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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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aufgestanden und hatte im Vorübergehen über das leere Bett ihrer Tochter gestrichen. Wie froh war sie, dass Agnes nicht zu Hause war und ihren Verfolgern nicht gleichsam vor der Nase saß, wenn diese kamen. Sie sah Lisa, die Magd, in den Schweinestall gehen. Rupert, der Knecht, flickte eine schadhafte Stelle im Zaun. Johanna ging zur Gartentür, und ihre Blicke suchten wie jeden Morgen den von Wagenrädern zerfurchten Weg ab. Außer einem rumpelnden Bauernkarren, der Mist geladen hatte, war die Straße leer. Erleichtert wandte sie sich ab und schlug den Weg zum Hühnerstall ein, um ein paar Eier für das Frühstück zu holen.
    Sie sammelte die noch warmen Eier in ihre Schürze und ging in die Küche. Johanna wollte süße Pfannkuchen backen. Wenn Lisa im Schweinestall fertig war, würde sie ihr dabei helfen. Als Johanna die Schüssel für den Teig vom Regal holte, war ihr, als habe sie hinter sich ein Geräusch gehört. »Lisa, bist du es?«
    Keine Antwort. Johanna drehte sich um. Im Türrahmen stand ein dunkler Schatten. Sie stieß einen Schrei aus. Die Schüssel glitt ihr aus der Hand und zersprang auf dem harten Lehm des Küchenbodens. Der Schatten kam näher, ein Mann, leicht gebeugt, gekleidet in einen dunkelblauen Mantel mit breitem Kragen. Unter dem flachen Hut kräuselten sich graue Locken.
    Johanna wich zurück und hielt sich an der Tischkante fest, weil sie fürchtete, ihre Knie würden unter ihr nachgeben. »Hartwig!«, flüsterte sie.
    Der Vogt sah sie an, zwei, drei Sekunden nur, aber ihr schien es eine Ewigkeit zu dauern. »Ja, Johanna, ich bin es.«
    Er schloss die Tür und schob den Riegel davor. »Ich glaube, wir müssen reden.«
    »Ja, ich denke, das müssen wir«, flüsterte Johanna. Es gelang ihr, ihm einen Stuhl hinzuschieben.
    Hartwig von Eibenau nahm seinen Hut ab, legte ihn auf den Tisch und nahm Platz. »Setz dich doch, Johanna. Es ist nicht nötig, dass du stehst.«
    Johanna ließ sich langsam auf einen Schemel gleiten. Weniger aus Gehorsam, sondern weil ihr schwindelig war. Da saß sie Hartwig nun gegenüber, ihrer einstigen großen Liebe. Weshalb war er selbst gekommen? Hatte nicht seine Leute geschickt? Fahrig räumte sie einige Gegenstände auf dem Tisch hin und her. »Ich wollte gerade – ich kann dir noch nichts anbieten. Pfannkuchen wollte ich machen. Aber du bist – Ihr seid zu früh, ich meine, ich kann Euch einen Krug Most anbieten.«
    »Den nehme ich gern, Johanna. Und nenne mich Hartwig. So wie früher.«
    »Früher«, murmelte sie und stand schnell auf, um das Gewünschte zu holen. »Das ist lange her.«
    »Siebzehn Jahre und drei Monate.«
    »Oh.«
    Sie war froh, für einen Augenblick in der kleinen angebauten Speisekammer verschwinden zu können. Dabei schob sie rasch den Riegel vor die Küchentür. Als sie mit dem Most zurückkehrte, hatte sie sich etwas gefasst. Sie stellte den Krug vor ihn hin und setzte sich ihm gegenüber. Wartete darauf, dass er das Wort ergriff.
    Der Vogt sah sich um. »Bei dir hat sich kaum etwas verändert, es ist alles noch so wie damals.«
    Johanna nickte, obwohl es nicht stimmte. In der Küche war viel erneuert worden, seit der Matthiessen, ihr Mann, diesen Unfall gehabt hatte – aber es war ja auch egal. Hartwig sagte das, weil er von damals sprechen wollte, womit er meinte, damals, als wir beide noch jung waren und uns heimlich getroffen haben. Aber dann hatte sie den Matthiessen genommen, denn Hartwig war als Landvogt unerreichbar für sie. Weshalb sprach er nicht von heute, von der Gegenwart? Von seinem ermordeten Sohn?
    »Es war eine schöne Zeit, nicht wahr, Johanna?«
    Sie starrte auf die Flecke auf dem Tischtuch. »Ein schlimme und eine schöne Zeit. Weshalb bist du hier, Hartwig?«
    Der Vogt räusperte sich. »Kuno ist ermordet worden. Du wirst schon von ihm gehört haben.«
    Johanna schlug die Hand vor den Mund. »Ermordet?«, Sie kam sich vor wie eine schlechte Komödiantin. »Das ist furchtbar. Aber weshalb kommst du damit zu mir?«
    Der Vogt nahm bedächtig einen kräftigen Schluck von dem Most. »Kuno hatte mit Agnes ein Verhältnis. Hast du das nicht gewusst?«
    Johanna schüttelte benommen den Kopf. Das Unheil kam näher mit rasender Geschwindigkeit, wie konnte sie es aufhalten?
    »Ob du es nun wusstest oder nicht. Agnes hatte mit ihrem Halbbruder ein Verhältnis. Ich habe es auch erst kürzlich erfahren und Kuno sofort jeden Kontakt mit ihr verboten. Aber er hörte nicht auf mich.«
    Johanna starrte ihn mit großen Augen

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