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Schatten über dem Paradies (German Edition)

Schatten über dem Paradies (German Edition)

Titel: Schatten über dem Paradies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Lackdose ab und ging Louella Morgan entgegen.
    Diesmal wirkte Louella noch zerbrechlicher, fand Maggie. Ihre Haut war fast durchscheinend gegen das weiße Haar. Eine sonderbare, beinahe unheimliche Verbindung von Jugend und Alter. Louella blickte zu dem Graben. Einen Moment wirkte sie wie eine Statue. Als sie einen Schritt auf das abgezäunte Gebiet zutat, räusperte Maggie sich.
    „Guten Morgen, Mrs. Morgan.“
    Louella brauchte einen Moment, ehe ihre Augen sich voll auf Maggie richteten. Mit leicht zitternder Hand betastete sie ihr Haar. „Ich wollte herkommen.“
    „Natürlich.“ Maggie lächelte und hoffte, sich richtig zu verhalten. „Kommen Sie bitte ins Haus. Ich wollte gerade Kaffee machen.“
    Louella ging über die durchhängenden Stufen hinauf, über die Maggie noch mit Bog sprechen musste. „Hier hat sich schon einiges verändert.“
    Maggie entschied sich für leichtes Geplauder. „Ja, drinnen und draußen. Die Landschaftsgärtner arbeiten schneller als ich.“ Killer stand in der Tür und wich knurrend zurück. Maggie brachte ihn mit einem Tätscheln zum Schweigen.
    „Diese Tapete war schon hier, als wir einzogen“, murmelte Louella, als sie sich im Korridor umsah. „Ich wollte sie immer erneuern.“
    „Wirklich?“ Maggie ging ihr zum Wohnzimmer voraus. „Vielleicht hätten Sie ein paar Vorschläge für mich. Ich habe mich noch nicht entschieden.“
    „Etwas Warmes“, sagte Louella leise. „Etwas Warmes mit gedämpften Farben, damit sich die Leute willkommen fühlen. Das wollte ich.“
    „Ja, das würde gut passen.“ Sie wollte ihren Arm um die Frau legen und ihr versichern, dass sie alles verstand. Aber vielleicht war es rücksichtsvoller, es nicht zu tun.
    „Ein Haus wie dieses sollte nach Möbelpolitur und Blumen duften.“
    „Das wird es“, versicherte Maggie und wünschte sich, den Geruch nach Staub und Farbe ändern zu können.
    „Ich fand immer, das Haus sollte mit Kindern erfüllt sein.“ Louella sah sich mit jener wirren Konzentration in dem Raum um, bei der Maggie glaubte, dass sie alles so sah, wie es vor mehr als zwanzig Jahren gewesen war. „Kinder verleihen einem Haus seine Persönlichkeit, wissen Sie, mehr als die Innenausstattung. Sie prägen dem Haus einen Stempel auf.“
    „Sie haben Enkelkinder, nicht wahr?“ Maggie steuerte sie zu dem Sofa.
    „Ja. Joyces Kinder. Der Jüngste ist jetzt schon in der Schule. Die Zeit vergeht so schnell für die Jugend. Haben Sie sich die Fotos angesehen?“ fragte Louella plötzlich.
    „Die Fotos?“ Maggie runzelte die Stirn. „Ach ja, ich hatte nur für einen flüchtigen Blick Gelegenheit. Ich bin im Moment recht beschäftigt.“ Sie ging an den Kamin und holte den Umschlag von dem Sims. „Ihre Rosen waren wunderschön. Ich weiß nicht, ob ich dieses Talent hätte.“
    Louella nahm den Umschlag und starrte darauf. „Rosen brauchen Liebe und Disziplin. Genau wie Kinder.“
    Maggie entschied, nicht noch einmal Kaffee anzubieten. Stattdessen setzte sie sich neben Louella. „Vielleicht würde es helfen, wenn wir die Fotos zusammen durchsehen.“
    „Alte Bilder.“ Louella öffnete den Umschlag und zog sie heraus. „Es gibt so viel auf alten Bildern zu sehen, wenn man weiß, wo man nachsehen muss. Frühlingsanfang“, murmelte sie, während sie den ersten Schnappschuss betrachtete. „Sehen Sie, die Hyazinthen blühen und die Märzbecher.“
    Maggie betrachtete das Schwarzweißbild, doch nicht die Blumen erregten ihre Aufmerksamkeit, sondern der Mann und das kleine Mädchen. Er war groß, mit breiter Brust und einem grobknochigen Gesicht. Sein Anzug war konservativ. Das kleine Mädchen neben ihm trug ein Rüschenkleid mit Stoffgürtel, schwarze Riemchenschuhe und ein Hütchen mit Blumen.
    Es musste Ostern sein, schloss Maggie. Das kleine Mädchen lächelte in die Kamera. Joyce musste damals ungefähr vier gewesen sein, und vielleicht hatte sie sich ein wenig unbehaglich gefühlt in Organza und Volants. William Morgan wirkte nicht grausam, fand Maggie, während sie sein entschlossenes, undurchdringliches Gesicht betrachtete. Er sah einfach nur ... unnahbar aus. Sie unterdrückte einen Schauer und schlug einen leichten Tonfall an.
    „Ich möchte selbst Zwiebeln setzen. Bis zum Herbst sollten die Dinge sich soweit beruhigt und eingespielt haben.“
    Louella sagte nichts, als sie zu dem nächsten Bild überging. Diesmal betrachtete Maggie eine junge Louella. Der Stil von Frisur und Kleid verrieten ihr, dass das Bild mehr als

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