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Schatten eines Gottes (German Edition)

Schatten eines Gottes (German Edition)

Titel: Schatten eines Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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hochmütiger Schleier über seine Züge und er näselte: »Tatsächlich. Ihr wart in Altenberg, nicht wahr? Daher kennt Ihr meinen Namen. Ihr solltet diese allzu flüchtige Begegnung aber nicht überbewerten. Ich habe mit Euresgleichen nichts zu schaffen. Tatsächlich verlasse ich das verrückte Köln und überlasse es gern den Einfältigen.«
    »Ich muss aber mit Euch reden.«
    Octavien wich noch rechtzeitig einer gut gemeinten Berührung aus. »Was erdreistet Ihr Euch?«
    Emanuel sah sich auffällig nach allen Seiten um, dann flüsterte er: »Es geht um den geheimnisvollen Fund auf dem Tempelberg.«
    »Woher wisst Ihr davon?«, stieß Octavien betroffen hervor.
    Emanuel lächelte und schob die Hände in die weiten Ärmel seines Habits. »Folgt mir, wenn Ihr das herausfinden möchtet«, sagte er und strebte, ohne sich umzusehen, dem Ausgang zu.
    Octavien stierte ihm einen Augenblick nach, bevor er sich entschloss, der Aufforderung Folge zu leisten. Mit drei großen Schritten holte er ihn ein. »Wohin gehen wir?«, fragte er barsch, als sei er Herr der Lage.
    »In ein ruhiges Wirtshaus an der alten Römermauer.«
    »Ich betrete kein gewöhnliches Wirtshaus und Ihr in Eurem Gewand solltet es auch nicht tun.«
    »Auch Franziskaner müssen essen und trinken«, entgegnete der Mönch sanft. »Das Haus ist sauber, und es verkehren anständige Leute dort. Der Wirt ist ein guter Christ und schenkt einen wirklich vorzüglichen Wein aus.«
    »Ihr trinkt Wein?«
    »Warum nicht? Auch Jesus trank Wein auf der Hochzeit zu Kana.«
    »Und Ihr verfügt über die erforderlichen Münzen? Habt Ihr nicht ein Armutsgelübde abgelegt?«
    »Ihr werdet mich sicherlich einladen, edler Saint-Amand. Es erspart Euch ein ganzes Jahr Fegefeuer, wenn Ihr einen armen Bruder speist und tränkt.«
    Octavien brummte etwas Unverständliches, während er ununterbrochen irgendwelchen Leuten ausweichen musste, die ihm nicht auswichen. »Dann lasst mich zuvor mein Pferd aus dem Stall holen.«
    »Lasst es nur da, wo es ist. Wir gehen zu Fuß.«
    »Das mag für Euch gelten!«, schimpfte Octavien und setzte gerade noch rechtzeitig mit einem Sprung über den Rinnstein, in dem eine tote Ratte und Gemüseabfälle vor sich hin faulten. »Ich pflege zu reiten, zumal die Straßen Kölns – heiliger Bastian!« Zwei Katzen kamen kreischend aus einem alten Fass gesprungen, von der die Erste eine Maus gefangen hatte und sie in Sicherheit bringen wollte. Dabei nahm sie den Weg ausgerechnet zwischen Octaviens Beinen hindurch. Octavien sah gerade noch, wie der Mönch sich umdrehte und lächelte.
    »Was gibt es da zu lachen, Braunkutte?«, fuhr er ihn an.
    »Ich werde Bruder Emanuel genannt, nicht Braunkutte, wenngleich ich mich dieses Kleidungsstückes nicht schämen muss.«
    »Bitte um Vergebung, dass mir Euer bedeutender Name entfallen ist.«
    ***
    Die Taverne war einfach, aber gediegen eingerichtet. Die Gäste mochten Handwerksmeister, Kaufleute, Schreiber oder Gerichtsdiener sein. Sie unterhielten sich gedämpft oder saßen allein, manche waren in ein Schriftstück vertieft. Der Wirt geleitete Octavien und Bruder Emanuel zu einem Platz, wo sie ungestört saßen. Bevor sich Octavien setzte, zog er ein Tuch aus seiner Brusttasche und wischte die Bank ab.
    Bruder Emanuel bestellte Wein und Fleischpasteten. »Natürlich könnt Ihr auch die gebratenen Kaldaunen in Pfeffersoße nehmen, aber ich kann die Pasteten wirklich empfehlen.«
    Octavien nickte mit undurchdringlicher Miene. Er hatte sich so gesetzt, dass er den Gastraum im Blick hatte. »Nun Mönch, hier bin ich. Meine Stiefel sehen aus wie durch die Kloake gezogen, aber das ficht Euch, scheint’s, nicht an.«
    Emanuel nickte. »So ist es.«
    »Ich kann auch nicht erwarten, dass ein Bettelmönch die Umgangsformen und Kleidervorschriften eines Edelmannes kennt.«
    »Das ist wahr.«
    »Ihr scheint es Euch zur Gewohnheit zu machen, überall dort ungefragt mitzumischen, wo sich die Blüte des Adels tummelt. Also verratet mir auf der Stelle: Wer hat Euch geschickt und zu welchem Zweck?«
    »Der Erzbischof von Hengebach.«
    Octavien wurde blass. »Der Erzbischof?«, wiederholte er betroffen. »Was weiß er von der Sache? Was will er von mir?«
    »Er will …« Emanuel verstummte, weil der Wirt den Wein und das Essen brachte. Octavien musste zugeben, dass die Pastete verführerisch roch. Aber wer konnte schon wissen, was alles darin verarbeitet worden war? »Was ist das für Fleisch?«, fragte er.
    »Wild.«
    »Vom Hirsch

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