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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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eigentlich immer jemand zu Hause. Mindestens die
Hausfrau. Oder der rothaarige Gehilfe Franz. Und irgendwer musste sich ja auch
um die Pferde kümmern. Vielleicht hatte Brede gerade eine Fahrt zu machen, oder
er stand mit seiner Kutsche auf dem Alten Markt vor dem Schloss und wartete auf
Kunden. Ja, das war es wohl.
    Quantz betrat den
Stall. Wieder war ein Schnauben zu hören. Als sich seine Augen an das
Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte er einen Schimmel, der nervös mit den
Hufen scharrte.
    Vor irgendetwas
hatte das Tier Angst. Doch nicht etwa vor ihm? Ein Kutschpferd musste doch an
Menschen gewöhnt sein. Vielleicht war das Pferd neu.
    »Herr Brede?«,
fragte Quantz in die Dämmerung hinein. »Ist da jemand?«
    Sieben Tiere hatten
in dem Stall Platz. Aus den Verschlägen stank es nach nassem Stroh und
Pferdeäpfeln.
    Quantz ging an der
letzten Abteilung vorbei und gelangte an eine Tür, die in das Nachbarhaus
führte. Er öffnete sie und trat in einen großen Raum, in dem drei Kutschen standen.
Die Fahrzeuge wirkten sehr sauber und gepflegt. Das schwarze Holz glänzte in
dem schwachen Dämmerlicht. Wo wohnte Brede eigentlich genau? Über dem Stall?
Oder nebenan?
    »Ist hier jemand?«
Die Fahrzeuge wirkten riesig. Es roch nach Schmierfett und Staub.
    »Herr Quantz?«,
sagte eine tiefe Stimme. Sie gehörte nicht Brede, und der Mann, der jetzt vor
ihm stand, war auch nicht der Kutscher. Von der anderen Seite näherte sich noch
jemand. Die beiden Männer sahen sich ähnlich. Der eine war allerdings etwas größer
und älter als der andere. Wahrscheinlich waren es Brüder.
    »Steht Er in
Diensten bei Brede?«, fragte Quantz den Älteren.
    »Nein, wir stehen in
Diensten Seiner Majestät des Königs«, sagte er mit Stolz in der Stimme.
    Schon hatte er ihn
gepackt. Quantz wollte die Hand abschütteln, doch da kamen noch mehr Männer
herein. Drei Grenadiere mit Gewehren und Bajonetten. Sie mussten sich bücken,
als sie mit ihren Metallhelmen durch die niedrige Tür hereinkamen.
    »Was ist los?«, rief
Quantz. Sein Herzschlag beschleunigte sich von Sekunde zu Sekunde.
    »Nun komm Er schon«,
brummte einer der Soldaten und wehte Quantz eine Alkoholfahne ins Gesicht.
»Sollen wir hier bis zum Jüngsten Tag herumstehen?«
    Quantz’ Schrecken
verwandelte sich in Zorn. Nebenan wieherte ein Pferd. Es schien die Aufregung,
die plötzlich in der Luft lag, zu spüren. »Wie kommen Sie dazu, so mit mir zu
sprechen? Wo ist Brede?«
    »Das wüssten wir
auch gern«, sagte der ältere der beiden, die Quantz zuerst festgehalten hatten.
»Sie können es uns sicher sagen. Aber nicht hier.«
    »Wohin wollen Sie
mit mir?«
    »An einen Ort, wo
Sie sich besser unterhalten können.«
    »Mit wem?«
    Er bekam keine
Antwort. Stattdessen traten auf den Wink des Zivilisten hin die Grenadiere vor
und nahmen Quantz in die Mitte.
    Rat Weyhe saß
hinter seinem Schreibtisch, als sie Quantz hereinbrachten. Der Raum hatte sich
seit dem letzten Besuch verändert. Papierstapel bedeckten den Tisch, und auch
links und rechts des pompösen Arbeitsplatzes stapelten sich Akten und bildeten
Türme auf dem Parkettfußboden.
    Die Soldaten gingen.
In der Ecke standen vier damastbezogene Stühle, doch man bot ihm keinen Platz
an.
    Dafür lehnte sich
Weyhe gemütlich zurück. »Der Herr Musikus«, sagte er, »war also bei Brede.«
    »Warum auch nicht?«,
sagte Quantz. »Ich nehme seine Dienste hin und wieder in Anspruch, und so habe
ich Grund, ihn aufzusuchen.«
    »Und? Haben Sie ihn
angetroffen?«
    »Nein. Das werden
Ihnen Ihre Gehilfen sicher schon gesagt haben.«
    Er hatte mindestens
eine halbe Stunde, von den Grenadieren bewacht, vor Weyhes Zimmer warten
müssen.
    Zuvor waren sie
durch die Stadt gegangen – neugierig beäugt von den Flaneuren rund um das
Schloss. Jeder hatte begriffen, dass der Musiker nicht freiwillig mit der
Eskorte mitging, sondern dass er verhaftet worden war.
    »Was glauben Sie,
woran das liegt?«, fragte Weyhe. »Dass Brede nicht zugegen war, meine ich.«
    »Woher soll ich das
wissen? Herr Rat – warum wurde ich hierher gebracht?«
    »Wissen Sie nicht,
wo Brede steckt? Oder wollen Sie es uns nicht sagen?«
    »Suchen Sie ihn
eben. Vielleicht fährt er jemanden. Oder er ist auf dem Alten Markt.
Verdächtigen Sie ihn wegen irgendetwas?«
    »Wegen irgendetwas …«, machte Weyhe Quantz nach. »Sie sind exzellent darin, sich dumm zu stellen.
Aber das ist nichts Neues.« Der Rat beugte sich vor, legte die Unterarme auf
den Tisch und

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