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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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müsst Ihr nicht.«
    Octavien starrte den jungen, gut aussehenden Mönch zwei, drei Sekunden lang an. »Ihr seid des Bischofs Werkzeug oder Satans, wer weiß? Die Heimlichkeiten und krummen Wege der Kuttenträger waren mir schon immer zuwider.«
    »In Glaubenssachen sind wir alle Knechte Gottes und kennen nur ein himmlisches Ziel.«
    Emanuel zögerte einige Sekunden, bevor er hinzufügte: »Was ich Euch jetzt sage, ist so streng vertraulich, dass nicht einmal die Engel im Himmel davon erfahren dürfen.«
    »Während der Teufel stets jedes Wort mithört«, höhnte Octavien.
    Emanuel blickte sich vorsichtig um, dann senkte er seine Stimme zu einem rauen Flüstern: »Der Erzbischof ist besorgt, dass der besagte Gegenstand, falls er ans Licht der Öffentlichkeit kommt, die Einheit der Kirche bedrohen könnte.«
    Octavien sah ihn erschrocken an. »Wie kann er so einen Unsinn behaupten? Ich suche nach der Reliquie, damit sich die Christen hoffnungsvoll um sie scharen und wieder Mut fassen.«
    »Worum handelt es sich denn? Um das Leichentuch des Lazarus? Oder womöglich um Schriften, die beweisen, dass die Kirche auf Lug und Trug aufgebaut ist?«
    »Wie könnt Ihr so etwas nur denken! Ihr, ein Mönch!«
    »Ihr wisst also nicht, was es ist?«
    »Nein.«
    »Dann könnte es sich auch um etwas handeln, das der Kirche schadet? Stimmt Ihr mir da zu?«
    »Ich gebe zu«, erwiderte Octavien zögernd, »daran habe ich noch nicht gedacht.«
    »Deshalb werde ich Euch als Geistlicher begleiten und das Fundstück, sofern wir darauf stoßen, unter kirchenrechtlichen Aspekten begutachten. Hernach entscheiden wir gemeinsam, wem wir es unter Berücksichtigung des Wohles der gesamten Christenheit aushändigen wollen. Seid Ihr damit einverstanden?«
    Octavien starrte in seinen leeren Becher. »Ich muss es wohl sein.«
    »Und wohin führt uns die erste Spur?«
    »In das Benediktinerkloster auf dem Jakobsberg bei Mainz.«
    ***
    Der rote Arik war wieder da. Er hatte seine Haft abgesessen. In einem verwilderten Hinterhof einer ehemaligen Gerberei inmitten eingestürzter, von Gestrüpp überwucherter Mauern hatte er seine Läufer um sich geschart. Immer noch dünstete der Ort einen scharfen Geruch aus. Aber niemand störte sich daran. Arik musste sich vergewissern, dass seine Führerschaft unangetastet war und dafür sorgen, dass seine Diebesbande in der Stadt auch weiterhin das Sagen hatte. Das neue Abzeichen seiner Tapferkeit, die Brandnarbe, prangte für alle sichtbar auf seiner Stirn. Der rote Arik genoss ihre verstohlenen Blicke darauf, verlor aber sonst kein Wort darüber, als sei so eine Begegnung mit dem glühenden Eisen etwas Alltägliches für ihn.
    Sieben von elf waren seinem Befehl gefolgt, allesamt magere Buben mit harten Gesichtern, schmutzig und in Lumpen gekleidet. Sie hatten sich im Halbkreis auf die Erde gehockt. Arik hatte ein verrottetes Fass zu seinem Thron gemacht, auf dem er breitbeinig saß und seine Untertanen finster musterte. »Wo sind die anderen vier?«
    »Sie werden nicht kommen.«
    Der Märten-Franz hatte das gesagt. Sohn der Gesine Märten, einer stadtbekannten Hure, die öfter am Pranger stand als an ihrem Herd, wie die Leute tuschelten. Er war vorgetreten, als habe man ihn zum Wortführer der anderen gemacht. Und wahrhaftig! Der Märten-Franz, hoch aufgeschossen, struppiges schwarzes Haar, eine Narbe quer über der linken Wange, zeigte von allen am wenigsten Furcht, wenngleich er verlegen in der Nase bohrte, als er sich so keck hervorwagte.
    »Was soll das heißen? Warum nicht?« Der rote Arik musterte seine verschüchterte Mannschaft misstrauisch und mit leisem Unbehagen. Sie waren wie Hunde, die sich duckten, aber am liebsten zugepackt hätten. Was war geschehen, während er in der Hacht gesessen hatte?
    »Sie haben einen neuen Anführer.«
    Der Märten-Franz sah sich forschend in der Runde um, und als die anderen zustimmend nickten, fügte er kämpferisch hinzu: »Ja, so ist das.«
    »Dem schneide ich den Hals ab! Der ist schon tot!«, knurrte Arik, und plötzlich hatte er ein Messer in der Hand und spielte damit herum. Jeder von ihnen wusste, dass er es auch benutzte, wenn es darauf ankam. Er war nicht als zimperlich bekannt. »Wer ist es? Na los! Sitzt nicht da wie tote Hasen. Raus mit der Sprache!«
    »Nicholas laufen sie nach. Das ist der, den sie den Engel von Köln nennen.«
    »Nicholas!«, stieß Arik halb verdutzt, halb wütend hervor. »Also doch!«
    »Das ist der, der dich vor dem Hängen bewahrt

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