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Schatten ueber Innsmouth

Schatten ueber Innsmouth

Titel: Schatten ueber Innsmouth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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zurücklegen konnte.
    Ich nahm mir noch einmal die Kartenskizze vor, um einen Weg zu finden, auf dem ich bisher noch nicht gegangen war, und beschloß, mich diesmal dem Stadtplatz auf der Marsh Street statt der State Street zu nähern. An der Kreuzung mit der Fall Street fielen mir die ersten verstreuten Gruppen verstohlen flüsternder Müßiggänger auf, und als ich schließlich den Platz erreicht hatte, sah ich, daß anscheinend fast alle Herumtreiber der Stadt sich vor der Tür des Hotels versammelt hatten. Es schien mir, als starrten mich viele hervortretende, wäßrige, lidlose Augen unverwandt an, als ich meinen Koffer in der Hotelhalle abholte, und ich hoffte, daß keine dieser merkwürdigen Kreaturen im Bus mitfahren würde.
    Der Bus kam kurz vor acht, also etwas zu früh, angerattert; es saßen drei Fahrgäste drin, und ein übler Kerl sprach vom Bordstein verstohlen ein paar unverständliche Worte mit dem Fahrer. Sargent warf einen Postsack und ein Bündel Zeitungen heraus und ging in das Hotel; die Passagiere es waren dieselben Männer, die ich am Vormittag bei der Ankunft in Newburyport gesehen hatte stolperten unterdessen aus dem Bus und wechselten auf dem Bürgersteig mit einem Müßiggänger ein paar gutturale Worte, und ich hätte beschwören können, daß sie nicht englisch sprachen. Ich bestieg den leeren Bus und setzte mich auf denselben Platz wie am Vormittag, aber ich saß noch gar nicht richtig, als Sargent wieder auftauchte und mit einer eigenartig abstoßenden, kehligen Stimme zu nuscheln anfing. Anscheinend hatte ich ganz besonderes Pech. Irgend etwas war mit dem Motor nicht in Ordnung gewesen, obwohl man die Strecke von Newburyport in so kurzer Zeit zurückgelegt hatte, und der Bus konnte nicht nach Arkham weiterfahren. Nein, heute abend könne er auf keinen Fall mehr repariert werden, und es gebe auch kein anderes Verkehrsmittel, das mich nach Arkham oder woandershin bringen könne. Es täte ihm leid, meinte Sargent, aber ich müsse wohl die Nacht im Gilman verbringen. Man würde mir wahrscheinlich einen niedrigen Preis machen, aber sonst könne man leider nichts tun. Ich war bestürzt über diesen unverhofften Aufenthalt und sah dem Anbruch der Nacht in dieser verfallenden, fast unbeleuchteten Stadt mit tausend Ängsten entgegen. Aber ich stieg aus und ging wieder in die Hotelhalle zurück. Der mürrische, sonderbar dreinblickende Nachtportier sagte mir, ich könne für einen Dollar das Zimmer 428 im vorletzten Stock haben; es sei groß, habe aber kein fließendes Wasser.
    Trotz alledem, was ich in Newburyport über dieses Hotel gehört hatte, trug ich mich ins Register ein, bezahlte meinen Dollar, gab dem Portier meinen Koffer und stieg hinter diesem griesgrämigen Faktotum drei knarrende Treppen hinauf, vorbei an verstaubten Korridoren, die völlig verödet schienen. Von dem trostlosen Zimmer, das zwei Fenster hatte und mit billigen Möbeln schlecht und recht eingerichtet war, sah man in einen düsteren, auf den anderen Seiten von niedrigen, leerstehenden Ziegelbauten umschlossenen Hof hinab; dahinter erstreckten sich die verfallenen Dächer nach Westen, und in der Ferne war gerade noch das offene Sumpfland zu erkennen. Am Ende des Korridors war ein Badezimmer eine entmutigende Reliquie mit einer uralten Marmorschüssel, einer Zinnwanne, schwacher elektrischer Beleuchtung und modrigen Holzverkleidungen an allen Installationsrohren. Da es noch hell war, ging ich auf den Platz hinunter, um zu sehen, wo ich ein Abendessen bekommen würde; dabei bemerkte ich, daß die herumlungernden Kerle mich mit sonderbaren Blikken musterten. Da der Lebensmittelladen geschlossen war, blieb mir nichts anderes übrig, als nun doch in das Restaurant zu gehen, das ich am Mittag gemieden hatte; ein gebückter, schmalköpfigerMann mit unverwandt starrenden Augen und eine plattnasige Schlampe mit unglaublich dicken, plumpen Händen bedienten mich. Das Essen wurde hinter der Theke zubereitet, und ich stellte mit Erleichterung fest, daß die meisten Sachen offenbar aus Büchsen und Packungen stammten. Eine Terrine Gemüsesuppe mit Zwieback reichte mir vollauf, und bald darauf begab ich mich wieder in mein unfreundliches Zimmer im Gilman; von dem mürrischen Portier ließ ich mir noch eine Abendzeitung und ein mit Fliegendreck verunziertes Magazin aus dem wackligen Zeitungsstand neben der Theke geben. Als es zu dunkeln begann, knipste ich die schwache Glühbirne über dem billigen Eisenbett an und versuchte, so gut

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