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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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blendend weißen Handschuhe zurecht. »Doch nicht etwa
den Quantz?«
    »Aber ja, Herr
Capitaine, genau den.« Weyhe konnte die Blicke des Musikus und der Grenadiere
in seinem Rücken spüren.
    Jetzt sah der
Hauptmann über Weyhe hinweg und blickte die Grenadiere an. »Ihr da. Den Quantz
herbringen.«
    Ehe Weyhe etwas
sagen konnte, führten sie den Musikus heran. »In die Kutsche mit ihm«, befahl
der Capitaine.
    »So warten Sie«,
sagte Weyhe. »Er soll nach Berlin. Ich bin noch nicht fertig mit ihm.«
    »Seine Majestät
ebenfalls nicht.«
    »Aber ich habe
befohlen –«
    »Seit wann befiehlt
ein Zivilist?«, schrie der Offizier und gab den Soldaten den Befehl:
»Weitermachen.«
    Weyhe näherte sich
der Kutsche, in der zwei Männer saßen. Es waren Zivilisten wie er, hohe Herren
in bunten Röcken, wie es schien. Als er nahe an der Tür war, erkannte er sie.
Der eine war d’Argens, der andere Algarotti. Kammerherren.
    »Wer hat den Befehl
erteilt?«, fragte er den Capitaine, während Quantz die Kutsche bestieg.
    »Was geht Ihn das
an?«
    »Ich will die Ordre
sehen.«
    »Hat Er eine Ordre
für den Transport nach Berlin?«
    »Nein, aber Seine
Majestät wird sie mir geben, wenn ich mit Ihm gesprochen habe. Und das wird in
spätestens einer Stunde geschehen.«
    »Er will eine Ordre
von mir und hat selber keine? Kerl, ist Er besoffen? Seine Majestät will den
Quantz sehen. Halt Er sich zurück, verdammt noch mal.«
    Das durfte nicht
wahr sein! Der Musikus zum König? Damit er sich doch noch herausredete? »Wie
ist Ihr Name?«, fragte Weyhe. »Ich kenne viele Offiziere, aber Sie habe ich
noch nie gesehen.«
    »Voigt«, sagte der
Offizier. »Seit heute im Regiment. Auch wenn Ihn das nichts angeht.«
    »Seit heute? Woher
sind Sie gekommen? Aus Berlin?«
    »Köpenick«, sagte
der Capitaine und lächelte. »Ich war ein Junge aus Köpenick, ehe ich in die
preußische Armee eintrat, in Schlesien kämpfte und nach einer Zeit auf den
Gütern meiner Familie zum Soldatenleben zurückkehrte. Doch wir kommen ins
Plaudern. Und dafür ist keine Zeit. Entschuldige Er uns jetzt. Wir müssen los.«
    Weyhe schüttelte den
Kopf. Voigt … Nie gehört.
    Der Offizier
beachtete ihn nicht weiter, nahm neben Quantz in der Kutsche Platz und gab ein
Zeichen. Das Fahrzeug wendete. Weyhe rannte zur Tür und klopfte dagegen.
    »Was will Er noch?«,
rief der Hauptmann ärgerlich, als er den Schlag einen Spalt geöffnet hatte.
    »Nehmen Sie mich mit
zum König«, rief Weyhe. »Ich muss als Ermittler in dieser Sache dabei sein.«
    »Pardon, Monsieur,
aber die Plätze sind besetzt.« Von drinnen ertönte lautes Gelächter. »Haben Sie
nicht gesagt, Sie hätten selbst eine Kutsche?«
    Weyhe sah hilflos
zu, wie sie durch das Tor verschwanden. Er ballte die Fäuste und fluchte vor
sich hin. Die Grenadiere standen immer noch da.
    »Steht nicht herum
wie die Idioten«, schrie Weyhe. »Wir müssen hinterher. Zum König.«

24
    Kaum war
die Kutsche durch das Tor gefahren, und kaum war das Gelächter verklungen,
erwachte Quantz aus seiner Erstarrung. Seine Majestät wollte ihn sprechen. War
das Glück oder Pech? Würde das alles nur noch schlimmer machen?
    Er sah in die
Gesichter von d’Argens, des operndichtenden Algarotti und diesem Hauptmann
Voigt, und ihm dämmerte, dass etwas nicht stimmte. Wenn dem König an einem
Gespräch mit ihm gelegen war, schickte er einen Boten mit einer kurzen
schriftlichen Ordre an Weyhe. Es war nicht die Art Seiner Majestät, zwei
Kammerherren und einen Offizier für so eine banale Aufgabe in Bewegung zu
setzen.
    Die Herren sahen ihn
schweigend an.
    »Was wird hier
gespielt?«, fragte Quantz, und als sei diese Frage der entscheidende Zünder zu
einer Explosion gewesen, brachen alle drei ein weiteres Mal in schallendes
Gelächter aus.
    »Es wurde Zeit, dass
jemand es diesem aufgeblasenen Wicht einmal zeigt«, sagte d’Argens.
    »Allerhöchste Zeit«,
bestätigte Algarotti. »Diesen unsäglichen Menschen könnte man gerade in eine
Commedia verpflanzen. Er macht sich lächerlich, aber er merkt es noch nicht
einmal.« Wieder folgte ein Salve von Gelächter.
    »Dieses Gesicht«,
sagte d’Argens. »Man müsste ein Pesne sein, um es malen zu können.«
    Algarotti nickte.
»Schade, dass es nur in unserer Erinnerung weiterlebt. Doch das war die Sache
schon wert.«
    Die Kutsche nahm
nicht den direkten Weg zum Brandenburger Tor und damit zum Sommerschloss. Sie
waren in die Hüttergasse hinauf zum Kanal gefahren und bogen jetzt rechts ab

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