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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hörst du? Ich will sie davor bewahren, Philip. Es ist das letzte, was ich noch für sie tun kann.«
    Unwillkürlich streckte er die Hand aus, so daß sich ihre Fingerspitzen an der Scheibe trafen. »Ich kann es nicht ertragen, dich hier zu sehen.«
    »Könnte einer von uns es verantworten, sie an deinem Platz sitzen zu sehen, mir gegenüber?«
    Nein. Er konnte es jedenfalls nicht. »Aber ihr zu sagen,
du seist tot. Wir können nicht vorhersehen, wie sie das verkraftet. Wie sollen wir mit einer solchen Lüge leben?«
    »So falsch ist diese Behauptung gar nicht.« Naomi zog ihre Finger zurück. Die Tränen waren versiegt. »Ein Teil von mir ist tot. Der Rest kämpft um jeden Preis ums Überleben. Ich könnte nicht überleben, wenn ich wüßte, daß Kelsey die Wahrheit kennt. Sie wird leiden, Philip. Sie wird trauern, aber du bist ja für sie da. In ein paar Jahren wird sie sich kaum noch an mich erinnern, und schließlich wird sie mich vergessen.«
    »Und damit kannst du leben?«
    »Ich muß. Ich werde weder Kontakt zu ihr aufnehmen noch irgendein Lebenszeichen vor mir geben. Ich werde dich auch nicht um einen weiteren Besuch bitten, und wenn du doch kommst, will ich dich nicht sehen. Für euch beide werde ich von nun an tot sein.« Naomi richtete sich auf. Die Besuchszeit war beinahe um. »Ich weiß, wie sehr du sie liebst und was für ein Mensch du bist. Du wirst für sie sorgen, ihr ein glückliches Leben ermöglichen. Schade ihr nicht, indem du sie mit der Wahrheit konfrontierst. Bitte, versprich es mir!«
    »Und wenn du entlassen wirst?«
    »Dann sehen wir weiter. Zehn bis fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit, Philip.«
    »Ja.« Der Gedanke daran lag ihm wie ein Stein im Magen. Er mußte sein Kind schützen. »Gut, Naomi, wir machen es so, um Kelseys willen.«
    »Danke.« Sie erhob sich und kämpfte mit einer Übelkeit. »Auf Wiedersehen, Philip.«
    »Naomi . . .«
    Sie ging schnurstracks auf den Wärter zu und verschwand durch die Tür. Sie drehte sich nicht mehr um.
     
    »Dad?« Kelsey legte ihrem Vater eine Hand auf die Schulter und schüttelte ihn sanft. »In welchem Jahrhundert bist du gerade versunken?«
    Verwirrt sprang er auf. »Kelsey. Ich habe dich gar nicht kommen sehen.«
    »Du hättest nicht einmal bemerkt, wenn ein Elefant hereingestapft wäre.« Sie gab ihm einen Kuß und küßte ihn lachend. »Es tut gut, dich zu sehen.«
    »Laß dich anschauen.« Wirkte sie glücklicher, fragte er sich. Mehr im Einklang mit sich selbst als früher? Der Gedanke versetzte ihm einen bösen kleinen Stich ins Herz.
    »Ich kann mich in zwei Wochen doch nicht sehr verändert haben.«
    »Fühlst du dich so gut, wie du aussiehst?«
    »Ich fühle mich großartig.« Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und wartete, bis er ihr gegenüber Platz genommen hatte. »Liegt vermutlich an der Landluft, der guten Küche und der körperlichen Arbeit.«
    »Arbeit? Du arbeitest auf der Farm?«
    »Na ja, ein bißchen.« Sie lächelte die Kellnerin an. »Ein Glas Sekt, bitte.«
    »Für mich nichts mehr, danke.« Philip blickte wieder seine Tochter an. »Gibt es etwas zu feiern?«
    »Pride hat heute Santa Anita gewonnen.« Kelsey sprudelte vor Freude über den Sieg immer noch über. »Wenn er auf Three Willows ist, bin ich für das Ausmisten seiner Box verantwortlich, also in gewisser Weise auch für seinen Sieg. Im Mai gewinnt Virginia’s Pride das Derby.« Sie zwinkerte ihm zu. »Todsicher.«
    Philip nippte an seinem Wein. Seine Kehle war wie zugeschnürt. »Ich hätte nie gedacht, daß du dich so für die Pferde begeistern würdest.«
    »Sie sind großartig.« Kelsey hob das Glas, das die Kellnerin hingestellt hatte, und prostete ihrem Vater zu. »Auf Pride, das hinreißendste männliche Wesen, das ich je gesehen habe. Auf vier Beinen, versteht sich.« Sie ließ die Flüssigkeit auf der Zunge prickeln. »Jetzt erzähl du mal. Wie geht es allen? Ich dachte, Candace würde mitkommen.«
    »Sie hat Verständnis dafür, daß ich dich ein paar Stunden allein haben will. Aber sie läßt dich grüßen, Channing auch. Er hat übrigens eine neue Freundin.«
    »Das überrascht mich nicht. Was ist aus der Philosophiestudentin geworden?«
    »Er behauptet, sie hätte ihn noch in Grund und Boden geredet. Seine neue Flamme hat er auf einer Party kennengelernt. Sie entwirft Schmuck und trägt nur schwarze Pullover. Vegetarierin ist sie auch.«
    »Das hält er doch nur fünf Minuten aus, dann braucht Channing einen Hamburger.«
    »Candace baut darauf.

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