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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Er will, dass wir mit seiner Hilfe, aber aus eigener Einsicht handeln. Dabei müssen wir Satan, den Versucher, meiden, der immer den einfachen Weg weist.«
    »Aber Satan ist es doch, der meinen Neffen so verblendet hat!«, schrie Jakob Hardevust, und hätte seine Tintenfinger gern um den Hals des Bischofs gelegt, der ihn mit Frömmelei abspeiste, wo der Verstand regieren sollte.
    Jakob ahnte nicht, dass Dietrich von Hengebach mit ihm im Grunde einer Meinung war. Der Bischof hielt die kindliche Ekstase für Teufelswerk, allenfalls für Verrücktheit, denn das Heilige Land konnte nur durch Waffengewalt befreit werden. Aber das durfte er nicht eingestehen. Außerdem musste er Hardevust etwas wirklich Tröstliches, etwas Handfestes mit auf den Weg geben.
    »Ich selbst werde zu ihnen sprechen und, wie ich hoffe, besänftigend auf sie einwirken. Außerdem wird es eine Gegenprozession geben, an der alle Geistlichen, die unter meiner Aufsicht stehen, teilnehmen werden.«
    Jakob Hardevust war nicht überzeugt, aber er musste sich mit diesem Versprechen zufriedengeben und ebenso ratlos abziehen wie alle anderen. Kaum hatte er den Raum verlassen und der Bischof glaubte, etwas Luft schöpfen zu können, glitt der braune Mönch wie ein Schatten hinter dem Kamin hervor.
    »Darf ich Euch bitten, Exzellenz, mir ein wenig von Eurer kurz bemessenen Zeit zu schenken?« Mit gesenktem Blick näherte sich der Mönch, beugte seine Knie und anschließend das Haupt über die beringte Bischofshand, die sich eher ungnädig ausgestreckt hatte.
    »Was? Ihr seid auch noch da? Beim heiligen Petrus, ich diene dem Herrn mit aller Kraft, aber ich bin ein alter Mann. Bringt Euer Anliegen rasch vor, denn wahrlich, die Sache beginnt mich zu ermüden.«
    Der Bischof wies mürrisch auf den soeben freigewordenen Stuhl.
    »Mit Respekt, Exzellenz, ich will Euch die Antwort geben, die Erleuchtung, um die Ihr gebetet habt.«
    »Was für eine Impertinenz! Wer seid Ihr überhaupt? Habt Ihr einen Namen? Aus welchem Kloster seid Ihr?«
    »Ich bin Bruder Emanuel. Zurzeit teile ich mit meinen Brüdern, den Franziskanern, ein bescheidenes Quartier in der Marzellenstraße.«
    »Ohne Abt, ohne Ordensregeln, ich habe davon gehört. Was berechtigt Euch, mir Ratschläge zu erteilen?«
    »Nichts, Exzellenz. Ich bin niemand. Und doch bedient sich Gott oft der Unwürdigsten.«
    Der Bischof fasste den Mönch genauer ins Auge. Wie ein Unwürdiger sah er eben nicht aus, eher wie ein sizilianisches Aristokratensöhnchen, das unter dem gesenkten Blick nichts als Anmaßung verbarg. Ein Spion Friedrichs? Oder gar des Papstes?
    »Übertriebene Bescheidenheit grenzt an Hochmut, Mönchlein. Ich habe nicht viel übrig für euren neuen Orden, das sage ich frei heraus. Es ist gefährlich, Armut zu predigen. Damit schwächt ihr die Tüchtigen und setzt den wirklich Armen nur Flöhe ins Ohr.«
    Emanuel lächelte spöttisch, setzte sich etwas bequemer hin und richtete seinen Blick nun freimütig auf das grämliche Antlitz des Bischofs. »Aber augenblicklich ist es Nicholas Hardevust, der ihnen Flöhe ins Ohr setzt, heilige Flöhe, vor allem den Kindern, an denen die Armen so reich sind.«
    »So ist es. Und wegen der Kriege und Hungersnöte sind die Hälfte von ihnen gar Waisen. Niemand kümmert sich um sie, niemand zeigt ihnen den richtigen Weg. Sie sind sich selbst überlassen. Da hat so ein Knabe wie dieser Nicholas leichtes Spiel.«
    »Und doch geschieht es nicht das erste Mal. Darf ich Euch an den Kreuzzug der Armen erinnern, Exzellenz? Vor mehr als hundert Jahren marschierte Peter von Amiens, den man auch Peter den Einsiedler nannte, mit seinen ungezügelten Horden Richtung Jerusalem, um das Heilige Grab von den Sarazenen zu befreien.«
    Der Bischof runzelte die Stirn. »Jene unselige Veranstaltung ist mir bekannt. Bei jenen Kreuzfahrern handelte es sich um Strauchdiebe, Halunken, Strolche, Diebe und Mörder, also um Schurken jedweder Art. Auf ihrem Marsch mordeten und plünderten sie nach Herzenslust. Doch am Ende, Gott sei es gedankt, wurden sie in der Türkei von den Seldschuken aufgerieben.«
    Emanuel schaute auf seine gefalteten Hände. »Eben darauf wollte ich Euer Augenmerk lenken, Exzellenz. Schon einmal hat ein Kreuzzug das Land von Gesindel befreit.«
    »Ich verstehe Euch nicht. Drückt Euch klarer aus!«
    »Ihr habt den zerlumpten Haufen doch gesehen?«, fuhr Emanuel mit sanfter Stimme fort. »Wie eine schmutzige Brühe überschwemmen die Horden das Land, schwappen durch die

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