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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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besteht
unter anderem auch darin, dass er seinen Behörden traut.«
    »Kann ich mich bitte
setzen?«, fragte Quantz.
    »Bitte sehr. Nehmen
Sie sich einen Stuhl.« Weyhe wandte sich ab und sah aus dem Fenster, das von
dem intensiven Blau des Himmels ausgefüllt war. »Es wäre besser für Sie, alles
zu gestehen. Sie könnten darauf hoffen, dass man es Ihnen in Ihrem Sinne
anrechnet. Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich Ihnen helfen will. Und dass dies
jetzt Ihre letzte Möglichkeit ist.«
    »Gestehen? Aber
was?« Quantz schüttelte den Kopf.
    Weyhe wandte sich
um. »Alles, was Sie wissen. Da ist doch noch etwas, das Sie vor uns verbergen.
Was wirklich auf dem Bornstedter Feld geschah. Die Geschichte mit dem
Unbekannten auf der Plantage, dem angeblichen Fund der Leiche … all das
glaubt Ihnen doch keiner. Und Andreas Freiberger … Was hat er gewusst?«
    »Wenn ich es Ihnen
sage – lassen Sie mich dann mit dem König sprechen?«
    »Nur wenn es der
König wünscht. Aber wie gesagt, was er vor allem wünscht, ist eine gerechte,
unabhängige Arbeit seiner Behörden.«
    »Gerechtigkeit …«
Einen Moment überlegte Quantz noch. Er hatte doch die Wahrheit gesagt. Und es
wurde ihm als Lüge ausgelegt. Hatte es Sinn, noch mehr zu erklären? Wenn er
wirklich alles sagte … Wahrheit war immer die ganze Wahrheit. Eine halbe
Wahrheit gab es nicht. Er fasste einen Entschluss. »Also gut«, sagte er. »Es
gibt eine Verbindung zwischen Brede und Andreas. Ich weiß aber nicht, wie sie
beschaffen ist. Sie werden sie auch nicht verstehen.«
    Weyhe blieb
regungslos am Fenster stehen und blickte wieder in den blauen Himmel.
    »Sagen Sie mir
nicht, was ich denken soll. Sagen Sie mir lieber endlich, was Sie wissen.«
    »Ich versuche es … Wie
gut kennen Sie sich mit Musik aus?«
    Weyhe drehte sich
um. Jetzt zeigte sich Überraschung auf seinem Gesicht. »Musik?« Er sah Quantz
an. »Was hat das damit zu tun?«
    »Verstehen Sie etwas
davon? Ich meine, Noten lesen und so weiter?«
    »Ich kann ein Tänzchen
wagen, wenn es in gesellschaftlicher Form gewünscht wird. Aber meinen Sie, ich
vergeude meine Zeit mit Flötenbläserei, Geigenkratzen oder Klaviertraktieren?
Unnützes Zeug! Für was halten Sie mich? Für einen Müßiggänger? Für einen
Tagedieb? Für einen Gaukler?«
    In Quantz’ Brust
formte sich ein dicker Klumpen aus Ärger. Was bildete sich dieser aufgeblasene
Wicht ein? Die Tonkunst so zu verunglimpfen. »Sie werden gleich erleben, dass
Sie sich der Bildung auf diesem Gebiet lieber nicht entzogen hätten«, sagte er
bitter. »Und dann werden wir sehen, wer der wahre Tagedieb ist.«
    Weyhe runzelte die
Stirn. »Mäßigen Sie sich. Sie sprechen mit einem Beamten des Königs.«
    »Sie ebenfalls.«
    Der Blick des Rates
wurde eiskalt. »Jeder kleine Grenadier leistet in einem Monat mehr als Sie in
einem ganzen Leben. Sind Sie in der Lage, mit Ihrer Flöte Kriege zu gewinnen?
Können Sie mit Ihren Noten Politik machen? Sie sorgen dafür, dass der König ein
wenig Zerstreuung findet – für ein, zwei Stunden am Tag. Das könnte jede Hure
leisten, wenn sich der König etwas aus Frauen machen würde. Aber im Grunde sind
Sie nichts Besseres. Auch wenn Sie fürstlich dafür bezahlt werden, Herr
Musikus.« Weyhe schien das letzte Wort voller Verachtung auszuspucken.
    Der Klumpen in
Quantz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Dass er einem solchen Ignoranten so
ausgeliefert war – so etwas hatte er noch nie erlebt. Weder in Preußen noch in
Sachsen, schon gar nicht auf seinen vielen Reisen. Sein Leben lang war er
Menschen, die völlig taub für die Schönheiten der Musik waren, aus dem Weg
gegangen. Und nun saß er in der Falle und musste sich gegen diesen kleinen Rat
behaupten, der sich in der Gnade des Königs sonnte.
    »Mit Ihrer Ansicht
werden Sie sich beim König nicht beliebt machen«, sagte er. »Und letztendlich
ist es doch das, was Sie wollen.«
    »Machen Sie sich
keine Sorgen um mein Ansehen beim König.«
    »Er schätzt ja nicht
nur die in Ihren Augen so zeitverschwendende Musik, sondern auch die Dichtung.
Er komponiert und dichtet selbst. Er schreibt in einer Sprache, die seine
Untertanen, soweit sie nicht gerade sehr gebildet
sind, kaum sprechen – und die Sie, lieber Herr Weyhe, auch nicht beherrschen.
Glauben Sie, dass der preußische Hof wirklich der richtige Platz für Sie ist?«
Quantz lächelte, spürte aber selbst, wie gezwungen dieses Lächeln war.
    »Schluss mit der
Narretei«, rief der Rat. »Sie haben doch

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