Schatten über dem Paradies (German Edition)
hatte, dass sie ihre Träume von Ruhm und Vermögen aufgegeben hatte. Er war jung und attraktiv, mit einem übermütigen, sinnlichen Zug um den Mund.
Sie konnte auch verstehen, warum Joyce den Mann neben ihm gefürchtet und ihm gehorcht und sich bemüht hatte, ihm Freude zu bereiten. William Morgan blickte direkt in die Kamera, die Beine gespreizt, das Gewehr in beiden Händen. Cliff hatte ihn als harten, kalten Mann beschrieben. Maggie konnte das ohne Schwierigkeiten glauben, doch das erklärte nicht, warum Louella von diesem einen Foto so betroffen gewesen war. Oder warum, fügte Maggie hinzu, sie selbst beim Betrachten solches Unbehagen empfand.
Über ihre Dünnhäutigkeit verärgert, wollte sie das Foto in den Umschlag zurückstecken, als das Brummen vor dem Haus sie vor der Ankunft eines weiteren Wagens warnte.
Manchmal kommt es faustdick, dachte sie übellaunig, warf das Foto achtlos beiseite und ging ans Fenster. Als Cliffs Pick-up in Sicht kam, war sie über die aufflammende Erregung betroffen.
Oh nein, warnte Maggie sich. Nicht noch einmal! Eine Frau, die denselben Fehler zweimal begeht, verdient, was sie bekommt! Entschlossen griff sie nach ihrem Pinsel und begann mit langen Strichen zu lackieren. Sollte er doch klopfen, so viel er wollte. Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. Sie hatte zu arbeiten.
Minuten vergingen, aber er kam nicht an die Tür. Maggie strich weiterhin an und sagte sich, dass es für sie überhaupt keine Rolle spiele, was er da draußen machte.
Cliff Delaney war ihr verdammt egal. Aber es war ihr nicht egal, wenn irgendwelche Leute auf ihrem Grund und Boden herumwanderten. Es war ihr Recht, nach draußen zu gehen und nachzusehen, was er da tat, und ihn wegzuschicken. Sie legte den Pinsel ab. Wenn er nur nachsehen kam, wie ihr Gras wuchs, hätte er wenigstens die Höflichkeit besitzen können, sich anzukündigen. Indem er sich nicht ankündigte, beraubte er sie der Befriedigung, ihn zu ignorieren.
Wütend riss sie die Tür auf, sah ihn aber nicht wie erwartet über die kleinen grünen Halme gebeugt, die aus der Erde sprossen. Vielleicht war er hinter das Haus gegangen, um sich das letzte Projekt anzusehen, das noch abgeschlossen werden musste – die Wicken auf ihrem abbröckelnden Hang.
Verärgert, dass sie nicht gleich daran gedacht hatte, wollte sie wieder ins Haus zurück, als sie eine Bewegung nahe dem Graben entdeckte. Für einen Moment erwachte in ihr schlummernde Angst. Ihr fielen alte Geschichten über Geister und Legenden von Schatten ein, die keine Ruhe fanden. Im nächsten Moment erkannte sie Cliff. Genauso wütend wie beschämt über ihre Reaktion, marschierte sie hin, um ihn zu stellen.
Als sie näher kam, sah Maggie die schlanke, kleine und zartgrüne Weide. Cliff senkte den Wurzelballen in ein Loch, das er mit Hacke und Schaufel in den steinigen Boden gegraben hatte. Er stand vielleicht zwei Meter von dem Hang des Grabens entfernt. Das Hemd hatte er achtlos zu Boden geworfen. Die Muskeln an seinem Rücken spannten sich an, als er die Erde wieder zurück in das Loch schaufelte. Dass sich ihr Magen bei dem Anblick zusammenzog, bestätigte Maggie nur, dass sie auch jetzt nicht weniger heftig auf Cliff reagierte als noch vor der Nacht, in der sie sich geliebt hatten.
Sie straffte ihre Schultern und reckte ihr Kinn vor. „Was machst du da?“
Da er weiterschaufelte, ohne seine Arbeit zu unterbrechen, musste er wohl gewusst haben, dass sie kam. „Ich pflanze einen Baum“, antwortete Cliff locker.
Ihre Augen zogen sich gefährlich zusammen. „Das sehe ich. Soweit ich mich erinnere, habe ich keine Weide bestellt.“
„Nein.“ Er kniete sich hin, um die Erde glatt zu streichen. Maggie beobachtete die Hände, von denen sie jetzt wusste, was sie mit ihrem Körper anstellen konnten. Er schien dasselbe Talent für Erde zu besitzen. „Kommt nicht auf die Rechnung.“
Ungeduldig über seine nichts sagenden Antworten und ihre eigene wachsende Erregung verschränkte sie die Arme. „Warum pflanzt du einen Baum, den ich nicht gekauft habe?“
Sobald die Weide sicher in der Erde stand, erhob er sich zufrieden, lehnte sich gelassen auf die Schaufel und betrachtete Maggie. Nein, er hatte sich nicht von ihr befreit. Das Wiedersehen mit ihr löste nicht die Anspannungen, mit denen er nun seit Tagen lebte. Irgendwie hatte er gewusst, dass es so sein würde, aber er hatte es versuchen müssen. „Man könnte es ein Friedensangebot nennen“, erklärte er endlich und
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