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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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hat«, fügte Märten-Franz hinzu, als Arik sich weiter nicht äußerte.
    »Weiß ich ja!«, bellte Arik ihn an. »Habe ihn aber nicht darum gebeten. Ist noch lange kein Grund, mir meine Läufer abspenstig zu machen.«
    Er zog die Augenbrauen zu einem finsteren Strich zusammen, die hektische Röte wich aus seinem Gesicht. Er erinnerte sich gut an das reiche verwöhnte Knäblein, und dass einige seiner Läufer bei ihm gestanden hatten. Engel von Köln! Pah! Der hatte noch nie gehungert oder gefroren. Was sollte denn das für ein Anführer sein? Der hatte doch mit ihresgleichen nichts zu tun. Oder hatten sich die anderen womöglich mit ein paar lumpigen Münzen von ihm bestechen lassen?
    Sein herrisch ausgestreckter Zeigefinger beschrieb einen Bogen. »Ihr schafft mir die vier her. Ich werde sie persönlich verhören.«
    Er rammte die Klinge herausfordernd in das Holzfass, auf dem er saß.
    Der Märten-Franz vergewisserte sich mit einem erneuten Rundumblick, ob die anderen erkennen ließen, dass sie so dachten wie er. Dann schüttelte er ganz langsam den Kopf. »Tun wir nicht.«
    Arik riss das Messer aus dem splitternden Holz, sprang mit wütendem Knurren von seinem morschen Thron, und plötzlich hatte der Märten-Franz die Klinge an der Kehle. »Was soll das hier werden? Ein Aufstand? Eine Verschwörung? Na los, Nutten-Franz! Zeig mir jetzt, ob du Mumm in den Knochen hast.«
    Arik wusste, dass der andere nichts so sehr hasste wie dieses Schimpfwort. Doch der Franz blieb erstaunlich ruhig, er wich nur etwas zurück, weil er unbewaffnet war. »Was willst du nun tun, Arik? Uns alle abstechen?«
    Ariks Augen funkelten böse. »Ich glaube, das ist nicht nötig. Einer genügt völlig, dann spuren die anderen. Und mit dir mache ich den Anfang, Nutten …«
    Da kam Bewegung in den Haufen. »Lass ihn in Ruhe!«, riefen die anderen Jungen und bildeten einen engen Ring um die beiden. »Der Märten-Franz sagt, was wir alle denken. Wir sind nur hergekommen, um dir das zu sagen.«
    Arik sah wild um sich, seine Faust senkte sich, hielt aber weiterhin krampfhaft das Messer umklammert. »Und was denken alle, he?«
    »Wir werden alle Nicholas folgen, keiner wird bei dir bleiben, Arik.«
    Der starrte seine Läufer fassungslos an. Dann heftete er seine unsicheren Blicke auf die beiden Brüder, die am Hahnentor bei ihm gewesen waren. »Und ihr, Benno und Mattes? Lauft ihr dem auch nach?«
    Verschüchtert nickten sie.
    »Aber dieser verhätschelte Trottel gehört doch gar nicht zu uns!«, schrie Arik. »Was bietet euch der denn? Habt ihr euch von dem einwickeln lassen?«
    »Wenn du das Einwickeln nennst, dass ihm Tausende von Kindern folgen wollen, dann nenne es so!«, gab Märten-Franz zur Antwort und verschränkte die Arme, um zu zeigen, dass er keine Angst vor Ariks Messer hatte.
    Ariks Augenschlitze wurden groß und kugelrund. »Was denn? Tausende? Warum denn? Wohin denn?«
    »Tu’s Messer weg, dann sage ich’s dir.«
    Brummend gehorchte Arik. »Na gut. Ich höre!«
    Da erzählte der Märten-Franz von Nicholas’ Predigt, als Tausende Kinder nach Köln geströmt waren. Er erzählte vom Kinderkreuzzug und dass Nicholas ein Heiliger und ein Prophet sei, der alle ins Heilige Land führen werde. Jesus Christus persönlich sei ihm erschienen und habe es ihm befohlen. »Und wenn der Kreuzzug an das große Wasser kommt, wird es sich teilen und der Meeresgrund so trocken sein wie der Heumarkt im Sommer«, schloss Märten-Franz. »Dann marschieren wir einfach hinüber nach Jerusalem, das ist dann nicht mehr weit. Und Jerusalem, na, das ist eine Stadt, wo alles aus Gold ist und keiner mehr hungert, weil man da schon fast im Paradies ist. Und alles, was wir bis jetzt ausgefressen haben, das wird alles vergeben und vergessen sein, so wie wenn wir neu geboren wären, verstehst du?«
    Arik blinzelte, er wusste nicht, was er davon halten sollte. »Ich verstehe nur, dass ihr einem verrückten Schwärmer aufgesessen seid«, grunzte er.
    »Nicht wir, Arik. Tausende! Du hättest dabei sein müssen, aber du hast ja in der Hacht gesessen. Wenn du Nicholas gehört hättest, dann würdest du anders darüber denken. Aber es ist ja noch nicht zu spät. Komm mit uns! Raus aus dieser dreckigen Stadt, raus aus dem Bettlerdasein. Bei Nicholas werden wir alle gleich sein, alle Gottes Kinder, begreifst du das?«
    Arik spielte abwesend mit seinem Messer und musterte seine Läufer einen nach dem anderen. Ihre schmutzigen Gesichter sahen heute anders aus. Es war

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