Schatten im Park
Außerdem dulde ich keine Frechheiten.“
Joe bedachte Otto mit einem Seitenblick. „Otto meint es nicht so, Chef. Wir machen uns nur Sorgen … na ja, ich bin knapp bei Kasse. Und … und …“
Der Buchhändler unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung. „Je schneller die Angelegenheit erledigt ist, desto schneller bekommt ihr euer Geld. Es liegt an euch. Ihr werdet euch über die Summe nicht beklagen, das verspreche ich. Damit ist unsere Geschäftsbeziehung allerdings zu Ende. Ich muss die Verbindung zu euch abbrechen und möchte nicht, dass mir einer von euch irgendwo über den Weg läuft. Wenn das passieren sollte, kenne ich euch nicht. Diese Bekanntschaft ist für meine Zukunftspläne nicht gerade günstig.“ Hotter bemerkte, dass Otto knapp vor einem Wutanfall war und sich nur mühsam beherrschte. „Versteht mich nicht falsch. Wir waren ein gutes Team. Jetzt bringen wir diese Geschichte zu Ende und gehen in Frieden auseinander.“ Der Buchhändler stand auf. „Ich melde mich, Otto, wenn es so weit ist. Wird nicht mehr lange dauern. Also haltet euch bereit.“
Als Eugen Hotter das Hinterzimmer verlassen hatte, knurrte Otto: „Noch sind wir gut genug für ihn. Für die Drecksarbeit. Dann will er nichts mehr mit uns zu tun haben. Arroganter Mistkerl!“ Joe brummte zustimmend. Einen Moment war es still. Dann warf Otto Joe einen schiefen Blick zu: „Warst nicht doch du der Geist mit dem Totenschädel?“
Joe hob protestierend seine riesigen Hände. „Ganz ehrlich, ich war’s nicht. Ich mag keine Totenschädel. Ich würde nie einen aufsetzen. Außerdem schlage ich keine Kinder, die kriegen höchstens ein paar Ohrfeigen. Das reicht. Bei den Händen da.“ Er lächelte verlegen und neigte sich zu Otto. „Aber sag’s nicht weiter, ich hab einen gewissen Jemand gebeten, dass er’s für mich tut. Der hat sowieso eine irre Wut auf den Jungen. Passiert ist nichts Gröberes, und die Kinder sind weg.“ Joe grinste. Otto starrte ihn beinahe bewundernd an. „Kompliment. Das hätte ich dir nicht zugetraut. Joe lässt einen anderen die Arbeit machen. Ich weiß schon, wen.“ Er klopfte Joe auf die Schulter. „Wenn das Ganze vorüber ist, nehmen wir unseren Anteil vom Hotter und hauen ab. Was meinst du?“
Joe grunzte.
Ausflug in den Wald
Sie hatten den Weg verlassen und waren zwischen Hasel- und Berberitzensträuchern einen kleinen Abhang hinaufgeklettert. Hier konnte sie niemand sehen, und das war ihnen gerade recht. Issi breitete glücklich ihre Schätze aus: eine Menge bunter Blätter, ein paar Zweige, dazu Eicheln, die noch in ihren Bechern steckten, geflügelte Ahornnüsschen, Haselnüsse und Bucheckern. Benji sah ihr zu, wie sie ihre Beute sortierte. Er hatte auch einen Teil dazu beigetragen und war nicht wenig stolz. Ein komisches Gefühl. Wenn ihn jetzt Micha und Morz sehen könnten! Das war etwas anderes, als den Kriminalisten zu spielen.
Die Sonne auf dem Gras verzauberte die Wiese, einige Lichtflecken tanzten in Issis Haaren. Im Wald war es still, hin und wieder raschelte irgendwo ein Tier. „Ich glaub, ich hab genug.“ Issi begann, ihre Kostbarkeiten im Rucksack zu verstauen.
„Warte, da ist wer!“ Benji legte den Zeigefinger auf die Lippen und deutete hinunter. Zwei Wanderer kamen den Weg entlang. Sie unterhielten sich halblaut, wurden langsamer und blieben schließlich stehen, genau an der Stelle unterhalb ihres Verstecks. „Duck dich!“ Sie kauerten sich auf den Waldboden. „Der ganze Ausflug war umsonst“, sagte ein Mann.
„Ja“, antwortete eine Frauenstimme. „Eigentlich könnten wir wieder gehen. Wie sollen wir das unserem Chef erklären! Eine schöne Gegend, aber gefunden haben wir nichts, auch im Pavillon nicht.“
Benji hob ganz langsam den Kopf und sah jemanden durch eine Lücke in den Sträuchern. Der Fledermausmann! Bei ihm musste Batwoman sein, ganz sicher. Benji hörte deutlich, wie sie sagte: „War eine Nullnummer.“
„Egal. Ich hab hier noch etwas zu erledigen“, gab der Mann hart zurück, dann verstand Benji nichts mehr. Er drückte den Kopf wieder in die kalten Moospolster und begann zu zittern. Er konnte es nicht begreifen, aber plötzlich hatte er entsetzliche Angst vor dem Mann und wusste nicht, warum. Der Fledermausmann durfte ihn auf keinen Fall sehen! Etwas berührte ihn. Benji zuckte zusammen. Issi flüsterte: „He, was hast du? Sie sind schon weitergegangen. Benji, was ist los?“
Benji richtete sich vorsichtig auf. Er sah sich gehetzt
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