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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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den Saal zu
verlassen.
    Weyhe erhob Protest.
»Sie allein lassen mit einem gefährlichen Gefangenen? Eure Majestät, wir müssen
für Ihre Sicherheit sorgen!«
    Der König hob das
Kinn und sah auf den Rat hinab. »Ich habe gefährlichere Schlachten geschlagen.
Machen Sie sich um meine Sicherheit keine Sorgen.«
    Weyhe sah noch
einmal kurz Quantz und dann den König an. Schließlich ging er, und sie waren
allein.
    »Was will Er nun?
Strapaziere Er meine Geduld nicht länger.« Friedrich zog die Augenbrauen hoch.
    »Majestät, ich
glaube, dass hierin«, Quantz hob das Notenblatt, »die Wahrheit über alles zu
finden ist.«
    ***
    Es war ganz und
gar gelungen!
    Rat Weyhe spazierte
inmitten des leuchtenden Frühlingstags durch die Stadt. Er kam vom Schloss und
bewegte sich in Richtung der neueren Stadtteile im Norden. Die Hände auf dem
Rücken, stellte er ganz den gut situierten Bürger dar, der er war.
    Der König hatte ihm
eine Beförderung versprochen. Eine gute Laufbahn beim Kriminalgericht. Und
damit viele Gelegenheiten, die Vorgänge in Seiner Majestät Kanzleien zu
beobachten. Seiner Pflicht nachzukommen. Und hin und wieder in Berlin
Kontaktleute zu treffen, die seine geheimen Berichte über diese Vorgänge Graf
Bernes und Habsburg zukommen ließen.
    Weyhe mied die
Straße, wo das Haus des gewesenen Musikus lag. Die Magd Sophie, so hieß es,
wohne noch dort. Als sie von der Inhaftierung ihres Dienstherrn erfahren hatte,
war sie auf die königlichen Boten losgegangen wie eine Furie. Weyhe
befürchtete, dass die Magd, sollte sie ihn vorbeigehen sehen, wieder die Nerven
verlor. Und sich auf offener Straße mit einer Frau zu streiten, passte nun ganz
und gar nicht zu seiner Würde.
    Er lenkte seine
Gedanken auf Angenehmeres. Zum Beispiel auf die Residenz, die er sich bald selbst
hier in Potsdam anschaffen würde. Ein Haus mit Bediensteten. Nicht übel. Er
musste freilich achtgeben. Das Geld aus Habsburg durfte nur vorsichtig
ausgegeben werden. Plötzlicher Reichtum machte verdächtig.
    Herrlich, diese
schnurgeraden Straßen ohne Hindernisse, ohne unverhoffte Kurven oder andere
Unregelmäßigkeiten. Er näherte sich dem Jägertor. Die stilisierten Granaten
links und rechts waren bereits zu erkennen. Weyhe kam der Krieg in den Sinn,
der wahrscheinlich unmittelbar bevorstand – auch wenn es in Potsdam nicht
danach aussah.
    Doch bald besaß
Habsburg genug Informationen über die Pläne des preußischen Königs, um andere
europäische Mächte zu einer Koalition zu gewinnen. Und gemeinsam würde man
Preußen dann in die Zange nehmen. Dann würde dieser eigenartige Soldatenstaat
wieder zu dem werden, was er einst gewesen war: ein unbedeutendes Kurfürstentum
inmitten einer unfruchtbaren, hässlichen Landschaft.
    Sicher war es
besser, mit dem Kauf der Residenz noch zu warten, bis der Krieg gewonnen war
und Preußen am Boden lag. Wien war ohnehin die bessere Alternative, um ein
unbeschwertes Leben zu führen. Das riesige habsburgische Reich hatte viele
schöne Ecken – von Böhmen nach Norditalien. Die Toskana …
    Die Soldaten grüßten
ihn, als er das Tor durchschritt und wie ein Spaziergänger, der seinem Drang
nach Bewegung nachgibt, auf dem äußeren Weg weiterging. Auch hier säumten
Linden die schmale Straße. Weyhe sog den herrlich süßen Duft ein. Gleichzeitig
zählte er die Stämme. Am fünften stand ein Mann, der auf etwas zu warten
schien. Er war ärmlich gekleidet. Ein Tagelöhner, der auf einen Auftrag
wartete.
    Weyhe blieb wie
zufällig stehen. Eine Weile schwiegen beide. Erst als zwischen den anderen
Spaziergängern eine Lücke entstand, sagte Weyhe: »Der Dienst ist hart …«
    »… doch süß ist
die Ehre«, vollendete der Mann, griff unter sein Wams und holte ein
Ledersäckchen hervor.
    Weyhe nahm es und
lächelte, als er dessen Schwere spürte. Er konnte sich nicht beherrschen und
öffnete es. »Habsburgische Gulden?«, zischte er. »Was soll das? Will Er mich
veralbern? Sag Er seinem Herrn, dass ich das nächste Mal preußische Taler will,
verstanden?«
    Der Mann nickte,
ohne etwas zu sagen, und ging davon. Weyhe band den Riemen des Säckchens wieder
zusammen und verstaute das Geld in seiner Tasche.
    Habsburgische Gulden
… Da konnten sie ihm ja gleich ein Schild um den Hals hängen: Hier steht
der Mann, der für die Kaiserin spioniert!
    Er war so in seine
Gedanken vertieft und mit der Unterbringung des Geldes beschäftigt, dass er
fast in die beiden Uniformierten gelaufen wäre, die wie aus dem

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