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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schlagzeilen.«
    »Gibst du etwas auf die Meinung von Milicent Byden?«
    »Um Gottes willen, nein.« Der altvertraute Trotz stellte sich wieder ein. »Aber ich will ihr nicht nachträglich recht geben müssen. Und der Teufel soll mich holen, wenn ich zulasse, daß sie meine Ehre noch einmal in den Schmutz zieht. Deshalb will ich diese Sache hinter mich bringen. Für Kelsey, für dich und für mich selbst.«
     
    Als Kelsey erwachte, war es um sie herum kühl und dunkel. Wohlig räkelte sie sich, während ihr Bilder der vergangenen Nacht durch den Kopf gingen. Farbe, Licht, Stimmengewirr und Musik. Das sich mit schwindelerregender Schnelligkeit drehende Rad, das Klappern der Würfel. Sie hatte die Hälfte von Gabes Gewinnen beim
Kartenspiel verloren, aber er hatte alles und noch mehr beim Würfeln zurückgewonnen.
    Am deutlichsten stand ihr sein Bild vor Augen; wie dunkel und gefährlich er im Abendanzug gewirkt hatte, die unglaublich blauen, unergründlichen Augen auf die tanzende Kugel, die fallenden Karten gerichtet, und zwischendurch hatte er immer wieder sie angeschaut, und diese Blicke verschlugen ihr jedesmal den Atem.
    Und dann, als sie endlich allein waren, als der Abend mit seiner bunten, geräuschvollen Menschenmenge hinter ihnen lag, hatte er sie zum Bett getragen.
    Und sie hatten Dinge getan, die Kelsey niemals zuvor gestattet, geschweige denn erbeten hätte.
    Als sie jetzt langsam aus den Tiefen des Schlafes emportauchte, meinte sie, sich zum ersten Mal in ihrem Leben ihres Körpers voll und ganz bewußt zu sein. Mit geschlossenen Augen tastete sie suchend über das Laken, setzte sich dann benommen im Bett auf und stellte fest, daß sie allein war.
    So einfach würde er nicht davonkommen, schwor sie sich, als sie, noch immer halb im Schlaf, aus dem Bett aufstand, einen dünnen Morgenmantel überzog und ins Wohnzimmer der Hotelsuite ging.
    Das Licht, das durch die halb geöffneten Jalousien drang, blendete sie. Kelsey legte eine Hand vor die Augen und hielt sich an der Türklinke fest.
    »Wie spät ist es eigentlich?«
    »Kurz vor zehn.« Naomi schenkte sich gerade eine Tasse Kaffee ein. Vor ihr auf dem Tisch wartete ein Tablett mit einem einladenden Frühstück. »Du kommst genau richtig. Das Frühstück ist gerade serviert worden.«
    »Frühstück? Zehn Uhr?« Kelsey blinzelte durch ihre gespreizten Finger hindurch. »Und Gabe?«
    »Oh, der ist seit dem Morgengrauen auf der Bahn.«
    »Aber . . .« Plötzlich hellwach ließ sie die Hand sinken. »Dieser Mistkerl! Er hat mir versprochen, heute morgen auf keinen Fall ohne mich zu gehen. Ausgerechnet heute!«
    »Mm.« Naomi goß ihrer Tochter eine Tasse Kaffee ein.
»Er hat gesagt, du seist heute morgen entsetzlich schlechter Laune gewesen und hättest ihn angefahren, als er dich aus dem Bett werfen wollte.«
    »Stimmt gar nicht.« Sie nippte an ihrem Kaffee. »Oder doch? Wahrscheinlich hat er geschwindelt.«
    »Wahrscheinlich wollte er, daß du ein bißchen Ruhe bekommst.«
    »Er ist mein Liebhaber und nicht mein Kindermädchen.« Kelsey schoß das Blut ins Gesicht, kaum daß die Worte heraus waren. Naomi war immerhin ihre Mutter, mochte die Beziehung auch noch so ungewöhnlich sein. Sie räusperte sich und setzte sich an den Tisch. »Was tust du denn noch hier? Ich habe dich schon längst auf der Bahn vermutet.«
    »Kein großes Rennen für uns. Eineinhalb Meilen.« Achselzuckend strich Naomi Brombeergelee auf einen Toast. »High Water schlägt sich tapfer, und da der Hengst aus Arkansas vom Rennen zurückgezogen worden ist, könnten wir Glück haben.«
    »Er ist zurückgezogen worden? Wann? Was ist passiert?«
    »Ach, er hat beim Training gelahmt. Verstauchtes Vorderbein. Ich hab’ ganz vergessen, dir das zu erzählen.«
    Schmollend biß Kelsey in einen Streifen gebratenen Schinken. »Ich komme mir vor, als wäre ich von der Party ausgeschlossen und könnte nur von weitem zusehen, wie alle anderen sich amüsieren.«
    »Das tut mir leid, Liebes. Aber du mußt verstehen, daß wir uns alle Sorgen um dich machen. Wenn ich daran denke, was alles hätte passieren können . . .« Seufzend verteilte Naomi noch mehr Gelee auf ihrem Toast. »Schon gut, schon gut, lassen wir das Thema. Ich kenne diesen trotzigen Gesichtsausdruck, hab’ ihn oft genug im Spiegel gesehen.«
    »Das hat mit Trotz nichts zu tun«, lächelte Kelsey. »Du sollst dir nur keine Sorgen machen.«
    »Jede Mutter sorgt sich um ihr Kind. Ich habe nur reichlich spät Gelegenheit dazu bekommen.

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