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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bewunderte seine Geschicklichkeit. Sie hatte sich immer eingebildet, die Regeln von Siebzehn und Vier zu kennen, einem einfachen Kartenspiel, bei dem es auf Glück und Kombinationsgabe ankam und bei dem es einzig und allein darum ging, so nahe wie möglich an einundzwanzig Punkte zu kommen. Wer darüber geriet, der verlor. Aber sie begriff einfach nicht, wie Gabe magere fünfzehn Augen halten und damit gewinnen und im nächsten Spiel über die Sechzehn hinausgehen – und wieder gewinnen konnte.
    »Es geht nur um Zahlen«, erklärte er ihr. »Nichts weiter als Zahlen, Liebling.«
    Genau das hatte sie bislang auch gedacht. Bis sie ihn spielen sah. »Du kannst doch unmöglich alle Zahlen und Kombinationen im Kopf behalten.«
    Er lächelte nur, klopfte auf seine Karten und fügte seinen siebzehn Punkten noch vier hinzu. »Hier«, er schob ihr einen Stapel roter und weißer Chips zu, »spiel du mal ein Weilchen.«
    »Ich probier’s.« Sie ließ sich auf dem Stuhl, den er ihr freimachte, nieder und blickte erstaunt auf, als sich Naomi neben sie setzte.
    »Eben hab’ ich beim Würfeln ein kleines Vermögen verloren. Jetzt werde ich hier zehn Minuten mein Glück versuchen und dann Moses beschwatzen, mit mir zu tanzen.« Sie schob sich eine goldene Haarsträhne hinters Ohr und schlug die Beine übereinander. Nachdem sie einige Chips nach vorn geschoben hatte, ließ sie den Blick durch den Saal wandern. »Eine tolle Party.«
    »Deine Tochter setzt dich eben immer wieder in Erstaunen.«
    »Das stimmt.« Mit zusammengezogenen Brauen musterte Naomi ihre Karten. »Eine noch«, verlangte sie. Dann seufzte sie tief und sagte: »Mist!«
    »Alles für einen guten Zweck. Es sollte dir das Herz wärmen zu verlieren.« Kelsey betrachtete die Acht und die Fünf in ihrer Hand. »Okay, ich nehme auch noch eine. eine Acht! Noch eine Acht! Gewonnen!« Lachend strich sie ihre Chips ein, bis sie Naomis schmale Augen bemerkte. »Nun ja, wenn man gewinnt, wird’s einem noch wärmer ums Herz. Tanz du mal mit meiner Mutter, Gabe, und ich probiere aus, wieviel ich von deinem Geld verspielen kann.«
    »Wie könnte ich ein solches Angebot ausschlagen?« Gabe streckte die Hand aus, seine Finger schlossen sich um die von Naomi. »Du siehst großartig aus«, meinte er bewundernd, als er sie zur Tanzfläche führte.
    »Woher willst du das denn wissen? Du hast doch nur Augen für Kelsey.«
    Gabe schwieg einen Moment. »Mir fällt keine passende Antwort ein.«
    Naomi neigte den Kopf und musterte ihn prüfend. »Ich wäre auch sehr enttäuscht, wenn du eine hättest. Ihre Gefühle für dich stehen ihr im Gesicht geschrieben. Das gefällt mir. Mir gefällt auch, daß sie dich aus der Reserve lokken konnte. Ihr habt ja vorher beide niemanden an euch herankommen lassen. Ich glaube, ihr habt euch gesucht und gefunden.«
    »Trotzdem machst du dir Sorgen?«
    »Nicht wegen euch. Aber alles andere beunruhigt mich.« Sie blickte sich zum Kartentisch um, wo Kelsey lachend einen Stapel Chips nach vorn schob. »Ich weiß, daß sie das, was ihr zugestoßen ist, zu verdrängen versucht. Aber ich habe Angst.«
    Seine Augen blickten plötzlich abweisend. »Das hätte nie geschehen dürfen. Ich hätte bei ihr sein sollen.«
    »Nein, das hätte nie geschehen dürfen«, pflichtete
Naomi ihm bei. Dabei ruhten ihre Augen auf ihrer Tochter. »Ich finde, sie sollte auf Three Willows bleiben, oder besser noch zu ihrem Vater zurückgehen, bis die Angelegenheit geklärt ist.«
    Daran hatte er auch schon gedacht, aber es erleichterte ihm die Entscheidung nicht, daß es Naomi nun laut aussprach. »Selbst wenn sie damit einverstanden wäre, wir wissen ja noch gar nicht, wie lange es dauert, bis alles geklärt ist.«
    »Alles?«
    Gabe verfluchte im stillen seinen Ausrutscher. Naomi war nur über den momentanen Ärger mit den Pferden informiert. »Zum Beispiel, wer in meinen Stall eingedrungen ist und was er dort vorhatte. Andererseits kann nach dem Rennen morgen schon alles vorbei sein.«
    »Darauf zähle ich. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustößt, Gabe. Der Gedanke, daß sie nun mit den Schattenseiten in der Welt der Pferde in Berührung kommt, ist mir furchtbar. Milicent hat ja immer behauptet, der Pferderennsport sei eine Quelle des Lasters und der Kriminalität.« Sie schüttelte den Kopf, und ihre Augen loderten. »Aber das stimmt nicht. Schwarze Schafe gibt es überall, nicht nur hier. Und die Leute erinnern sich immer nur an die negativen

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