Schatten eines Gottes (German Edition)
Komm!« Er zog sie mit sich.«
»Wohin?«
»In die Hütte. Komm!«
Agnes stolperte hinterdrein. »Warum in die Hütte?«
»Dort sieht uns niemand, mein Augenstern, meine Lilie.«
»Hier draußen sieht uns auch niemand. Es ist doch keiner da.«
»Das weiß man nie. Komm schon! Ich will dir etwas Wunderbares zeigen.«
Was mag es in der Hütte Wunderbares geben?,
dachte Agnes.
Dort gibt es nur Spinnweben, morsches, moosbewachsenes Holz und allerlei Krabbelzeug.
Dennoch folgte sie ihm.
In der Hütte stand das Gras hoch, durch das Laubdach der Buche flirrten die Sonnenstrahlen und malten Kringel auf das alte Holz. Es war durchaus ein verträumtes Plätzchen. Agnes gefiel es besser als sie gedacht hatte.
Hier könnten Zwerge hausen
, ging es ihr durch den Kopf.
Oder ein verzauberter Prinz, der tagsüber ein Fuchs war.
Sie musste lachen. Einen Prinzen hatte sie ja schon, zum Glück keinen verzauberten.
Während Kuno sie sanft in eine Ecke drängte, bedeckte er ihr Gesicht, ihren Hals und ihre Arme mit Küssen. Und plötzlich, Agnes wusste nicht mehr, wie es geschehen war, lag sie rücklings im Gras an die Hüttenwand gepresst, und Kuno war über ihr. Er kam ihr so nah, dass sie nicht mehr ausweichen konnte.
»Du erdrückst mich ja«, rief sie lachend, überwältigt von seiner Leidenschaft.
Er antwortete nicht. Sein Atem ging jetzt stoßweise, und seine Augen wiesen einen eigentümlichen Glanz auf.
So muss einer schauen, dem der Verstand abhandengekommen ist,
dachte sie.
Liebe soll ja ein süßer Wahnsinn sein. Bei allen Waldgeistern! So sehr liebt er mich? Aber dann sollte er unser Verhältnis endlich ehrbar machen. Schluss muss sein mit den Heimlichkeiten!
Eben wollte sie seine schwachen Sekunden nutzen, um dieses Versprechen von ihm einzufordern, als sie merkte, wie seine linke Hand am Hosenlatz fummelte. Sofort wurde ihr klar, was er vorhatte. Ihr wurde heiß und kalt vor Schreck. Wie sollte sie ihn davon abhalten? Sie konnte sich kaum bewegen, und er war so stark. Wie hatte sie sich in diese Lage bringen können? Aber alle Selbstvorwürfe halfen nichts.
»Hör auf! Ich will das nicht!«, schrie sie.
Kuno legte ihr sanft die Hand auf den Mund. »Still! Es wird dir gefallen. Einmal musste es doch dazu kommen, das weißt du.«
Agnes warf den Kopf hin und her, bis er ihren Mund wieder freigab. »Aber du kannst mir ein Kind machen! Runter von mir!«
»Agnes, kleine Agnes. Sträube dich doch nicht.«
Mit den Knien schob er ihre Beine auseinander. »Ich wollte dir doch etwas Wunderbares zeigen.«
Er hielt sein Gemächt in der Hand. »Wenn das hier ein Kind macht, dann wird es das Kind unserer Liebe sein.«
»Nein! Nein!« Agnes strampelte und versuchte vergeblich, sich von seiner Last zu befreien. »Das darfst du nicht tun. Es ist sündhaft. Du bist doch ein Christ!«
Kuno lachte leise. »Ich schon, aber du nicht.«
»Na gut, ich nicht!«, ächzte sie, weil sie kaum noch Luft kriegte. »Aber das wollten wir uns für unsere Hochzeitsnacht aufheben.«
Kuno stieß ein raues Lachen aus, dann war er mit seinem ganzen Gewicht über ihr, und sie fühlte einen scharfen Schmerz im Unterleib. »Was für eine Hochzeitsnacht, du Dirne?«, keuchte er, während er wie von Sinnen in sie hineinstieß. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich heiraten? Die Tochter einer Schankwirtin? Du bist gerade gut genug, mir Erleichterung zu verschaffen. Und wenn ich mit dir fertig bin, werde ich dich als Stallmagd beschäftigen. Zwischen den Pferdeärschen sollst du mir dann zu Willen sein, wann immer ich es verlange.«
All das hatte er stöhnend und japsend von sich gegeben, während sein Hintern sich auf ihr hob und senkte wie ein Blasebalg. In Agnes Kopf wurde es kalt und finster wie in einem tiefen Kerker. Von dem Schock wie gelähmt, lag sie steif da wie ein Brett und ließ seine Gewalttätigkeit stumm über sich ergehen. Dieses Ungeheuer, das sich da auf ihr abmühte, das war nicht der Kuno, den sie kannte. Nun war ihr klar, dass sie ihn niemals gekannt hatte. Dumm und einfältig war sie gewesen, und nun erlitt sie das Los jener Frauen, die sie verachtet hatte. Sie meinte, bitteres Gift auf der Zunge zu spüren. Aber weiteres Sträuben oder gar Heulen hätte ihr jetzt nichts genutzt. Sie wartete. Einmal musste es aufhören, bald schon.
Das Untier schien sich dem Höhepunkt zu nähern, jetzt würde er nichts merken. Vorsichtig tastete sie nach dem Messer an ihrer Hüfte. Sie bekam den Griff zu fassen, zog es aus der
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