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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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Wie soll ich nur zum König kommen?«
    Der Franzose legte
ihm die Hand auf die Schulter. »Ganz ruhig, Herr Quantz. Ich habe das genau
durchdacht. Ich glaube, dass Sie – wie man im Deutschen so schön bildhaft sagt
– den Kürzeren ziehen, wenn Sie sich jetzt auf eine Diskussion mit dem König
einlassen. Sie werden sich gegen diesen aufgeblasenen Wicht Weyhe verteidigen
müssen, und er wird alles so darstellen, dass Sie nur noch eindeutiger als
Schuldiger dastehen. Ich denke, es gibt nur eine Möglichkeit für Sie, aus der
Sache gut herauszukommen.«
    »Und die wäre?«
    »Sie müssen
natürlich die gesamte Intrige restlos aufklären. Und zwar, bevor Sie das
Ergebnis Ihrer Nachforschungen Seiner Majestät vortragen. Ich schätze unseren
König so ein, dass er das würdigen wird.«
    »Aber wie soll ich
das anstellen? Wir stehen hier, wo Brede seine Pferde und seine Kutschen
unterstellt, weil Andreas uns aus irgendwelchen Gründen auf den Namen Brede
hingewiesen hat. Was hilft uns das?«
    »Sie vergessen, dass
Weyhe ebenfalls einen Grund haben muss, Brede im Auge zu behalten. Sonst wären
doch seine Helfer hier nicht aufgetaucht.«
    »Das ist richtig. Er
hat mir den Zusammenhang sogar erklärt. Er sagte, das Haus habe etwas mit dem
Gesandten der Kaiserin zu tun. Es gehört dessen Leibarzt. Einem gewissen Dr. Eichel.«
    La Mettrie nickte,
und sein Gesichtsausdruck bekam etwas ungewohnt Väterliches. »Sehen Sie, das
ist doch schon mal ein Anfang. Und ich habe mich schon gefragt, warum Brede
seine Pferde und Kutschen gerade hier unterbringt? So nah bei den Fischern? An
der Heiliggeistkirche? Am Wasser?«
    Quantz entfuhr ein
Seufzen. Was war das nun wieder für ein Gedanke? Schweifte der Franzose wieder
ab? Würde gleich ein Vortrag über die Ansiedlungsorte von Pferdekutschern in
Preußen folgen?
    »Vielleicht kann er
sich keine andere Remise leisten. Vielleicht hat der König ihm woanders die
Genehmigung verwehrt. Ist das wichtig?«
    »Allerdings. Aber
das wird uns ein Herr erklären, der in der Kirche auf uns wartet.«
    »Es wartet jemand
auf uns?« Was sollte das nun wieder heißen? Quantz hatte das Gefühl, dass der
Dialog mit La Mettrie in einer eigenartigen Taumelbewegung vorwärtstrieb. Jeder
Schritt schien in eine andere Richtung zu gehen.
    Der Franzose deutete
auf die Kirchenmauer. »Ich habe doch gesagt, ich habe mir Gedanken gemacht.
Kommen Sie. Der Herr ist sehr auskunftsfreudig.«
    Gemeinsam betraten
sie das Gotteshaus. Es war kühl und dämmrig hier, und es roch nach feuchtem
Stein. Kein Wunder, die Heiliggeistkirche stand direkt an der Havel.
Wahrscheinlich zog die Nässe des Flusses in die Steine, und der Sonne gelang es
nicht, sie auszutrocknen.
    Vom Altarraum, auf
den durch ein hohes Kirchenfenster das gefilterte Licht des Frühlings fiel, kam
jemand auf sie zu. Zuerst sah Quantz nur eine Silhouette, doch dann erkannte er
Professor Sartorius. Sein heller Bart hob sich im Halbdunkel deutlich von
seiner schwarz gekleideten Gestalt ab. Quantz entdeckte eine Tasche in der Hand
des Gelehrten.
    »Wie schnell man
sich wiedersieht, lieber Herr Quantz.« Die Stimme hallte in dem weiten Raum.
»Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie den Herrn Kammerherrn hier zu Ihren
Freunden zählen. Wir haben uns sehr interessant unterhalten. Es ist doch
wunderbar, dass man sich auch im fernen Frankreich für die Historie Potsdams
begeistert, finden Sie nicht?«
    Ein Seitenblick zu
La Mettrie verriet Quantz, dass es wirklich der Professor war, der hier auf sie
gewartet hatte. Quantz hatte allerdings keine Ahnung, wie Sartorius ihm in
dieser Situation helfen konnte. Er sah zu dem Franzosen hin, der fast
unmerklich nickte und zweimal die leicht erhobenen Handflächen senkte. »Sicher,
Herr Professor«, sagte Quantz leichthin. »Sie haben mir ja mehrfach erläutert,
wie weit die Geschichte unserer Stadt zurückreicht –«
    »Und darüber
hinaus«, schaltete sich La Mettrie ein, die Hände jetzt vor dem Bauch
ineinandergelegt, »hat der Herr Professor sogar herausgefunden, dass es noch
immer Spuren der alten Siedlungen gibt, die hier einst gestanden haben.
Wahrscheinlich befand sich an dieser Stelle sogar eine alte Burg, von der
freilich nichts mehr vorhanden ist, da man sie längst abgerissen hat. Das
heißt, über der Erde ist nichts mehr vorhanden. Darunter dagegen …«
    »Unter der Erde?«,
fragte Quantz.
    Sartorius nickte und
nahm wieder seine unangenehme Angewohnheit an, das Gegenüber am Arm
festzuhalten. »Die Dinge,

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