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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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Hüfte
spürte und sich an der Sitzkante festhalten musste. Als sie auf der
Brandenburger Straße auf das Tor zufuhren, mischten sich Getrommel und Geschrei
in das Getrappel der Pferde und das Gerumpel.
    Quantz sah aus dem
Seitenfenster. Überall öffneten sich die Türen. Der Tag war angebrochen. Der
Ameisenstrom der Uniformierten quoll aus den Häusern. Sie rannten und hängten
sich im Laufen Säbel oder Patronentaschen um. Der Appell stand bevor.
    Die Kutsche rumpelte
durch das Tor und ließ den Lärm hinter sich, dann hinauf zum Schloss, wo über
den Wiesen zwischen den Bäumen der Frühnebel dampfte.
    ***
    Andreas erwachte
in einer schaukelnden Enge. Es kam ihm vor, als würde er schweben
    Er versuchte, sich
zu bewegen, doch seine Hände waren gefesselt. Der Ansatz eines Schreis entfuhr
seinen Lungen, aber etwas Dickes, Widerliches füllte seinen Mund, und er
brachte nur ein Wimmern zustande.
    Seine Nase füllte
sich mit Schleim. Er stieß heftig Luft aus – voller Angst zu ersticken.
    Andreas hatte die
Augen weit aufgerissen, aber er konnte nichts erkennen. Sein Kinn schabte an
grobem Stoff. Man hatte ihm einen Sack über den Kopf gezogen. Auch seine Beine
waren verschnürt.
    Sein Herz pumpte und
pumpte. Wärme entstand zwischen seinen Beinen, dann Kälte. Er hatte wieder ein
paar Tropfen in die Hose entlassen. Das geschah ihm oft, wenn er Angst hatte
oder einen Schreck bekam.
    Beruhige
dich , sagte er
sich immer wieder. Bleib ruhig.
    Was war eigentlich
geschehen?
    Er war durch die
Stadt gelaufen, er war vor Herrn Quantz geflohen. Dem hatte die schöne Musik,
die er sich für ihn ausgedacht hatte, wohl nicht gefallen. Andreas hatte Angst
bekommen, dass ihn Herr Quantz zur Wache brachte. Er wollte sich lieber selbst
zum Schloss durchschlagen. Vielleicht hatte man dort gar nicht bemerkt, dass er
von dem Botendienst nicht zurückgekehrt war.
    Aber er hatte nicht
aufgepasst. Plötzlich war der Teufel da gewesen und hatte ihn geschnappt.
    War er jetzt in der
Hölle? Oder auf dem Weg dorthin?
    Andreas hatte gehört,
dass man auf der Fahrt in die Unterwelt einen Fluss überquerte. Und wenn er
sich konzentrierte, dann gewann er den Eindruck, sich auf dem Wasser zu
befinden. Auf einem Boot.
    Tatsächlich. Der
enge Raum, in dem er sich befand, schaukelte leicht. Jetzt stießen sie irgendwo
an. Männerstimmen waren zu hören. Andreas konnte sie nicht verstehen. Er
versuchte, die Ohren zu spitzen und den Männern zuzuhören, aber es gelang ihm
nicht. Schritte näherten sich, und starke Arme griffen nach ihm.
    Vielleicht, dachte
Andreas, ist es ja jetzt vorbei.
    ***
    Quantz stand im
Vestibül des Schlosses. Immer wieder fiel sein Blick auf die Statue aus weißem
Marmor, die zwischen zwei Säulen an der Wand saß. Es war der Kriegsgott Mars,
der gerade ausruhte von seinen vielen Kämpfen und Schlachten.
    Schon in der Kutsche
hatte sich Quantz den Kopf darüber zerbrochen, warum der König nach ihm
schicken ließ. Draußen im Ehrenhof hatte er eine weitere Kutsche gesehen. Doch
das war nichts Ungewöhnliches, denn der König empfing oft um diese Zeit seine
Beamten und Berater.
    Ob Quantz zu Unrecht
Angst hatte? Vielleicht brauchte Seine Majestät seine Hilfe? Und es war eine
Ehre, so früh hier erscheinen zu dürfen? Er entspannte sich ein wenig, und
dabei wurde ihm die Müdigkeit bewusst, die ihm in den Knochen steckte. Er hatte
höchstens zwei Stunden geschlafen.
    Plötzlich regte sich
etwas auf der anderen Seite der Tür zum Marmorsaal.
    »Ist er da?«, rief
Friedrichs Stimme, in der wie so oft Ungeduld mitschwang. »Ja, dann bringe man
ihn doch endlich herein.«
    Die Tür öffnete
sich, und da stand der König. Sein Blick ruhte einen Moment auf Quantz, und er
besaß nicht den neugierigen Ausdruck wie beim Musizieren oder wenn Seine
Majestät eine neue Komposition durchsah. Er blickte streng. So sah der Monarch
wahrscheinlich seinen Generälen und Offizieren in die Augen.
    »Da ist er ja«,
sagte der König. »Mitkommen.«
    Keine Begrüßung.
Keine Höflichkeitsformel. Das Konzertzimmer, das sie auf dem Weg zum Gemach des
Königs durchqueren mussten, lag wie eine düstere Kammer da. Die Vorhänge waren
noch geschlossen. Die goldenen Verzierungen, die Figuren auf den Gemälden und
auch das Spinnennetz waren nur schemenhaft zu erahnen. Sie schienen in der
Dämmerung zu schlafen.
    Im Arbeits- und
Schlafraum jedoch standen die Fenster offen. Das junge Licht des
heraufziehenden Frühlingstages drang herein, dazu der frische

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