Traum gewesen war, er hatte Asil von seinem üblichen Versuch abgebracht, den verrückten Werwolf zu spielen. Erst als er ihn in diesem
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