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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihm?«
    »Ja. Zweimal.«
    »Was wolltest du damit bezwecken, Kelsey? Habe ich nicht alle deine Fragen beantwortet?«
    »Ja, das hast du. Und das war einer der Gründe, warum ich zu ihm gegangen bin. Weil du meine Fragen beantwortet hast.«
    »Und du?« Naomi wandte sich an Gabe. Ein gereizter Ton lag in ihrer Stimme. »Du hast sie auch noch dazu ermutigt?«
    »Da gab es nichts zu ermutigen. Aber ich kann es gut verstehen.«
    »Wie solltest du das verstehen können?« fragte Naomi bitter. »Wie sollte es einer von euch beiden wohl verstehen können. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich fühlte, als ich seinen Namen auf dem Zettel las. Mehr als zehn Jahre meines Lebens habe ich versucht zu vergessen. Dann zwang ich mich dazu, mich an alles wieder zu erinnern. Das war der Preis, den ich zu bezahlen hatte, um –
wie ich hoffte – meine Tochter wiederzubekommen. Ist das nicht genug?«
    »Ich bin nicht zu ihm gegangen, weil ich dir nicht glaubte. Es tut mir leid, wenn du so denkst. Ich bin zu ihm gegangen, weil ich hoffte, ich würde etwas finden, was die Dinge in ein anderes Licht rückt.«
    »Du kannst nichts mehr ändern.«
    »Und wenn er nun in jener Nacht etwas gesehen hat, was er der Polizei verschwieg? Wenn er Informationen zurückgehalten hat?«
    Benommen ließ sich Naomi auf die Sofalehne sinken. »Hast du wirklich geglaubt, du würdest etwas finden, um meinen Namen reinzuwaschen, Kelsey? Ging es dir darum? Den guten Ruf mit einiger Verspätung wiederherzustellen?« Gequält auflachend rieb sich Naomi die Augen. »Was für einen Unterschied würde das jetzt noch machen? Du kannst mir nicht eine einzige Sekunde dieser verlorenen Jahre wiedergeben. Du kannst keine geflüsterte Bemerkung, keinen verstohlenen Blick, kein höhnisches Lächeln zurücknehmen. Es ist vorbei«, sagte sie und ließ die Hände sinken, »tot und begraben wie Alec Bradley.«
    »Nicht für mich. Ich habe getan, was ich für richtig hielt. Und Rooney hatte bestimmt einen Grund für seinen Anruf. Als ich bei ihm war, wollte er nämlich nicht mit der Sprache heraus. Er kam mir nervös und sogar verängstigt vor.«
    »Laß doch die Vergangenheit ruhen.«
    »Das kann ich nicht.« Kelsey trat zu Naomi und nahm ihre kalten Hände in ihre. »Es geht um so vieles. Nimm das, was Pride und Reno zugestoßen ist. Die Umstände ähneln denen der Vergangenheit haargenau. Dein Pferd, Benny Morales. Und es geht noch weiter. Sogar die Polizei fragt sich, ob es da einen Zusammenhang gibt.«
    »Die Polizei.« Nun wich auch noch der letzte Rest Farbe aus Naomis Gesicht. »Du warst bei der Polizei?«
    Kelsey ließ die Hände ihrer Mutter los und trat zurück. »Ich habe Captain Tipton besucht.«
    »Tipton.« Naomi konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. »O Gott!«
    »Er hat dir damals geglaubt.« Kelsey sah, wie ihre Mutter den Kopf hob. »Er hat gesagt, daß er dir geglaubt hat.«
    »Unsinn!« Am ganzen Körper zitternd, sprang Naomi auf. »Du hättest dabeisein sollen, in diesem gräßlichen Raum, wo ich mit Fragen bombardiert wurde, immer und immer wieder. Niemand hat mir geglaubt, und Tipton erst recht nicht. Warum hat man mich denn dann ins Gefängnis gesteckt?«
    »Er konnte nichts beweisen. Die Fotos . . .«
    »Zurück zu Rooney«, unterbrach Naomi sie. »Bildest du dir wirklich ein, daß du jetzt noch etwas tun kannst? Einen Beweis findest, daß ich mich nur verteidigt habe, es kein Mord war?« Der Schmerz schnürte ihr die Kehle zu, ihre Stimme klang gepreßt. »Das kannst du nicht. Und selbst wenn du helfen willst, es ist zu spät. Ich kann das alles nicht noch einmal durchmachen. Ich kann nicht.«
    Sie verließ das Zimmer und rannte die Treppe hoch. Einen Moment später schlug eine Tür zu.
    Kelsey ließ sich auf einen Stuhl fallen und schloß die Augen. »Was habe ich da bloß angerichtet?«
    »Du hast nur alte Wunden wieder aufgerissen. Vielleicht war das auch dringend nötig.«
    »Sie und ich, wir waren schon so weit gekommen, und jetzt habe ich alles zerstört.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Ich weiß es nicht.« Kelsey hob die Hände, und ließ sie gleich wieder sinken. »Anfangs habe ich mir eingeredet, daß ich all diese Fragen stelle, weil ich ein Recht darauf habe, die ganze Wahrheit zu erfahren. Dann war ich davon überzeugt, daß ich es für sie tue. Aber jetzt glaube ich, daß ich es für mich tat. Ich wollte Klarheit über alles haben. Wenn ich ihr glaubte, sollte ihr auch jeder andere glauben.«
    »Du hast nach bestem

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