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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
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Maaru-Gewand stieg. Die Steinplatten des Weges um das Haus herum waren uneben. Micha stieß an eine Kante und fluchte leise. Da trat er auf etwas Weiches, Nachgiebiges, rutschte aus, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Verflixt, was war das gewesen? Sein Hintern tat weh. Er wollte sich abstützen, und seine Hand patschte in eine weiche, schmierige Masse. Igitt! Hundescheiße! Er schnupperte. Nein, das roch anders. Es roch nach – Blut, nach rohem Fleisch! Micha zuckte unwillkürlich zusammen. Das musste ein Hund gestohlen und in den Garten getragen haben. Irgendwas hatte ihn wohl beim Fressen gestört. Das Fleisch roch noch ganz frisch, kein bisschen verwest. Micha versuchte, die Hand im dürren Gras abzuwischen. Er stand auf und kickte die dunkle Masse unter die Sträucher. „Maaru“ schlich leise schimpfend weiter und klopfte an die Terrassentür. Der Fernseher lief, aber niemand war zu sehen.
    Es raschelte an der Hausecke. Micha wandte den Kopf zur Seite und sah ein bleiches Gespenst auf sich zuschweben.

Der Geist auf der Mauer
    Benji entspannte sich wieder. Sein Versteck war zwar nicht besonders bequem, dafür hatte er einen tollen Überblick. Es erschien ihm aber unwahrscheinlich, dass jetzt noch jemand zum alten Lusthaus schlich, um dort herumzugraben und etwas Wertvolles in Sicherheit zu bringen.
    Er gähnte ausgiebig und laut. Da bemerkte er – mehr aus dem Augenwinkel – eine Bewegung. Benji erstarrte. Verdammt, er war nachlässig geworden! Sein Mund war plötzlich ausgetrocknet. Wer, was konnte das sein? Er hatte niemanden kommen sehen, aber die Mauer hatte einen Auswuchs, eine große Beule bekommen. Gleich hinter dem Pavillon kauerte eine undeutliche Gestalt. Sie hatte einen großen weißen Kopf, der in der Finsternis deutlich herüberschimmerte. Es war … ein Totenschädel. Ganz langsam, wie in Zeitlupe, drehte das Wesen seinen Kopf in Benjis Richtung. Im schwachen Licht konnte Benji die Augenlöcher und die grinsenden Zahnreihen erkennen. Halloween war überall! Aber was suchte der Kerl auf der Mauer? Er wollte schon „trick or treat“ rufen, da fiel ihm ein, wer hinter dem Gespenst steckte. Er hatte das Kostüm schon gesehen. Morz! Wollte er auch Spion spielen?
    Benji ärgerte sich. Warum hatte er den Dicken überhaupt ins Vertrauen gezogen? Das hier war eigentlich sein Revier. Er, Benji Illek, wollte die Gangster belauschen, aufdecken und zur Strecke bringen. Er kroch aus seinem Versteck. Ruhig bleiben. Leise sein. Vielleicht kam doch jemand im Schutz der Geisternacht, um das Lusthaus zu untersuchen. Und jetzt hockte Morz auf der Mauer. Benji musste zugeben, dass er froh war, nicht mehr allein zu sein. Er streckte sich, alle Knochen taten ihm weh. Außerdem spürte Benji auf einmal, dass er dringend aufs Klo musste. „He, Morz!“, sagte er. „Schreck dich nicht. Ich bin’s, Benji.“
    Das Gespenst glotzte zu ihm herüber, der Schädel grinste ihn unbeweglich an.
    Benji gähnte. „Interessante Leute unterwegs, heute Abend. Hast du den Typen gesehen, der wie ein Hammerhai aussieht? Und den Dicken, der seine Eingeweide nachschleift?“ Er sah wieder zu Morz, der sacht mit dem Schädel wackelte. „Ich hab die ganze Zeit den Pavillon im Auge behalten und gehofft, dass einer von der Bande die heutige Nacht nützt und zum Lusthaus schleicht. Die haben was Wichtiges darunter versteckt. Da bin ich ganz sicher. Vielleicht kommt dieser Rupert, der Fledermausmann, von dem ich dir erzählt habe, oder seine Katzenfreundin. Ich glaub, dass sie bald zuschlagen werden. Weißt du was, Morz? Ich hab ein super Versteck. Vielleicht kannst du mich ablösen. Nur kurz. Aber dazu musst du den Schädel abnehmen, der fällt auf. Du, beeil dich, ich muss mal, du weißt schon …“
    Morz sah ihn aus schwarzen Augenhöhlen an und rührte sich nicht.
    „He, hast du mich überhaupt verstanden? Komm runter von der Mauer!“ Benji wurde langsam ungeduldig. Er ging auf den Totenkopfmann zu, der weiter unbeweglich auf der Mauer hockte.
    „Komm zu Maaru!“, raunte das bleiche Wesen.
    Micha prallte zurück, erkannte aber schnell sein Gegenüber und lachte. „Issi!“
    Das Gespenst kicherte. „Bin ich froh, dass du endlich da bist. Ich hab das Klopfen gehört, hab aber geglaubt, es sei jemand anderer, weil du nicht angerufen hast.“
    Micha griff sich ins Maaru-Gesicht. „Hab ich vergessen. Meine Eltern sind erst so spät gegangen.“
    „Dann hast du an der Terrassentür geklopft. Ich hab dich vom Wohnzimmer aus

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