Schatten über dem Paradies (German Edition)
und ich besitze eine sehr lebhafte Fantasie.“
„Teil deines Jobs?“ Er wandte sich ihr etwas mehr zu, so dass ihr Bein beiläufig zwischen seine Schenkel glitt. Ihre Haut war glatt.
„Vermutlich.“ Sie lachte, aber es klang ein wenig nervös. „In einer Nacht war ich sicher, dass jemand im Haus herumschlich.“
Er hörte auf, ihr über das Haar zu streicheln, und zog sich so weit von ihr zurück, dass er ihr in die Augen sehen konnte. „Im Haus?“
„Nur meine Einbildung“, murmelte sie und zuckte mit den Schultern. „Knarrende Dielen auf dem Dachboden, Schritte auf der Treppe, Türen, die sich öffnen und schließen. Ich habe mich ganz schön in etwas hineingesteigert.“
Es gefiel ihm gar nicht, auch wenn sie es abtat. „Hast du nicht ein Telefon in diesem Zimmer?“
„Ja, aber ...“
„Warum hast du nicht die Polizei angerufen?“
Maggie seufzte und wünschte sich, nichts erwähnt zu haben. Er hörte sich wie ein verärgerter älterer Bruder an, der seine zerstreute Schwester ausschimpfte. „Weil ich den Hörer in der Küche abgehoben hatte. Ich wollte an diesem Nachmittag arbeiten und ...“ Das Wort „zerstreut“ fiel ihr wieder ein. Verlegen verstummte sie. „Wie auch immer, es ist besser, dass ich nicht angerufen habe. Am Morgen habe ich mich wie ein Idiot gefühlt.“
Einbildung oder nicht, dachte Cliff, sie ist eine allein und abgeschieden lebende Frau, und jeder im Umkreis von zehn Meilen wusste das. „Verschließt du deine Türen?“
„Cliff ...“
„Maggie.“ Er drehte sie herum, bis sie auf dem Rücken lag und er auf sie herunterblicken konnte. „Verschließt du deine Türen?“
„Ich hatte es nicht getan“, antwortete sie gereizt. „Aber nachdem der Sheriff hier war, habe ich ...“
„Stan war hier?“
Sie stieß den Atem zischend aus. „Verdammt, weißt du eigentlich, wie oft du mich mitten im Satz unterbrichst?“
„Ja. Wann war Stan hier?“
„Einen Tag nach der State Police. Er wollte mir Mut machen.“ Ihr war nicht mehr kalt, nicht, wenn sein Körper sich gegen sie drückte. Verlangen regte sich wieder. „Er versteht etwas von seiner Arbeit.“
„Er ist ein guter Sheriff ...“
„Aber?“ drängte Maggie, als sie fühlte, dass es noch mehr gab.
„Nur eine persönliche Angelegenheit“, murmelte Cliff und rückte ab. Maggie fühlte sofort, wie die Kälte zurückkam.
„Joyce“, sagte sie tonlos und wollte aufstehen. Cliff legte den Arm um sie und hielt sie fest.
„Du hast die Gewohnheit, wenig zu sagen und viel anzudeuten.“ Seine Stimme war jetzt kühl, sein Griff fest. „Das ist ein gewisses Talent.“
„Wir scheinen einander wenig zu sagen zu haben.“
„Ich muss mich dir nicht erklären.“
Sie lag still und steif da. „Ich habe dich auch nicht darum gebeten.“
„Den Teufel hast du!“ Ärgerlich setzte er sich auf und zog sie so mit sich, dass die Bettdecke herunterrutschte. Ihre Haut war hell, ihr Haar wie eine nächtliche Flut auf ihren Schultern. Trotz seines starken Willens und seines bedingungslosen Wunsches nach Privatsphäre fühlte er sich dazu genötigt, etwas klarzustellen. „Joyce war wie eine Schwester für mich. Als sie Stan heiratete, war ich Trauzeuge. Ich bin Pate ihrer ältesten Tochter. Vielleicht fällt es dir schwer, diese Art von Freundschaft zu verstehen.“
Es fiel ihr nicht schwer. So war es auch zwischen ihr und Jerry gewesen. Die Freundschaft hatte sich schrittweise während der Ehe verschlechtert, weil die Heirat ein Fehler gewesen war. „Nein, ich verstehe das“, sagte Maggie ruhig. „Ich verstehe allerdings nicht, warum du ihretwegen so besorgt wirkst.“
„Das ist meine Sache.“
„Sicher.“
Er murmelte eine Verwünschung. „Sieh mal, Joyce hat eine schwierige Zeit durchgemacht. Sie wollte nicht in Morganville bleiben. Als sie Kind war, wollte sie nach New York und Schauspielerin werden.“
„Sie wollte schauspielern?“
„Vielleicht nur Wunschträume.“ Cliff zuckte die Schultern. „Vielleicht auch nicht. Sie gab sie auf, als sie Stan heiratete, aber dass sie bleiben musste, machte sie nicht glücklich. Einer der Gründe, warum sie das Haus verkauft hat, war, damit sie Geld für einen Umzug hätten. Stan will aber nicht nachgeben.“
„Sie könnten einen Kompromiss schließen.“
„Stan versteht nicht, wie wichtig es für sie ist, von hier wegzukommen. Sie war achtzehn, als sie heiratete. Dann bekam sie innerhalb von fünf Jahren drei Kinder. Den ersten Teil ihres Lebens hat
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