Schatten über dem Paradies (German Edition)
fragte er zurück.
Ärger und Verlangen durchdrangen sie. „Ja, warum auch?“ murmelte sie.
Der Raum hatte seine Gemütlichkeit verloren. Jetzt hatte Maggie das Gefühl zu ersticken, wenn sie nicht floh. An ihren Augen erkannte er, wie aufgewühlt sie war. Er blieb dagegen fast brutal ruhig, aber sie hielt den Blick auf ihn gerichtet, während ihre Gedanken in ihrem Kopf herumwirbelten. Warum sollte sie das Verlangen verspüren, etwas zu begründen und romantisch zu verklären, fragte sie sich. Sie war kein unschuldiges junges Mädchen mit vernebelten Träumen, sondern eine erwachsene Frau, Witwe, eine erfolgreiche berufstätige Frau, die gelernt hatte, mit der Realität zu leben. Und in dieser Realität nahmen sich die Leute, was sie wollten, und kümmerten sich später um die Folgen. Und das würde sie jetzt auch tun.
„Das Schlafzimmer ist oben“, teilte sie ihm mit und verließ an ihm vorbei die Küche.
Verwirrt sah Cliff ihr nach. Genau das hatte er gewollt. Keine Komplikationen. Doch ihre abrupte Zustimmung war so unerwartet, so kühl gekommen. Nein, erkannte er, während er hinter ihr her blickte, das hatte er nicht gewollt.
Maggie hatte schon die Treppe erreicht, als er sie einholte. Als sie über ihre Schulter zurückblickte, sah er die Wut in ihren Augen. Sobald er ihren Arm ergriff, spürte er, wie sie erschauerte. Das war es, was er wollte. Er wollte nicht ihre kühle, emotionslose Zustimmung oder ein desinteressiertes Einverständnis. Er wollte, dass Zorn und Spannung wuchsen, bis die Leidenschaft, die beides in Gang setzte, durchbrach. Bevor die Nacht um war, wollte er ihr alles entzogen und sich selbst befreit haben.
Schweigend stiegen sie die Treppe zum ersten Stock hinauf.
Der Regen trommelte beständig gegen die Fenster. Das Geräusch ließ Maggie an das dezente rhythmische Schlagzeug denken, das sie sich für das Arrangement des Songs vorgestellt hatte, mit dem sie soeben fertig geworden war. Kein Mond schien, um ihnen den Weg zu weisen. Sie richtete sich nach ihrer Erinnerung. Die Dunkelheit war tief und ohne Schatten. Maggie sah sich nicht um, als sie das Schlafzimmer betrat, aber sie wusste, dass Cliff dicht hinter ihr war.
Was jetzt, dachte sie in plötzlicher Panik. Was tat sie da nur? Wie kam sie dazu, ihn an den einzigen Ort zu bringen, den sie als absolut privat betrachtete? Er mochte mehr herausfinden, als ihr lieb sein konnte, und vielleicht wurde ihr nicht mehr klar, als sie sowieso schon wusste. Doch sie begehrten einander. Es war unverständlich. Es war nicht zu verleugnen.
Maggie war für die Dunkelheit dankbar. Sie wollte nicht, dass Cliff die Zweifel sah, die sich deutlich in ihrem Gesicht zeigen mussten. Sie hätte auch das stärker werdende Verlangen nicht verbergen können. Dunkelheit war besser, weil sie anonym war. Als er sie berührte, erstarrte ihr Körper unter einem Dutzend widerstreitender Empfindungen.
Cliff fühlte es und strich mit den Händen über ihre Schultern bis zu ihrer Taille hinunter. Er wollte nicht, dass sie zu entspannt, zu nachgiebig war. Noch nicht. Er wollte, dass sie gegen etwas Tieferes, etwas Namenloses ankämpfte, genau wie er.
„Du willst dich diesem Gefühl nicht ergeben“, sagte Cliff ruhig. „Und mir auch nicht.“
„Nein.“ Doch sie fühlte das lustvolle – nicht ängstliche – Beben ihren Körper durchrieseln, als er seine Hände unter ihren dünnen Wollsweater schob. „Nein, ich will nicht.“
„Was für eine andere Wahl hast du?“
Sie konnte sein Gesicht in der fast undurchdringlichen Dunkelheit ganz nahe ausmachen. „Zum Teufel mit dir“, flüsterte sie. „Ich habe keine Wahl.“
Er schob seine Hände an ihrem bloßen Rücken höher und durch die Halsöffnung ihres Sweaters, bis seine Finger ihr Haar fanden. „Nein, keiner von uns hat eine Wahl.“
Sein Körper fühlte sich fest an. Seine Stimme, sanft und leise, war von Ärger durchsetzt. Maggie fing den Duft von Seife auf, der seiner Haut anhaftete. Sein Gesicht war geheimnisvoll und in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Er hätte irgendjemand sein können. Während Maggie sich der nächsten Woge heftigen Verlangens ausgeliefert fand, wünschte sie sich das fast.
„Liebe mich“, verlangte sie. Eine schnelle und frei getroffene Entscheidung ließ keinen Raum für Bedauern. „Nimm mich jetzt. Das ist alles, was jeder von uns will.“
War es das? Die Frage war kaum aufgekommen, als sein Mund sich auf den ihren senkte. Dann gab es keine Fragen mehr, nur
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