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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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zu
fahren. Ich ahnte, dass es einen Zusammenhang geben musste, und ließ mich chauffieren.«
    »Wer war der Mann?
Wie sah er aus?«
    »Ich weiß es nicht,
Eure Majestät. Er hielt sich im Dunkeln.«
    »Warum haben Sie auf
eigene Faust etwas unternommen? Warum haben Sie nicht Rat Weyhe verständigt
oder die Wache?«
    »Eure Majestät, ich
habe es versucht. Ich war beim Stadtschloss. Die Wache sagte mir, der Herr Rat
sei abwesend. Und ich wollte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, Andreas
zu finden.«
    Der König drehte
sich zum Rat und fasste ihn ins Auge. »Weyhe, wo waren Sie?«
    »Wahrscheinlich noch
bei Ihnen, Majestät. Hier.« Der Rat machte eine kreisende Bewegung mit dem Arm,
als präsentiere er dem König dessen eigenes Gemach.
    Der Monarch wandte
sich wieder Quantz zu. »Und wie ist es Ihnen gelungen, durch das Tor
hinauszukommen?«
    »Ich war den Soldaten
dort persönlich bekannt.«
    Weyhe hob die Hand.
»Wir haben das überprüft, Majestät. Es stimmt.«
    »Was stimmt,
Weyhe?«, fragte der König. »Ich bitte um Präzision, das habe ich Ihnen schon
tausendmal gesagt.«
    »Beides«, fuhr der
Rat fort. »Dass der Herr Musikus an der Wache am Stadtschloss war und dass er
durch das Brandenburger Tor kam. Davor war er schon der Wache am Jägertor
aufgefallen.«
    »So sind Sie, Herr
Quantz, weit herumgekommen in dieser Nacht.«
    Quantz hatte das
Gefühl, ein Gewicht lege sich auf seine Brust. »Wie gesagt, ich war auf der
Suche nach Inspiration. Mir ging ein Thema im Kopf herum. Ich habe nicht so
genau auf meine Schritte geachtet.«
    »Ich denke, der Herr
Musikus hat einen Weg hinaus aus der Stadt gesucht«, rief Weyhe dazwischen.
»Über die Mauer. Vielleicht, um einem Soldaten Eurer Majestät zur Desertion zu
verhelfen.«
    »Das ist absurd«,
rief Quantz. »Wie kommen Sie denn auf so etwas?« Es beruhigte ihn ein wenig,
dass Weyhe solche Anschuldigungen erhob. Der Rat machte sich damit selbst
lächerlich.
    »Weyhe«, rief der
König, »mäßigen Sie sich. Das ist eine schwere Anschuldigung.« Zu Quantz
gewandt, fügte er hinzu: »Allerdings kann ich tatsächlich nicht an den
Unbekannten glauben, Herr Quantz. Merken Sie nicht selbst, wie unwahrscheinlich
sich Ihre Geschichte anhört?«
    »Es ist die
Wahrheit, Majestät. Man verlangte von mir, dass ich Andreas rette.«
    »Hätte das der
unbekannte Mann nicht selbst tun können?«, fragte Weyhe.
    Quantz schüttelte
den Kopf. »Ich verstehe es ja selbst nicht.«
    Nun sprach mit ruhiger
Stimme aus dem Hintergrund zum ersten Mal Fredersdorf: »Seine Majestät hat
Herrn Quantz das Wort erteilt, Herr Rat. Würden Sie bitte schweigen?«
    »Danke, mein
Lieber«, sagte der König. »Also gut, Quantz. Was ist geschehen, als Sie am Ziel
Ihrer nächtlichen Reise ankamen?«
    Quantz berichtete
von seiner Ankunft am Bornstedter Friedhof. Seiner Unschlüssigkeit. Dem Licht,
das er erspäht hatte. Der Szene in der Scheune. »Plötzlich brannte alles.
Jemand muss von außen die Fackel hereingeworfen und dann das Tor verschlossen
haben. Es war furchtbar.«
    »Und warum sollte
das jemand getan haben? Um Sie zu töten? Nachdem er Andreas getötet hat? Und
erst alles daransetzte, damit Sie ihn finden? Warum, Quantz? Erklären Sie es
mir.«
    Quantz rang nach
Worten. Er wäre am liebsten auf die Knie gesunken. »Eure Majestät …« Er spürte,
dass seine Stimme flehend klang. »Ich weiß, dass es sich seltsam anhört. Aber
es ist die Wahrheit. Bitte glauben Sie mir.«
    »Es fällt mir
schwer. Wenn Er Unglaubliches berichtet, lässt Er mir keine andere Wahl, als es nicht zu glauben, oder? Weyhe – referieren Sie, was
der Mietkutscher Brede dazu gesagt hat.«
    »Er hat ausgesagt,
ein Junge habe in der Nacht gegen seine Tür gehämmert. Er habe behauptet, er
komme von dem Herrn Musikus. Brede solle ihn sofort fahren. Der Junge hatte
zwei Taler als Anzahlung dabei.«
    »Zwei Taler«,
wiederholte der König. »Eine schöne Summe.«
    »Ich weiß nicht, wer
der Junge war«, sagte Quantz. »Ich weiß davon nichts. Der Junge wurde
vielleicht auch von dem Unbekannten geschickt. Ich habe keinen Jungen zu Brede
geschickt.«
    »Immer wieder der
Unbekannte«, warf Weyhe ein. »Wir haben natürlich versucht, den Jungen zu
finden, Eure Majestät. Aber es ist schwer, denn Brede hat nicht darauf
geachtet, wie er aussah.«
    »Sie hätten auch
andere Möglichkeiten gehabt, sich der Ordnungskräfte zu versichern, Quantz«,
sagte der König. »Es gibt Wachen in dieser Stadt. Patrouillen.

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