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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Thorwartl
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über ihm. Auf der Wange trug der Mann eine seltsame Tätowierung: ein verschlungenes Zeichen, das wie ein Anker oder ein Hammer aussah. Benji war wie gelähmt vor Angst. An diesem Gesicht stimmte etwas nicht. Irgendetwas war nicht richtig. Benjis Blick streifte die Kleidung des Alten: Das Licht des Kürbis’ flackerte über den Mantel, er schien aus einer alten Zeit zu stammen, war zerschlissen und roch modrig. Jetzt wusste Benji, wen er vor sich hatte: den Hufschmied Jack O’Lantern! Der untote Wanderer durch die Zeiten hatte ihn gefunden! Hatte er die Grenze zur Anderwelt überschritten, um ihn zu holen? Benji krächzte und sprang auf die Füße.
    Jack O’Lantern trat überrascht zur Seite. „Was ist? Dich kenne ich. Du bist …“
    Benji floh, die Angst gab ihm neue Kraft. Nur nach Hause, nach Hause! Sie konnten ihn ruhig beschimpfen und ihm Hausarrest androhen, ihm war alles gleich. Er wollte nur nach Hause.

Auf Halloween-Tour
    Micha und Issi gingen die Straße hinunter. Noch hatten sie an keinem einzigen Haus geläutet. Die Eingänge waren aber auch schwer zu finden, da fast alle Hauslampen abgeschaltet waren.
    „Irgendwo sollten wir anfangen“, sagte Micha leise.
    Issi nickte stumm. Dann wisperte sie: „Aber vielleicht dort, wo sie uns nicht kennen.“
    Micha lachte laut: „Glaubst du, dass uns irgendwer erkennen wird, in dem Aufzug? Aber wenn du unbedingt willst.“
    Sie blieben vor einem kleinen Einfamilienhaus stehen, das direkt am Flussufer stand. Eine Straßenlaterne spendete genug Helligkeit, so dass sie den Weg zur Haustür klar erkennen konnten. „Im Haus brennt Licht!“ Micha ging zur Tür. Energisch winkte er Issi, sie folgte ihm zögernd. Micha drückte auf den Klingelknopf. Sie erschraken vor dem unangenehmen Scheppern der Türglocke. Nichts rührte sich.
    Issi wollte sich schon erleichtert umdrehen, da hörten sie Schritte im Vorraum. Der Schlüssel wurde umgedreht, die Tür öffnete sich und ein bärtiges Gesicht starrte sie an.
    „He, was ist denn das?“, murrte eine verschlafene Stimme.
    Micha hatte vergessen, dass er heulen wollte wie Maaru. Er sagte nur schüchtern: „Süßes …“
    „… oder Saures“, ergänzte Issi piepsend.
    „Ah, Halloween. Kenn mich aus. Na, ihr seid mir aber schöne Geister. Wartet kurz. Und keine dummen Scherze, bitte!“
    Der Mann ließ die Tür offen. Als er zurückkam, wedelte er mit einem Zehn-Euro-Schein. „Da, aber teilen, klar! Und passt auf, dass euch nicht die echten Geister holen!“ Er gab Issi den Schein und schloss lachend die Tür.
    Sie trabten langsam den Weg zurück. Issi hielt Micha den Schein hin. „Der ist aber großzügig. Was sollen wir damit machen?“
    Micha lachte: „Na, teilen, wie er gesagt hat. Wenn das so weitergeht, werden wir heute Abend noch reich!“ Er riss ihr ohne zu fragen das Geld aus der Hand.
    „Und wer ist als Nächster dran?“
    Sie tappten durch den nächsten Vorgarten. „Jetzt musst du läuten!“
    Issi drückte kurz auf die Klingel. Nichts. Sie versuchte es noch einmal, diesmal länger. „Niemand zu Hause.“ Micha zuckte mit den weißen Gespensterschultern und murrte: „Du solltest vielleicht noch länger läuten.“ Issi schwieg. Auf dem nächsten Gartentor klebte drohend eine Plakette:
Warnung vor dem Hund!
Die beiden Polargespenster machten, dass sie weiterkamen.
    „Schau, da vorne! Das ganze Haus ist beleuchtet! Da gibt es sicher etwas für uns. Aber jetzt läute ich wieder.“ Micha ging eilig voraus. Issi begann, sich über ihn zu ärgern. Was war los mit ihm? So ungeduldig kannte sie ihn gar nicht. Außerdem bestimmte nur er, was sie taten.
    Schließlich standen sie vor der Haustür, hinter der es laut und fröhlich zuging. Eine Hexe mit Spitzhut, grauen Zottelhaaren und Riesenzähnen riss die Tür auf, beugte sich vor und lachte schauerlich: „Ihr seid aber niedlich! Pech gehabt, kleine Geister. Hier gibt’s auch Halloween, aber nur für Große!“ Sie schlug die Tür wieder zu.
    „Alte Ziege!“, brummte Micha. „Sollen wir ihnen einen Streich spielen?“ Er sah sich um, zeigte auf die parkenden Autos. „Vielleicht ist eines nicht versperrt. Das packen wir mit Laub voll. Die werden morgen blöd schauen!“
    Issi hielt gar nichts davon. „Lieber nicht. Die werden sich denken, dass wir das waren.“
    „Aber die kennen uns ja gar nicht. Du bist langweilig.“ Micha schmollte. Schweigend gingen sie weiter. Die gute Stimmung war verflogen. Issi traute sich nicht zu sagen, dass sie nach

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