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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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Aufregung ergriff. La
Mettrie hatte etwas entdeckt! Und der Gestank hatte sich tatsächlich etwas
verflüchtigt. Und das lag weniger daran, dass er sich daran gewöhnt hatte,
sondern an der kalten, feuchten Luft, die dem Loch entstieg. Und mit ihr das
faulige Aroma der Havel.
    Der Franzose hielt
die Lampe direkt über die Öffnung. »Hat uns nicht der Herr Professor
verdeutlicht, welche Erkenntnisse unter der Erde liegen? Nun folgt auf die
Theorie das Faktum. So soll es sein. Die Welt ist doch perfekter, als ich
dachte …«
    Im Lichtschein wurde
eine metallene Leiter sichtbar, die an einer Wand nach unten führte. Steil wie
im Inneren eines Brunnens ging es in die Tiefe.
    »Wenn das mal kein
guter Fluchtweg für Grenadiere ist«, sagte der Kammerherr. »Wenn man nicht über
die Mauer gelangen kann, geht es eben unten durch. Eigentlich sehr einfach.«
    Sie erhoben sich und
klopften den Schmutz von ihren Röcken. Quantz spürte, wie sich seine Aufregung
verlor. Eine große Ruhe überkam ihn. Sie hatten etwas gefunden, was den König
beeindrucken würde. Es gab eine Möglichkeit für seine Rettung!
    »Es ist besser«,
sagte La Mettrie, »wenn wir mit den Beinen zuerst in das Loch steigen.«
    Quantz schüttelte
den Kopf. »Sie wollen da runter? Das ist nicht Ihr Ernst! Reicht es denn nicht,
dass wir den Fluchtweg gefunden haben?«
    »Ich bin sicher, da
unten warten noch viel mehr Antworten auf unsere Fragen. Und woher wissen Sie,
ob es wirklich ein Fluchtweg ist?« La Mettrie hielt die Lampe über das Loch.
»Möchten Sie vorgehen, oder soll ich?«
    Quantz sah La Mettrie
zu, wie er seinen Hut abnahm und Anstalten traf, in den Schacht zu klettern.
    Sicher – der
Franzose hatte recht. Ein Kellereinstieg war immer noch kein Beweis. Es kam
darauf an, wo er hinführte. Nur die ganze Wahrheit war die Wahrheit.
    La Mettrie bewegte
sich rückwärts in das enge Gelass. Dann stieg er ein paar Sprossen die Leiter
hinunter. Als nur noch sein Oberkörper herausschaute, sagte er: »Wären Sie so
freundlich, mir den Hut herunterzuwerfen, wenn ich es Ihnen sage? Er ist in diesem
Schacht sehr hinderlich.« Damit verschwand er.
    Quantz hockte am
Eingang der Kammer und sah ihm nach. Von oben war La Mettries runder Kopf zu
sehen, der im Lichtschein immer tiefer wanderte. Es schien eine Ewigkeit zu
dauern, bis der Franzose das Gesicht wieder nach oben wandte. »Jetzt, Monsieur.
Mein Hut.« Seine Stimme wirkte dumpf in dem engen Schacht.
    »Wollen wir die Hüte
nicht hier oben lassen?«, fragte Quantz. »Wir sind doch sicher gleich zurück.«
    »Es ist besser, wenn
es keine Spuren gibt. Vergessen Sie auch nicht, die Tür zur Kammer und die
Klappe über sich zu schließen.«
    Quantz musste
kämpfen, bis er seinen langen Körper in den schmalen Abgang gequetscht hatte.
Sein Rücken schabte an der rauen Wand, als er sich Sprosse für Sprosse
abwärtsbewegte. Immer wieder stieß er sich die Ellbogen an.
    Der Schacht endete
auf steinigem Grund. Gegenüber der Seite, wo die Leiter angebracht war, befand
sich ein Durchgang, der oben von einem runden Bogen abgeschlossen war. Dahinter
flackerte La Mettries Lampe. Quantz folgte ihrem Schein.
    »Schauen Sie sich
das an«, sagte der Franzose, der die Lampe über seinen Kopf erhoben hatte.
»Hätten Sie das für möglich gehalten?«
    Vor ihnen befand
sich eine massive Holztür, die offen stand und den Blick in einen kleinen Raum
gewährte, der wie eine Wächterstube aussah. Darin standen eine Bank und ein
Tisch, an der rohen Mauer ein Regal. Quantz erkannte Brotkrümel und Scherben
eines zerbrochenen Krugs. Neben einigen Stufen, die in den Raum führten, erhob
sich eine kniehohe Mauer, die etwas einzugrenzen schien. Sie gingen heran und
blickten in ein dunkles Wasserloch.
    »Wahrscheinlich ein
alter Brunnen«, sagte La Mettrie. »Interessant ist auch dies hier.« Er
beleuchtete ein Bündel von getrockneten Schilfrohren, das in der Ecke stand –
nur ein Stück entfernt von einer Tür aus rostigen Eisenstäben. »Schilf neben
dem Eingang zu einem Kerker«, stellte der Franzose fest. »Wozu das wohl nützen
soll?«
    Quantz sah zu der
Holztür zurück, durch die sie gekommen waren, und plötzlich erfasste ihn
Beklemmung. »Wäre es nicht besser, wieder zu verschwinden, Monsieur? Ich habe
den Eindruck, es ist gefährlich hier.«
    La Mettrie hatte
gerade die Lampe abgestellt, einen der Stäbe aus dem Bündel genommen und hielt
ihn jetzt wie ein Fernrohr vor sein Auge. »Ruhig Blut. Es bleibt uns doch
nichts

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