Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)
Vergangenheit noch einen Spalt weiter, und sie fragte sich besorgt, was sich wohl dahinter verbergen mochte.
»Nichts ist leichter, als sich auf der Rennbahn umzuhören. Ich habe eine Informationsquelle aufgetan; einen Mann, der sich an Bradley heranmachte und einiges über ihn herausbekam. Bradley hatte zu hoch gespielt und steckte bis über beide Ohren in Schulden. Er gehörte zu den Menschen, die nichts für sich behalten können, und er redete fortwährend von einem großen Ding, das er drehen wollte. Alles, was er zu tun hätte, wäre, sich mit einer hübschen Frau eine schöne Zeit zu machen, und danach hätte er ausgesorgt. Bradley nahm den Mund zu voll, mein Informant hakte nach und gab – gegen Entgelt natürlich – alles an mich weiter.«
»Sie reden ziemlich um den heißen Brei herum, Mr. Rooney«, meinte Gabe.
»Dann will ich zur Sache kommen.« Rooney lockerte seine Krawatte, die ihm zu eng vorkam. »Der Sorgerechtsprozeß drohte zugunsten Naomis auszugehen. Gerichte sprechen ein Kind meistens seiner Mutter zu. Sie mochte ja gern auf Partys gehen und verschiedene Männerbekanntschaften haben, aber wenn das Kind bei ihr war, benahm sie sich mustergültig. Sie hatte Geld, konnte ihrer Tochter alles bieten, und es gab eine ganze Reihe von Leuten, die bezeugt hätten, daß sie eine gute, hingebungsvolle Mutter war. Also brauchten die Bydens etwas, um diesen
positiven Eindruck zu zerstören. Milicent fand es in Alec Bradley.«
»Meine . . .«, Kelsey wartete eine Sekunde, bis sie ihre Stimme unter Kontrolle hatte. »Meine Großmutter kannte Alec Bradley?«
»Ihn und seine Eltern. Sie kannte seinen Charakter und wußte, daß er für ihren Plan genau der Richtige war. Sie heuerte ihn an, damit er Ihre Mutter verführte und sie in eine kompromittierende Situation brachte. Eine Situation, die ihren guten Ruf zerstören sollte.«
Unter dem Tisch griff Kelsey nach Gabes Hand. »Sie behaupten, daß meine Großmutter Alec Bradley bezahlt hat, damit er . . . warum soll ich Ihnen das glauben?«
»Glauben Sie, was Sie wollen«, tat Rooney ihren Einwand ab. Er wollte nur reinen Tisch machen, ehe er sich aus dem Geschäft zurückzog. »Sie sind zu mir gekommen, weil Sie Antworten haben wollten, Miss Byden. Geben Sie mir jetzt nicht die Schuld, wenn Ihnen die Antworten nicht gefallen. Milicent Byden gab Bradley zwanzigtausend Dollar als Anzahlung. Dummerweise spielte Naomi nicht mit, jedenfalls nicht so, wie Ihre Großmutter und Bradley sich das vorgestellt hatten. Sie hielt ihn an der langen Leine. Und da der Sorgerechtsprozeß immer härter wurde, brauchte Ihre Großmutter eine wirksame Waffe. Also fand sie eine weitere Möglichkeit, um Unfrieden zu stiften. Ein totes Pferd, einen toten Jockey. Nur daß sich die Publicity als Bumerang erwies. Alles war auf seiten der Chadwicks.«
Gabe hob eine Hand. »Wollen Sie damit sagen, daß da ein Zusammenhang besteht?«
»Es hängt alles zusammen. Bradley wollte Geld sehen, aber Milicent hielt sich damit zurück, bis er Resultate vorweisen konnte. Also haben sich Bradley und sein Freund von der Rennbahn etwas einfallen lassen. Als der Unfall mit dem Pferd passierte, strich Bradley ein bißchen Kleingeld ein, aber den Bonus, den er sich erhofft hatte, bekam er nicht, denn die Sympathien lagen bei Naomi. Milicent stellte ihm ein Ultimatum.«
Rooney schaute auf den Rest seines Drinks und überlegte kurz, ob er sich noch einen bestellen sollte. Doch sein Flug ging bald, und da war es besser, einen klaren Kopf zu haben.
»Sie wies mich an, meine Kamera und ausreichend Filme bereitzuhalten. Ich sollte beim Haus warten. Zuerst fuhr ich zum Klub und sah, wie Bradley die Eifersuchtsszene inszenierte?«
»Inszenierte?« wiederholte Kelsey ungläubig.
»Man durchschaut gewisse Dinge leichter, wenn man nicht direkt beteiligt ist. Außerdem hatte mein Informant mir einen Tip gegeben. In der Nacht sollte es passieren. Bradley wollte sie herausfordern. Ich glaube nicht, daß er damit rechnete, daß sie ihm den Laufpaß geben würde. Was Frauen betraf, war er ziemlich von sich eingenommen. Als Ihre Mutter den Klub verließ, heftete ich mich an ihre Fersen. Außer ihr war niemand im Haus, bis Bradley kam. Ich hatte die Anweisung, Fotos zu schießen, die den Bydens nutzen würden.«
»Ihre Anweisungen«, sagte Kelsey benommen, »die Ihnen meine Großmutter erteilt hatte?«
»Richtig. Alles begann sehr vielversprechend. Naomi öffnete ihm im Nachthemd die Tür und ließ ihn
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